Kommentar
22:26 Uhr, 02.12.2016

Der Zug nimmt weiter Fahrt auf…

Der gerade erst beginnende Zerfall bestehender Strukturen dürfte sich in den kommenden Jahren gewaltig beschleunigen...

Die Stimmen, die uns in den vergangenen Jahren Panikmache vorgeworfen haben, sind auffallend still geworden. Immer mehr Kommentatoren, Experten und Zaungästen unserer Wochenkommentare scheint allmählich zu dämmern, dass unsere Warnungen berechtigt waren.

Bei immer mehr Menschen fällt jetzt erfreulicherweise der Groschen. Sie erkennen, dass sie auf einen riesengroßen Schwindel hereingefallen sind. Und das erste Dezember-Wochenende hat das Zeug dazu, weitere Traumschlösser auf den Boden der Tatsachen zu holen.

Das Referendum in Italien am Sonntag fällt nun dummerweise mit einer Entwicklung zusammen, die den Italienern überhaupt nicht gefallen wird:

Nach einem Reuters-Bericht vom Freitag verhandelt die italienische Regierung mit der EU-Kommission über die Bedingungen für eine Rettung der angeschlagenen Bank Monte dei Paschi. Premier Matteo Renzo will von der EU offenbar eine Genehmigung für die Rettung der Bank mit Steuergeldern. Die Regierung habe bereits einen Antrag auf Rekapitalisierung durch den Staat gestellt.

Nun werden die Italiener bei der Abstimmung am Sonntag die neuerliche Zuspitzung der Finanzkrise in ihrem Land mit großer Wahrscheinlichkeit auch ihrer Regierung anlasten. Das ist zwar Unsinn, denn in erster Linie ist diese Krise systemisch bedingt und nicht hausgemacht – aber erklären Sie das einmal einem feurigen Italiener, der gerade aufgebracht und wild gestikulierend die Abstimmungskabine stürmt.

Nach Lage der Dinge dürfte Matteo Renzi am Sonntag mit seinem Referendum daher bis zur Halskrause im Morast versinken.

Und dann?

Dann dürften Neuwahlen anstehen, die den Fünf-Sterne-Aufsteiger und EU-Alptraum Beppe Grillo auf die politische Bühne Italiens katapultieren könnten.

Vorher aber wählen die Österreicher einen neuen Bundespräsidenten. Wenn alles glattgeht, wissen wir am Sonntagabend, wer in der Wiener Hofburg künftig residieren wird. Jüngsten Umfragen zufolge ist das Rennen kurz vor dem Zielstrich ähnlich knapp wie jenes kürzlich zwischen Donald Trump und Hillary Clinton.

Dem Gesetz der Serie folgend müssten nach der „unerwarteten“ Brexit-Abstimmung im Juni und dem „Sensationssieg“ von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen im November jetzt ein kategorisches „Nein“ beim Referendum in Italien, sowie ein FPÖ-Bundespräsident namens Norbert Hofer in Wien folgen.

Warum? Weil die Menschen die Nase gestrichen voll haben von korrupten Politikern und einer gekauften und verlogenen Presse. Deshalb wählen sie jetzt „völlig anders“ als man das früher erwartet hätte.

Für den Euro, die EU und alle Globalistenträumer freilich, ist das, was sich da jetzt anbahnt, die perfekte Katastrophe. Dabei dürften die voraussichtlich vier Nackenschläge in 2016 erst der Anfang gewesen sein:

Im März kommenden Jahres sind Parlamentswahlen in den Niederlanden. Ein Rechtsruck ist so gut wie sicher. Am April wählt Frankreich einen neuen Regierungschef. Nachdem Francois Hollande bereits seinen Verzicht erklärt hat, dürfte die rechtskonservative Marine Le Pen kaum noch zu stoppen sein. Im Mai wählen Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ihre Landtage. Und im September schließlich wagt sich Angela Merkel Stand Dezember 2016 noch einmal in den Ring um die Kanzlerschaft in der Bundesrepublik Deutschland.

