Kommentar
12:24 Uhr, 06.03.2018

Drei Elefanten im Raum…

In den Elfenbeintürmen der Notenbanken könnte es schon bald wieder recht emsig zugehen. Der Grund ist ein durchaus gewichtiges Problem, das sich derzeit noch recht gut versteckt...

Mit Blick auf die beiden Meilensteine vom vergangenen Wochenende hatten wir an dieser Stelle vermutet, dass wir uns in einem Karussell befinden, das sich jetzt so lange immer schneller drehen könnte, bis alle Stricke reißen.

Die Börsen kümmert das einstweilen nicht, „GroKo“ und Italienwahl scheinen abgehakt, dabei stehen diese beiden vergleichsweise unbedeutenden Randthemen jetzt wie zwei überdimensionale Elefanten im Raum:

Das Wahlergebnis vom Sonntag zeigt, dass mit Italien die drittgrößte Volkswirtschaft Europas bis auf Weiteres unregierbar sein wird. Mehr als die Hälfte der Italiener hat für europakritische Parteien gestimmt. Eine Regierungsbildung ist trotzdem nicht möglich. Damit wird für die EU ein lange gefürchtetes Horrorszenario Realität.

Immerhin werde die „Große Koalition“ Deutschland jetzt in eine rosige Zukunft führen. So jedenfalls ist es den Mainstream-Medien zu entnehmen. Tatsächlich ist das genaue Gegenteil zu erwarten: Wegen der ungelösten Migrationsfrage dürften sich die Regierungsparteien schon bald gegenseitig auf die Füße treten: Im Herbst sind Landtagswahlen in Bayern. Handfeste Streitereien zwischen CSU und SPD sind da schon heute vorprogrammiert. Im folgenden Beitrag nimmt man die Sache mit Galgenhumor. Dort heißt es: Eine CDU-Kanzlerin schaut der SPD zu, wie sie regieren wird.

Das hat was...

Übrigens stürzt besagte SPD nach dem GroKo-Entscheid ihrer Mitglieder weiter ab. In dieser Woche kommt die „älteste Volkspartei“ des Landes laut INSA nur noch auf kümmerliche 15 Prozent Zustimmung – nur wenige Stunden nach dem Mitgliedervotum. Das hatten sich die Genossen vermutlich ganz anders vorgestellt. Dabei hat die Regierungsarbeit noch nicht einmal begonnen...

Doch bei näherer Betrachtung sind sowohl die Italienwahl wie auch der Mitgliederentscheid der SPD nur zwei vergleichsweise unbedeutende Randthemen.

Zum dritten Elefanten, der sich derzeit noch nahezu unsichtbar macht, kommen wir jetzt:

Erinnert sich noch jemand an den Beginn der Finanzkrise 2008? Mit Meldungen wie der gleich folgenden fing das damals auch an, und zwar schon im Jahr 2007:

Während seinerzeit, also im Sommer jenes Jahres, vor Schieflagen auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt gewarnt wurde, sind es heute die US-amerikanischen Pensionsfonds, die zwar ebenfalls in Schieflage geraten sind, was aber genau wie damals auch heute niemanden so recht zu interessieren scheint.

Das Problem:

Millionen von US-Amerikanern, die jahrzehntelang in ihre Pensionsfonds eingezahlt haben, stehen vor dem Nichts, weil das System der Pensionskassen wegen der jahrelangen Nullzinspolitik kollabiert. Gewarnt wird davor allerdings schon seit geraumer Zeit, wie der folgende Beitrag aus dem vergangenen Jahr deutlich macht.

Leider scheint Ignorieren nicht mehr recht zu funktionieren. Denn das Problem ist mittlerweile offenbar so handfest geworden, dass sich jüngst ein Vorstandsmitglied eines der größten US-Pensionsfonds zu Wort gemeldet hat:

Der größte öffentliche Pensionsverwalter der USA – das California Public Employees Retirement System (CalPERS) für Angestellte im Öffentlichen Dienst – steht demnach kurz vor der Insolvenz. Dabei geht es um die Kleinigkeit von 350 Milliarden US-Dollar. Dass das Phänomen mittlerweile auch bei zahlreichen anderen Pensionsfonds angekommen ist, dürfte für die Versicherten im Öffentlichen Dienst der USA ein schwacher Trost sein.

