Kommentar
21:22 Uhr, 12.12.2018

Derivate-Kollaps wegen Brexit?

Die britische Regierungschefin Theresa May sieht sich mit einem Misstrauensvotum konfrontiert. Der Vorgang kommt zur Unzeit, auch für die Finanzmärkte. Denn eine wichtige Frist verstreicht am Jahresende...

Unter Berufung auf eine Meldung der Financial Times berichtet der Nachrichtensender n-tv über mögliche Derivate-Probleme, sollten die Briten ihre Unterhaus-Abstimmung zum Brexit nicht zügig über die Bühne bringen. Danach sieht es im Moment jedoch nicht aus, denn aktuell sieht sich die britische Regierungschefin Theresa May mit einem Misstrauensvotum der Abgeordneten konfrontiert.

Eine verschobene Abstimmung zum Brexit-Vertrag im britischen Unterhaus war der Hauptgrund für das Misstrauensvotum gewesen. Eigentlich wollte May den Brexit-Vertrag am Dienstag zur Abstimmung im britischen Unterhaus bringen. Weil sie aber keine Mehrheit zusammen bekommen hatte, verlegte sie die Abstimmung auf den 21. Januar. Bis dahin sollen die Abgeordneten ihre Entscheidung treffen.

Die Lage ist verzwickt, denn auch nach dem am Mittwochabend "überstandenen" Misstrauensvotum bleibt die Lage unübersichtlich:

Dazu die erwähnte n-tv-Meldung:

„An die Londoner City hat die britische Premierministerin Theresa May offensichtlich nicht gedacht, als sie die Unterhaus-Abstimmung zum Brexit-Deal absagte. Die großen Clearinghäuser sind deshalb nun mit erheblichen Problemen konfrontiert.

Denn sie müssen bis Jahresende entscheiden, ob sie ihre Kunden in der Europäischen Union (EU) auffordern, offene Derivatepositionen in Höhe von 45 Billionen Pfund zu schließen. Entsprechende Überlegungen liefen bei den drei Londoner Clearinghäusern LCH, ICE Clear Europe und LME Clear, berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf Insider.

Da der Brexit-Vertrag im Unterhaus noch nicht ratifiziert wurde, droht am 29. März 2019 der ungeordnete Ausstieg Großbritanniens aus der EU. Über Nacht würden sämtliche Derivateverträge ungültig. Die Clearinghäuser müssen ihre Kunden drei Monate vorher benachrichtigen, die Frist endet also zu Weihnachten".

Dazu noch die passende Nachricht der Financial Times.

Den vollständigen Artiekl in englischer Sprache finden Sie auch bei Google mit den Stichworten "financial times brexit clearing 45 billion"

Wie man sieht, geht es hier nicht um Kleingeld: 45 Billionen Pfund, das sind umgerechnet rund 50 Billionen Euro - oder 50.000 Milliarden. Und der 21. Januar liegt deutlich nach dem Jahreswechsel. Sollten daher Derivate-Positionen in dieser Größenordnung geschlossen werden müssen, weil sie andernfalls ungültig werden, wie es der Meldung zu entnehmen ist, wäre mit erheblichen Turbulenzen an den Devisen- und Aktienmärkten zu rechnen.

Genaues wird im Moment niemand prognostizieren können, der gesunde Menschenverstand sagt jedoch, dass Anleger jetzt extreme Vorsicht walten lassen sollten. Denn hier könnte gerade ein Schwarzer Schwan zum Flug ansetzen, den derzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit kaum jemand auf der Rechnung hat.

Und solche Überraschungen lieben die Börsen bekanntlich überhaupt nicht…

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

48 Kommentare

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  • Bigdogg
    Bigdogg

    Ich habe jetzt mal einige Meldungen in Englisch nachgelesen...soweit ich das übersehen kann, handelt es sich tatsächlich um Billionen.....der Derivatemarkt ist mehrere 100 "Trillions" groß und London einer der Haupthandelsplätze. Das passt soweit, auch wenn es meiner Meinung nach (wie schon vorher geschrieben) keine großen Probleme bereiten sollte die Positionen an eine andere Terminbörse zu "rollen".

