Fundamentale Nachricht
14:19 Uhr, 12.08.2020

Die türkische Währung kollabiert

Die Lira fällt und fällt. Grund ist neben dem Streit des Landes mit der EU und Griechenland um Gasvorkommen im Mittelmeer vor allem die Wirtschaftspolitik des Präsidenten Erdogan.

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London/ Istanbul (Godmode-Trader.de) - Die türkische Lira ist im freien Fall. Die Währung ist auf ein neues Rekordtief zum Euro und zum Dollar gefallen. Ein Dollar war in der Spitze 7,3652 Lira wert. Der Euro notiert mit 8,6464 Lira nur knapp unter seiner Höchstmarke. Die Lira hat seit Jahresbeginn bereits rund 17 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar eingebüßt.

Die türkische Zentralbank muss derzeit im Grunde machtlos dem Treiben am Devisenmarkt zuschauen. Interventionen im alten Stil sind nicht mehr drin. Mittels Devisenverkäufen konnte die Zentralbank CBRT den aufstrebenden Dollar immer wieder etwas drücken. Nun aber sind die Devisenreserven aufgebraucht. Milliardenschwere Stützungskäufe sind deshalb nicht mehr drin.

Im Kampf gegen den Kursverfall limitiert die Zentralbank nun den Zugang zu günstigen Krediten. Primärhändler können sich ab heute nicht mehr zu Zinssätzen unterhalb des Leitzinses von 8,25 Prozent mit Geldmitteln eindecken, wie die CBRT am Dienstag bekannt gab. Daraufhin konnte die Lira zum Dollar zumindest temporär etwas zulegen, weil durch den Schritt die Finanzierungskosten steigen. Die Zentralbank erklärte, sie werde „alle Instrumente nutzen, um die außergewöhnliche Volatilität des Marktes zu reduzieren“.

Laut Marktbeobachtern ist das Zündeln der Regierung von Präsident Recep T. Erdogans in der Erdgas-Frage im Mittelmeer Grund der neuerlichen Lira-Abverkäufe. Die Regierung hatte seismische Untersuchungen zu vermuteten Gasvorkommen in der umstrittenen Region angekündigt. Bis Ende August würden dazu weitere Lizenzen vergeben, sagte Außenminister Mevlüt Cavusoglu.

Das mag für das Sentiment gegenüber der Währung schlecht sein. Grundsätzlich aber sieht es so aus, dass die Zinsen weit unter der Inflationsrate von 12 Prozent liegen. Für die Lira herrscht also ein negativer Zins. Diese Zinspolitik geht direkt auf Erdogan zurück. Er verlangt niedrige Zinsen, damit Kredite günstig sind und die Wirtschaft dadurch angekurbelt wird. In den vergangenen zwölf Monaten wurden die Zinsen denn auch von über 20 Prozent auf 8,5 Prozent gekappt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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