Wir erinnern uns noch einmal an 2007:

Nach einem recht behäbigen Frühjahr, da niemand das Problem auf dem US-Immobilienmarkt so recht wahrhaben wollte, breitet sich im weiteren Verlauf des Jahres eine Art geschäftige Betriebsamkeit aus: Wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen schnürten die Notenbanken seinerzeit ein "Rettungspaket" nach dem anderen.

Weil das immer noch nicht reichte, um das Finanzsystem vor der Kernschmelze zu bewahren, musste am Ende die ganz große Bazooka ausgepackt werden. QE und andere Zaubertricks haben uns anschließend jahrelang begleitet.

Jetzt sind es also die wankenden US-Pensionsfonds, die niemanden interessieren. Gut möglich, dass die Zauberkünstler in den Elfenbeintürmen (!) der Notenbanken schon bald wieder aktiv werden müssen. Welche Kaninchen sie wohl diesmal aus dem Hut zaubern werden?

Vielleicht holen sie ja jetzt die Elefanten hervor...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

45 Kommentare

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  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Scheinbar alles in trockenen Tüchern bei unseren US-Freunden, nichts erinnert an die schwierigen Zeiten der Großfamilie Walton aus der US-Kultserie. Wirklich nichts?

    Das ist wie immer im Leben eine Frage des Blickwinkels. Aus Sicht der oberen Zehntausend, aus Sicht der Wall Street herrscht eitel Sonnenschein. Andererseits gibt es auch zehn Jahre nach Lehman über 40 Millionen Empfänger von Lebensmittelmarken. Viele Angehörige der Main Street können sich nur mit mehreren McJobs über Wasser halten.

    Schaut man kritisch auf die rosarote Jubelmeldung, welche die US-Statistiker am Freitag in die Welt geschickt haben, dann stellen sich jede Menge Fragen.

    . Wieso benennt das renommierte Wirtschaftsinstitut www.shadowstats.com von John Williams völlig andere Werte als die Staatsstatistiker?

    Arbeitslosigkeit z.B. bei 22%, GDP bei -2% und Inflation bei 10%. Einer lügt, soviel dürfte klar sein, wer im Angesicht von niemals rückzahlbaren über 20 Billionen zinspflichtige Staatsschulden lügt, dürfte auch klar sein. Von der impliziten Staatsverschuldung wollen wir erst gar nicht reden.

    . Wieso werden die US-Wirtschaftsdaten seit vielen Monaten im Trend immer schlechter? Seit neuestem auch die Daten aus Japan und der EU.

    . Wieso ist die US-Autoindustrie massiv am abschmieren?

    . Wieso kommt eine US-Jubelmeldung immer punktgenau dann, wenn die US-Aktienmärkte kurz davor sind, daß sich unter ihnen eine Falltür öffnet?

    . Wieso verflacht sich die US-Zinskurve seit vielen Monaten?

    . Wieso wetten aktuell die Big Boys der Wall Street mit der gigantischen Summe von 4 Billionen US-Dollar auf rasant steigende Zinsen?

    . Wieso wettet Bridgewater im Milliarden-Bereich auf einen Aktiencrash?

    . Wieso wurde in den vergangenen 50 Jahren aus dem einstmals größten Gläubiger der Welt, der größte Schuldner?

    Mr. Goldilock Trump versucht nun, mit einer höchst dubiosen Politik den finalen Befreiungsschlag aus der definitiv desolaten Situation, frei nach dem Motto „Sprenge Deine Grenzen“ und wenn das nicht klappt, wird halt eine Grenzmauer hochgezogen. Bedanken für das Desaster darf sich Trump genau bei der Institution, die unverdientermaßen einen Heiligenschein trägt und sich seit Lehman als Feuerwehr präsentiert. Daß das Bankenkartell unter der Führung der Fed und mit Hilfe der Wallstreet zuvor den Brand gelegt hat, wird nirgendwo thematisiert.