    21:34 Uhr, 16.12.2018
  • ZeroG
    ZeroG

    @Andreas Hoose ... das ist wirklich ein trauriger Faux-Pas. Sich in der Welt der Billionen & Millarden bewegen , aber das Ganze gar nicht zu verstehen ... dann noch zu versuchen sich so schlau zu geben es den anderen zu erklären, nur dummerweise falsch.

    "financial times brexit clearing 45 billion" ... 45 Billionen Pfund, das sind umgerechnet rund 50 Billionen Euro - oder 50.000 Milliarden > STIMMT ALSO NICHT

    09:07 Uhr, 16.12.2018
    2 Antworten anzeigen
  • ZeroG
    ZeroG

    Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte wissen das im englischen "Billion" = "nur" "Milliarden" im Deutschen sind
    https://translate.google.com/?...

    09:01 Uhr, 16.12.2018
  • Sheldon35
    Sheldon35

    Da wir nun offziell im DAX mit über 20 % Minus im Bärenmarkt sind: In der Nähe vom Hoch habe ich das gleiche Beobachtet wie 2000 und 2008! "die Stimmung ist noch nicht gut genug", " Crashansagen wurden getätigt" , "Anleger stehen noch an der Seitenlinie" usw. Es ist die scheinheilige Mischung, die die Anleger zum Schluss in die Märkte locken....

    12:51 Uhr, 14.12.2018
  • wolp
    wolp

    Ich gebe Ihnen einen Hinweis. Brexit Befürworter verlegt Sitz seiner Firma, Finanzdienstleistungen, nach Irland. Achtung! Jetzt mal nicht googlen, sondern nachdenken. Na? Sehen Sie! Alles Gute für Sie

    09:24 Uhr, 14.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Sie waren nicht gemeint. Verzeihung. Ich meinte die Lady.

    22:35 Uhr, 13.12.2018
    2 Antworten anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Imo wird jedes auch nur im Ansatz absehbare destruktive Ereignis an den Märkten von den führenden Bankenkartellen und den Zentralbanken gemeinsam im Vorfeld abgepuffert. Richtig in Schieflage kommt das System vermutlich nur durch 3 Vorkommnisse:

    A) Ein fetter Schwarzer Schwan, der über Nacht aufschlägt.

    B) Vertrauensverlust der Marktteilnehmer, verbunden mit dem Abzug von Geldern in großem Stil.

    C) Eine Kombination aus A + B.

    Versierte Kenner wie Ray Dalio oder John Mauldin sind der Meinung, dass uns vor einem echten Reset noch die eine oder andere Schuldenkrise in‘s Haus steht und diese Diagnose ist nachvollziehbar, denn sowohl die Politik als auch die Notenbanken sind dazu bereit, die nächste große Krise mit noch nie dagewesenen Maßnahmen zu bekämpfen. Wer 87, 2000 und 2008 als aktiver Marktteilnehmer erlebt hat, wird die Manipulationskraft der Politik und der Gelddrucker ganz gewiss nicht als unterschätzen.

    19:20 Uhr, 13.12.2018
    1 Antwort anzeigen
  • DiNase
    DiNase

    Looks like the hearing is going to be public. This should be fun.

    >>>

    WATCH LIVE On December 13 | 2pm ET | 20:00 MEZ | C-SPAN3

    House Oversight Subcommittee Hearing on the Clinton Foundation

    The House Oversight Government Operations Subcommittee holds a hearing on oversight of nonprofit organizations and restrictions to their political activities, with a focus on the New York-based Clinton Foundation.

    >>>

    >>> https://www.c-span.org/video/?...

    18:59 Uhr, 13.12.2018
  • wolp
    wolp

    Es ist wirklich so, je tiefer in der Blase, desto mehr irrationale Angst. Die Brexit Probleme sind völlig anders gelagert. Appell: Alle Zittrigen, mal von den Filtern befreien!

    18:06 Uhr, 13.12.2018
    4 Antworten anzeigen
  • franca
    franca

    ...wenn das so ist, sind doch unsere Sorgen wegen hartem Brexit unbegründet. Es wird keinen harten Brexit geben, weil es ihn nicht geben darf! Die Finanzwirtschaft/Regierungen werden in letzter Minuten intervenieren und die (Finanz)Welt wieder mal retten!

    14:32 Uhr, 13.12.2018