Nach Lage der Dinge werden wir überall Denkzettel-Wahlen erleben.

Das wird nicht ohne Folgen bleiben: Der gerade erst beginnende Zerfall bestehender Strukturen dürfte sich in den kommenden Jahren gewaltig beschleunigen.

Das liegt auch daran, dass die Akteure unwissentlich alles tun, um diesen Prozess weiter anzuheizen. Beispielhaft zeigt das eine Meldung vom Freitag: In der kommenden Woche wird sich das EU-Parlament mit einer Richtlinie beschäftigen, die geeignet ist, die bürgerlichen Freiheiten in der Europäischen Union in bisher nicht gekannter Weise zu beschneiden. Die Richtlinie ähnelt den von der EU heftig kritisierten Anti-Terror-Gesetzen in der Türkei.

Was wird die Politik mit einer solchen Initiative erreichen? Wut und Unzufriedenheit der Bürger werden weiter anschwellen, radikale Parteien werden weiteren Zulauf erhalten. So schaufeln sich die Regierenden ihr eigenes Grab, ohne es selbst zu bemerken.

Im Geldsystem läuft es ähnlich. Dort wird mit allen Mitteln versucht, die Illusion von "Normalität" aufrecht zu erhalten. In Wahrheit fliegt das ganze Konstrukt längst auseinander. Und je mehr Menschen das erkennen, desto stärker wird die wichtigste "Währung" unter die Räder kommen: Das Vertrauen...

Und jetzt stellen Sie sich einmal vor, was passieren wird, wenn in einigen Monaten ein Schwergewicht wie die Deutsche Bank in die Knie geht…

In diesem Zusammenhang unterschätzen die meisten Kommentatoren, Politiker und Experten die Kraft exponentieller Entwicklungen. Diese wirken jetzt an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichen Richtungen, wobei sie sich gegenseitig verstärken:

Auf der einen Seite beschleunigen sie den Prozess des Erkennens und der wachsenden Unzufriedenheit. Folge davon ist ein rasanter Zerfall bestehender Strukturen, der wiederum weitere Menschen wachrüttelt. So entsteht ein sich selbst verstärkender Kreislauf aus Erkenntnis, Protest und Zerfall. Letzterer betrifft Politik, Gesellschaft und Geldsystem gleichermaßen.

Das bedeutet: Die Entwicklungen, die sich schon heute deutlich abzeichnen, Währungschaos, politische Erdbeben und Bankenpleiten etwa, werden uns sehr viel schneller einholen, als die Masse das derzeit erwartet. 2017 dürfte in dieser Hinsicht hochinteressant werden...

Wem da jetzt vor lauter Angst die Knie schlottern, dem sei gesagt: Es ist überfällig, dass sich einiges ändert. Und Veränderungen, wie sie sich jetzt anbahnen, bieten immer auch riesige Chancen.

Übertriebene Sorgen sind deshalb unbegründet. Vorsichtsmaßnamen sind es nicht...

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Zum Autor:

Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG. Weitere Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de

38 Kommentare

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  • ningxia
    ningxia

    um die ohren geflogen geht grade zu ende. wer soll den job denn sonst machen? ernstzunehmende kandidaten? die afd protestwahl aktion ist bis herbst wieder vorbei. denkzettel wurde verpasst, weiter gehts im konservativ beschütztem merkel fahrwasser.

    00:41 Uhr, 05.12.2016
  • 1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Ausgerechnet am Tag des Referendums macht die Bank Monte dei Paschi di Siena neue Schlagzeilen. Offenbar wurden Millionenkredite an "unbekannte Empfänger" ausgereicht. Es besteht der Verdacht auf Günstlingswirtschaft und Korruption. Der aufgebrachte Italiener wird das in der Wahlkabine zu würdigen wissen...

    https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2016/1...

    10:50 Uhr, 04.12.2016
    2 Antworten anzeigen
  • amateur
    amateur

    Ja, ja, wenn die Welt in den letzten 8 Jahren (leider) doch nicht unterging, nennt man das Konkursverschleppung...warum nicht gleich Manipulation, Betrug...? Manche Autoren können einem Leid tun...