    Fazit:

    Wer die oben gestellten Fragen ehrlich beantwortet, der sieht der ungeschminkten US-Realität in‘s blutleere Antlitz und er wird schwerlich in die Jubelrufe der Mainstreet-Ökonomen einstimmen. Wer allerdings über ein eher schlichtes Gemüt verfügt, dürfte den Staatsstatistikern am Freitag zum wiederholten Mal auf den Leim gegangen sein.

    18:40 Uhr, 10.03.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    @ZeeeGeee

    Wenn ich in Ihren Augen, im Angesicht der aktuellen Zahlen, Daten und Fakten

    ein Schreihals bin, dann handelt es sich bei Ihnen offensichtlich um die schreiende Ahnungslosigkeit. Machen Sie sich besser schlau und handeln Sie. Denn wer nicht handelt, der wird behandelt, demnächst unter dem Murksel-Regime 4.0. Nice WE

    12:58 Uhr, 10.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • tube
    tube
    10:16 Uhr, 10.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • tube
    tube

    "angepisst" wurden eine halbe Million SPD-Mitglieder von ihrer eigenen Parteiführung.

    Der SPD-Mann im Video erklärt unfreiwillig komisch was da los war beim Mitgliederentscheid,

    richtig zur Sache gehts ab Min. 25.00

    10:10 Uhr, 10.03.2018
  • _ono_
    _ono_

    Ach Herr Hoose. Von jemandem wie Ihnen, der den Anspruch erhebt einen besonders kritischen Umgang mit Informationen zu pflegen, wäre etwas mehr Sorgfalt zu erwarten. Gleichermaßen gilt das für Schreihälse wie “The Sesessionist”, der sich über den IQ der Deutschen auslässt, im gleichen Moment allerdings nicht nur den Schreibfehler in seinem Nickname ignoriert, sondern vor allem auch gängige Regeln zur Interpunktion. In die Reihe der Schreihälse ordnet sich brav auch “Kasnapoff” ein, der wöchentlich dem Gehorsam folgt und hier an wirren Ideen zu “Eliten” seinen Halt sucht.

    Zu CalPers: Was heißt denn “underfunded”? Underfunded heißt, dass die auf heute abdiskontierten Zahlungsströme der Versicherung (sprich die zukünftigen Verpflichtungen an die Pensionäre) die Vermögenswerte übersteigen. Und je niedriger der Diskontfaktor, desto höher der Barwert der Verpflichtungen. Insofern sind niedrige Zinsen wirklich ein Problem.

    Die wahren Herausforderungen stecken aber nicht in den niedrigen Zinsen, zumal CalPers 70% des Vermögens in Anlageklassen wie Aktien, Private Equity und Immobilien investiert hat und somit sogar vom niedrigen Zinsumfeld profitieren könnte, sondern in der steigenden Lebenserwartung der Menschen. Das sind strukturelle Probleme des Versicherungsgeschäfts.

    09:39 Uhr, 10.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • The Secessionist
    The Secessionist

    "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." (Jean-Claude Juncker , der Präsident der EU Kommision:)

    Die Großen hören auf zu herrschen, wenn die Kleinen aufhören zu kriechen. (Schiller / 1759 - 1805)

    11:30 Uhr, 07.03.2018
  • Kerry Gold
    Kerry Gold

    Mal sehen ob der DAX diesmal einbricht. Bei den letzten Ankündigungen dieser Art ging es meistens weiter nach oben..

    19:18 Uhr, 06.03.2018
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Wer nach all den Rechtsbrüchen, einer "demokratischen" Regierung in den vergangenen 10 Jahren, die zudem wie im Falle der Eurorettung vom Bundesverfassungsgericht abgesegnet wurden, immer noch daran glaubt, dass die Politiker tatsächlich nach ihrem abgelegten Amtseid den Nutzen des deutschen Volkes mehren und Schaden von ihm abwenden, dem kann keiner mehr helfen. Nur noch mit Mühe und Not lässt sich der schöne Schein aufrechterhalten und man muss wahrhaftig nicht die Kristallkugel befragen um zu erkennen, dass wir vor Umbrüchen stehen die gewaltig sind.

