Die Türkei bekommt ihr Inflationsproblem nicht in den Griff
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Ankara (Godmode-Trader.de) - In der Türkei ist die Preisteuerung auf bedrohliche Höhen geklettert. Im April stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um knapp 70 Prozent, wie das Statistikamt am Donnerstag mitteilte. Im März hatte die Inflationsrate bei 61,1 Prozent gelegen. Es war der zwölfte Anstieg in Folge. Die Rate ist nun nur noch wenige Prozentpunkte von dem Höchststand von 73,2 Prozent entfernt, der während der Auswirkungen der türkischen Wirtschaftskrise Anfang der 2000er Jahre erreicht wurde. Auf Monatssicht legten die Verbraucherpreise im April um 7,25 Prozent zu.
Die Aufschlüsselung der Daten zeigt, dass der Anstieg der Inflation in erster Linie auf höhere Lebensmittel- und Energiepreise zurückzuführen ist. Die Nahrungsmittepreise stiegen sprunghaft von 70,3 Prozent im März auf 89,1 Prozent im April und trug damit um 4,8 Prozentpunkte zum Anstieg der Gesamtinflationsrate bei. Unterdessen stieg die Energieinflation auf 118,2 Prozent im Jahresvergleich, da die lokalen Kraftstoffpreise massiv zulegten und die Erdgastarife angehoben wurden.
Auch die Kerninflation setzte ihren Aufwärtstrend fort und erreichte im vergangenen Monat 52,4 Prozent im Jahresvergleich. Die Dienstleistungsinflation, die tendenziell weniger schwankungsanfällig ist als andere Preiskategorien, stieg weiter auf 42,2 Prozent im Jahresvergleich. Auch dieser Anstieg dürfte zum Teil auf die indirekten Auswirkungen der höheren Kraftstoffpreise zurückzuführen sein, da er größtenteils von der Unterkategorie Transportdienstleistungen getragen wurde.
Wie erheblich der derzeitige Preisdruck ist, zeigen auch die Erzeugerpreise. Sie stiegen im April um gut 121 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, nach knapp 115 Prozent im März. Die Erzeugerpreise liegen also mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr.
Mit Blick auf die Zukunft gehen Experten davon aus, dass die Inflation in den kommenden Monaten noch etwas weiter ansteigen und für einen Großteil des Jahres in der Nähe der derzeitigen hohen Raten bleiben wird. „Die katastrophalen Inflationswerte, das sich ausweitende Leistungsbilanzdefizit und die Straffung der Geldpolitik durch die Fed bilden einen besorgniserregenden Hintergrund“, kommentierte das Analysehaus Capital Economics. „Es gibt jedoch keine Anzeichen dafür, dass die Währungshüter einen Kurswechsel vornehmen und die Zinssätze anheben werden, da sie dem „neuen Wirtschaftsmodell" treu bleiben“. Ökonomen rechnen im Jahresschnitt nun mit einer Teuerungsrate von 52 Prozent. Sie machen den Einbruch der Landeswährung Lira dafür verantwortlich. Dieser wurde ausgelöst durch Zinssenkungen der Notenbank, durch die die Lira für Investoren unattraktiver wurde.
Die Regierung in Ankara hatte erklärt, dass die Inflation im Rahmen ihres neuen Wirtschaftsprogramms zurückgehen wird. Dieses sieht niedrige Zinssätze zur Ankurbelung von Produktion und Exporten vor. Präsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnet sich selbst als Zinsfeind. Er will mit niedrigen Zinsen die Konjunktur anschieben.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.