Fundamentale Nachricht
13:28 Uhr, 19.07.2018

Der Ölpreis und die Inflation

Die Inflation in der Eurozone hat im Juni die Zielmarke der EZB erreicht. Schon deshalb sollten sich die Währungshüter nun Gedanken machen, die Geldpolitik zu straffen, fordern Marktbeobachter. Doch ein wichtiger Baustein der Inflation - die Energie - dürfte schon bald eine weniger drückende Preisrolle spielen.

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New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise zeigen sich am Donnerstag wieder deutlich schwächer. Nach zum Teil starken Verlusten in den vergangenen Handelstagen hatten sich die Notierungen gestern ein Stück weit erholt. Nun aber geht es weiter abwärts: Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete zuletzt weniger als 72 US-Dollar. Der Preis verliert im Vergleich zum Vortages-Schlusskurs mehr als ein Prozent. Der Preis für US-Öl verbilligte sich zugleich auf 66,75 US-Dollar.

Der Rohölpreis war von zeitweise mehr als 80 Dollar je Barrel für Brent im Juni ist damit inzwischen um mehr als 10 Prozent gefallen. Nachdem manche Analysten noch vor zwei Monaten auch Ölpreise von 100 Dollar nicht mehr ausgeschlossen hatten, ist nun ein Stimmungswechsel eingetreten.

Fraglich ist, inwieweit sich nun der deutlich gesunkene Ölpreis auf die Inflationsraten auswirkt. Es gilt hier die Faustformel: Ein Anstieg bzw. Rückgang des Ölpreises um 10 Euro je Barrel beeinflusst die Inflationsrate um 0,3 Prozentpunkte in die ein oder andere Richtung.

Für den Euroraum sind die Energiepreise mit der wichtigste Preisfaktor. Die Statistikbehörde Eurostat meldete diese Woche einen Anstieg der Entgelte für Energie für Juni von acht Prozent im Jahresvergleich. Die Gesamtrate lag im Juni bei 2,0 Prozent - also auf dem Wert, den sich die Europäische Notenbank mittelfristig vorstellt. Die Kernrate der Inflation, die die Preise für Lebensmittel- und Energie nicht mit einbezieht, für die EZB aber die entscheidende Rate als Grundlage der Geldpolitik darstellt, fiel im Juni hingegen von zuvor 1,1 auf 0,9 Prozent.

Der jetzige Preisverlust bei Rohöl könnte sich auf den ersten Blick also dämpfend auf den Druck bei den Verbraucherpreisen auswirken, da damit einhergehend auch Benzin- und Heizölpreise sinken. Allerdings kommt es im Vergleich zum Vorjahresmonat immer noch zu einer Verteuerung der Energiekosten. Denn vor Jahresfrist lag der Rohölpreis im Vergleich zu de jetzigen Notizen nochmals rund 20 Dollar je Barrel tiefer. Dieser Basiseffekt nimmt erst im weiteren Verlauf des zweiten Halbjahres 2018 ab, da auch im Herbst des Vorjahres die Rohölpreise bereits über die Marke von 65 Dollar/Barrel geklettert waren. Sollte der Inflationsdruck im Euroraum als Folge gefallener Energiepreise bzw. eines kleineren Basiseffekts gegen Jahresende wieder abnehmen, könnte dieser Umstand etwaiger Leitzinserhöhungen der EZB im kommenden Jahr entgegenstehen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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