    20:43 Uhr, 03.12.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Wer schon einmal in Gebieten mit vulkanischer Tätigkeit unterwegs war, der weiß das vor einem größeren Ausbruch des Hauptkraters, in den umliegenden kleinen Wassertümpeln gerne Blasen aufsteigen,die beim platzen den ekligen Geruch fauler Eier verbreiten. Zieht man einen Vergleich zu unserer aktuellen Situation im Finanzsystem, dann könnte man durchaus das marode europäische Bankensystem als Blase erkennen, die beim platzen nicht nur stinkt, sondern leider auch noch immensen Schaden im Geldbeutel des Steuerzahlers anrichtet. Das alles lässt sich jedoch im Moment von dem Tandem Notenbanken und Politik noch reparieren, auch wenn der Gestank teilweise schon geradezu unerträglich war. Bricht jedoch eines schönen Tages der Hauptkrater aus, dann wird er den inzwischen mit abgefahrenen Reifen fahrenden Reparaturtrupp der Gelddrucker und Politclowns in Schutt und Asche legen.

    Das Auseinanderbrechen der Eurozone könnte ein Aulöser für den großen Ausbruch sein. Risse in der Zone wurden bislang mit dem europäischen Superklebstoff MERKELFEST zugekleistert, aber wenn man nach Österreich und Italien schaut, dann bekommt man den Verdacht, das sich auch mit Merkelfest die Risse in der Eurozone nicht mehr kitten lassen. Wird also die morgige Abstimmung in Österreich und Italien die Zündschnur für das große Finale in Brand stecken? Wird der italiensche Premier als der Renzinator der EU in die Geschichtsbücher eingehen oder entpuppt sich der Wahlsonntag als Sturm im Wasserglas?

    Wie hat der smarte Österreicher Reinhard Fendrich in einem seiner bekannten Songs doch so witzig gesungen..... Tango Korrupti......wenn einer drauf kommt und entpuppt di.....

    Vielleicht wird ja morgen die EU entpuppt, von Wählern, welche die Nase voll haben, von einem Establishment, das für die Probleme des kleinen Mannes allenfalls Verachtung übrig hat.

    18:33 Uhr, 03.12.2016
  • 3433
    16:45 Uhr, 03.12.2016
    1 Antwort anzeigen
  • RoadyO
    RoadyO

    Wirklich spannend sind auch mal wieder die Nebenartikel der im Artikel erwähnten Links.

    "Blackrock kauft massiv italienische Bank-Aktien.

    Veröffentlicht: 29.11.16 12:32 Uhr"

    "Banken-Krise Italien: Lage bei Monte Paschi offenbar kritisch.

    Veröffentlicht: 03.12.16 01:13 Uhr"

    Hat wie so oft einen sehr faden Beigeschmack... Blackrock verzockt sich und wir dann mit europäischen Steuergeldern ausbezahlt. Da sieht man doch wer die Welt regiert...

    14:33 Uhr, 03.12.2016
    1 Antwort anzeigen
  • 2 Antworten anzeigen
  • Tenerife
    Tenerife

    Ohne unverschleierte zeitliche Zuordnung ist die Abhandlung und sind die Warnungen wenig nutzbringend.

    Nahezu jede Behauptung , die man sich ausdenken kann wird irgendwann mal zutreffen.

    Eine zeitliche Zuordnung "bald" oder " schneller als gedacht" sind auch total relativ und damit auch nicht aussagekräftig.

    Ohne zeitliche Zuordnung entzieht man sich der Verantwortung und der Nachprüfbarkeit des Wahrheitsgehalts der eigenen Texte.

    Und nicht nur "2017 wird hochinteressant", das waren auch alle Jahre zuvor und werden alle folgenden Jahre ebenfalls sein.

    Nachvollziehbare und praktische Vorschläge oder eine Beschreibung der "riesigen Chancen" und der "Vorsichtsmassnahmen" könnten schon eher einen sinnvollen Artikel ergeben.

    11:28 Uhr, 03.12.2016