    Die GroKo wird mit ziemlicher Sicherheit als Brandbeschleuniger fungieren und keinesfalls als Feuerlöscher, die Migrantenfrage besitzt das Potential, dieses Notbündnis der Verlierer eher früher als später scheitern zu lassen, allerdings werden die Koalitionäre vor dem Scheitern den Schaden maximieren, denn der Weg in die Transferunion ist nun vorgezeichnet und er wird den Steuerzahler in der BRD auspressen wie eine Zitrone.

    In den vergangenen Jahren hat es die Politik geschafft, durch das Kaufen von Zeit die Bürgerschaft hinter die Fichte zu führen, das ist auch der Hauptgrund, weshalb die Blockparteien überhaupt noch auf die aktuellen Zustimmungswerte kommen. Wenn der Wähler wirklich Druck bekommt, dann reagiert er, aber erst dann. Diese Aussage kann man ganz leicht anhand der Entwicklung der Flüchtlingskrise überprüfen. Glaubt irgendjemand im Ernst, dass die AFD jemals auf die aktuellen Zahlen gekommen wäre, wenn es Merkels dummdreiste Einladung an die Wirtschaftsflüchtlinge dieser Welt nicht gegeben hätte? Wohl kaum!

    Wenn die Flüchtlingskrise ergänzt wird, um eine völlig eskalierende Wirtschafts- und Eurokrise mit dem Zerfall des Währungsraums und das wird passieren, so sicher wie das Amen in der Kirche, dann kommt auch der Schmerz im Portemonnaie für den Bürger und zwar ganz heftig. Dr. Krall, ein Bankenexperte rechnet knallhart mit Zwangshypotheken auf deutsche Eigenheime, nachzulesen im Focus-Money der vergangenen Woche. In einem solchen Szenario dürfte es gefährlich werden für die Protagonisten der Altparteien, die den Wähler seit 20 Jahren wider besseres Wissen für dumm verkaufen. Zerplatzt die Währungsunion und werden die Haftungen in der Bilanz der Bundesbank schlagend, dann ist das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, Mistgabeln aus dem Keller, könnte dann die wohlfeile Devise lauten.

    Fazit:

    Es ist deutlich zu sehen, auch für Kurzsichtige, dass die politischen Lebenslügen der vergangenen 30 Jahre demnächst wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Die von Herrn Hoose angesprochenen Probleme bei den US-Pensionskassen sind gewaltig, sie werden ergänzt um große Schwierigkeiten bei den US-Studentenkrediten und bei den US-Autokrediten. Wer als Deutscher darüber nur müde lächelt, der kann sich ja vielleicht einmal mit der Frage auseinandersetzen, wieso große Versicherungskonzerne bei uns auf die Idee kommen, ihre Lebensversicherungsbestände an chinesische Hedgefonds zu verkaufen.

    18:56 Uhr, 06.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Zukunft21
    Zukunft21

    die Groko macht ihre Rechnung ohn eden Wirt !!

    Bin heute schon gespannt was bei der nächsten Bundestagswahl raus kommt sicherlichn ichts gutes für die Union und die SPD !

    Und was sage ich dazu so soll e ssein und so wird es kommen.

    AFD wird mächtig zulegen und dies ist auch gut so der Schuß vor den Bug haben die hohen Herren und Damen der Union und SPD nämlich immer noch nicht verstanden.

    15:58 Uhr, 06.03.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ebenso düngt mich , als wenn 90 % nicht wissen was Krall im Video da ankündigt. Ich brauchte es nicht sehen weils mir lange klar ist !! Rechtzeitig den Britischen Weg eingeschlagen und zurück zur EWG ..... einfacher wärs doch gar nicht gegangen !

    15:40 Uhr, 06.03.2018
    1 Antwort anzeigen
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