Analyse
15:17 Uhr, 23.02.2022

DAX Kursindex im Big Picture - Will er wirklich das Verkaufssignal?

Der Ukraine-Russland-Konflikt sorgt in diesen Tagen für große Verunsicherung an den Börsen und mündete zum Wochenbeginn in einem heftigen Abverkauf. Dabei versuchen die Bären die Bären den großen Wurf und drücken die DAX-Indizes unter die Tiefs der letzten Monate.

Erwähnte Instrumente

  • DAX Kursindex
    ISIN: DE0008467440Kopiert
    Kursstand: 6.250,69 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX Kursindex - WKN: 846744 - ISIN: DE0008467440 - Kurs: 6.250,69 Pkt (XETRA)

Der um Dividendenabschläge bereinigte DAX Kursindex hinkt dem großen Bruder, dem allgemein bekannten DAX als Performance Index, traditionell hinterher. So ist es bei diesem Index noch gar nicht so lange her mit dem Ausbruch über das alte Allzeithoch aus dem Jahr 2000: Nach mehreren gescheiterten Ausbruchsversuchen in den Jahren 2015 sowie 2017 und 2018 gelang erst im März 2021 der Ausbruch über die Hochs der letzten 21 Jahre und damit ein großes Kaufsignal im langfristigen Bild. Dieses Kaufsignal steht jetzt auf der Kippe. Nach zehnmonatiger Seitwärtsbewegung und mehreren erfolgreichen Tests des alten 2000er Hochs bei 6.266 Punkten erfolgt in dieser Woche der zumindest temporäre Rückfall darunter. Diese Entwicklung ist ganz und gar nicht im Sinne der Bullen. Betrachten wir den Index auf drei verschiedenen Zeitebenen.

Was ist der DAX Kursindex?

"Der DAX wie wir ihn aus der täglichen Berichterstattung kennen ist der DAX Performance Index. Weit weniger bekannt und beachtet ist der DAX Kursindex, obwohl dieser zum internationalen Vergleich viel besser geeignet wäre.

Die meisten großen Indizes weltweit werden als Kursindizes berechnet und beachtet. Der DAX ist hier eine Ausnahme in seiner populären Betrachtung als Performance Index. Der Unterschied in den Berechnungen ist die Einbeziehung der Dividendenzahlungen. Bei Performance Indizes werden die Dividenden der Unternehmen mit einberechnet. Beim Kursindex (auch Preisindex genannt) hingegen werden lediglich die Kurse der Einzelwerte genommen. Bei den Einzelwerten kommt es regelmäßig zu Dividendenausschüttungen, was zu Abschlägen im Kurs führt. Der Kursindex ist also um diese Dividendenabschläge bereinigt und notiert entsprechend tiefer als der Performance Index."

Alles oder nichts im Big Picture

Im langfristigen Chart seit 1999 zeigt sich die Brisanz der aktuellen Situation deutlich. Das Ausbruchslevel der alten Allzeithochs, insbesondere des 2000er Hochs bei 6.266 Punkten, wird einem Härtetest unterzogen. Nach wie vor ist unklar, ob die Seitwärtsbewegung der letzten 10 Monate eine bullische Fortsetzungsformation im Aufwärtstrend oder aber eine Topbildung darstellt.

Aktuell versuchen die Verkäufer, mit dem Rückfall unter 6.266 Punkte ein Verkaufssignal auszulösen. Bis zum knapp darunter gelegenen Support bei 6.070 - 6.120 Punkten wurde der Index in dieser Woche abverkauft, dort dreht er wieder steil nach oben.

Erst bei einem nachhaltigen Rückfall unter 6.070 würde sich das übergeordnete Chartbild stark eintrüben, dann entstehen größere Verkaufssignale. Die Seitwärtsbewegung der vergangenen 10 Monate wäre dann als Topbildung zu werten.

