Analyse
15:28 Uhr, 12.03.2023

SVB FINANCIAL - Janet Yellen schließt Bailout aus

Innerhalb von wenigen Tagen brach das US-Finanzhaus Silicon Valley Bank zusammen. Es geht wieder eine Angst um, wie man sie zuletzt aus der Finanzkrise kannte.

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Update Sonntag, 12. März: Die Finanzministerin der USA, Janet Yellen, hat in einem Interview mit CBS News klargestellt, dass ein einen Bailout der Silicon Valley Bank nicht geben wird. Man arbeite eng mit den Bankenaufsichtsbehörden zusammen. Im Fokus stehe der Schutz der Kundeneinlagen bei der Bank. Wörtlich sagte Yellen: "Lassen Sie mich klarstellen, dass es während der Finanzkrise Investoren und Eigentümer von systemrelevanten Großbanken gab, die gerettet wurden. Auf solchen liegt aktuell nicht der Fokus. Die damals eingeleiteten Reformen bedeuten auch, dass wir das nicht noch einmal tun werden. Aber wir machen uns Sorgen um die Einleger und konzentrieren uns darauf, ihre Bedürfnisse zu erfüllen."

Diese Einlagen sind nur bis 250.000 USD durch die Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) gesichert. Alles darüber hinaus ist ungesichert. Meldungen zufolge überschreiten aber 95 % der Kundeneinlagen der SVB diese 250.000-USD-Grenze. Vor allen Dingen viele Tech-Unternehmen haben einen Teil ihres Cash bei der SVB geparkt. Beim Streamingspezialisten Roku sind es wohl sogar über 25 % des kompletten Cashbestands. Es ist zu befürchten, dass in der nächsten Woche weitere derartige Nachrichten aus dem Tech-Sektor folgen werden. Wie hoch der Anteil sein wird, den die Einleger effektiv zurückbekommen, ist derzeit völlig offen. Siehe dazu auch diesen Beitrag meines Kollegen Daniel Kühn.


Aus einem vorbörslichen Minus von 30 % wurde gestern bei der Aktie von SVB Financial ein absolutes Kursdesaster. Um 60 % crashte der Anteilschein der auf die Finanzierung von Wachstumsunternehmen und Start-ups spezialisierten Bank aus dem Silicon Valley. Begleitet wurde der Ausverkauf von sich überschlagenden News.

Nachdem das Unternehmen gestern bekannt gegeben hatte, dass es ein riesiges 21 Mrd. USD schweres Anleiheportfolio mit einem Verlust von 1,8 Mrd. USD veräußert hatte, um die Struktur seines Portfolios zu verbessern, kamen über den Tag hinweg immer mehr Fragen bezüglich der Solvenz der Bank auf.

Zum einen zweifeln die Investoren daran, dass die angekündigte 2,25 Mrd. USD schwere Kapitalmaßnahme ausreichen wird, die Löcher in der Bilanz zu stopfen. Zum anderen meldeten sich, während CEO Gregory Becker Klienten anrief, um ihnen zu versichern, dass ihre Gelder sicher seien, verstärkt Größen der VC-Branche, die Unternehmen rieten, ihre Gelder von der Bank abzuziehen, darunter beispielsweise auch Peter Thiel und sein Founders Fund.

Ende Februar 2023 hatte SVB Kundeneinlagen in einem Wert von 326 Mrd. USD, Ende 2022 waren es noch 341 Mrd. USD.

Muss ein Rettungsmanöver her?

Der Hedgefondsmanager Bill Ackman twitterte, die US-Regierung müsse sogar über einen "stark verwässernden Bailout" nachdenken, wenn sich keine private Lösung zur Rettung der Bank finden lasse. Solche Aussagen hat man seit der Finanzkrise nicht mehr gehört.

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Sollte SVB Financial untergehen, würde seiner Meinung nach ein wichtiger Treiber der Wirtschaft ausfallen, da viele VC-Gesellschaften Kredite bei SVB Financial aufgenommen hätten und auch ihre Einlagen zum Großteil dieser Bank anvertrauen. SVB Financial ist einer der wichtigsten Geldgeber im Silicon Valley.

Später stellt Ackman klar: Bei einem möglichen Bailout ginge es ihm nicht darum, die Aktionäre zu schützen, sondern vorrangig die Gelder der Einleger. Ein potenzieller Bankrun ist aktuell wohl das größte Problem der Bank und könnte im Extremfall zu einem Flächenbrand im Bankensektor führen.

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Die SVB-Aktie setzte ihren Crash auch im nachbörslichen Handel fort und verlor weitere 20 % an Wert.

Fazit: Erst Silvergate Capital aus dem Kryptosektor, nun SVB Financial aus dem Bereich VC und Technologie: Wer ist der nächste? Das denkt wohl auch der Markt und schickte gestern den kompletten Bankensektor um 8 % gen Süden. Es kommen wieder mulmige Gefühle bei Investoren auf wie zuletzt vor 15 Jahren. Überzieht die Fed mit ihrem harten Kurs?

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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