Monatschart (1 Kerze = 1 Monat):

DAX-Kursindex-im-Big-Picture-Will-er-wirklich-das-Verkaufssignal-Chartanalyse-André-Rain-GodmodeTrader.de-1

Keine weitere Schwäche mehr erlaubt

Trotz der Verteidigung des Supports bei 6.070 - 6.120 Punkten ist das mittelfristige Chartbild jetzt neutral mit leicht bärischer Tendenz zu werten, solange keine nachhaltige Rückkehr über den gebrochenen Unterstützungsbereich bei 6.266 - 6.360 Punkte erfolgt. Für neue Kaufsignale müsste sogar das Vorwochenhoch bei 6.549 Punkten signifikant überschritten werden.

Erst dann wären die Chancen auf eine neue Aufwärtsbewegung zum Allzeithoch bei 6.883 und darüber hinaus später bis 7.100, 7.400 und noch viel weiter wieder deutlich erhöht.

Sehen wir jetzt allerdings nur einen bärischen Pullback an die jüngsten Ausbruchslevel und neue Verkaufswellen, drohen bei einem nachhaltigen Abrutschen unter 6.070 Punkte große Verkaufssignale. Dann müssten für die kommenden Monate und ggf. Jahre fallende Notierungen in Richtung 5.630 - 5.790 und später 4.970 und sogar zum Tief des Corona-Crash bei 3.671 Punkten eingeplant werden.

Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche):

DAX Kursindex Wochenchart
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Doppeltop bereits vollendet

Im Tageschart ist das bereits vollendete Doppeltop als mittelfristige Trendwendeformation gut zu erkennen. Hier wäre zwingend eine Rückkehr über die beiden eng zusammenliegenden gleitenden Durchschnittslinien (EMA50 und EMA200) sowie das Vorwochenhoch notwendig, um das Verkaufssignal des Doppeltops vollständig aufzuheben.

Im bärischen Szenario geht den Käufern bald wieder die Kraft aus, nach dem bärischen Pullback an das Ausbruchslevel 6.266 - 6.360 Punkten könnte direkt oder nach einem längeren Stabilisierungsversuch unterhalb davon ein beschleunigter Abverkauf folgen.

Tageschart (1 Kerze = 1 Tag):

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Fazit:

Die charttechnische Situation ist äußerst kritisch. Im Tageschart ist bereits ein handfestes Verkaufssignal aktiv, auf den höheren Zeitebenen fehlen noch Bestätigungen mit den Bären. Diese würden mit Wochen- und Monatsschlusskursen unterhalb des alten 2000er Hochs bei 6.266 und insbesondere bei der Aufgaben des Supports bei 6.070 - 6.120 Punkten erfolgen. Dann könnte ein mittel- bis langfristiger Bärenmarkt geboren werden.

Gelingt den Bullen hingegen das Comeback mit der nachhaltigen Rückkehr über die genannten Ausbruchslevel und die gleitenden Durchschnittslinien im Tageschart, könnte nach dem bärischen Fehlausbruch doch noch eine größere Rallybewegung starten. Wir befinden uns also gerade in einer äußerst wichtigen Marktphase, welche eine Weichenstellung für die kommenden Monate und Jahre bedeuten könnte.

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Über den Experten

André Rain
André Rain
Technischer Analyst und Trader

André Rain ist seit dem Jahr 2000 im Aktienhandel aktiv. Hier startete er bereits mit seiner autodidaktischen Ausbildung in Chartanalyse. Die Faszination für die Charttechnik führte ihn im Mai 2005 zu GodmodeTrader, dem Vorgänger-Portal von stock3.com, wo er als Technischer Analyst mit Schwerpunkten auf Aktien- und Indexanalysen tätig ist. Seit 2004 handelt er privat intensiv Aktien und Hebelzertifikate im kurzfristigen Zeitfenster von wenigen Minuten bis mehreren Stunden. Dabei hat er sich auf den Handelsstil des Ausbruchstradings spezialisiert, mit dem er an kurzen, dynamischen Marktbewegungen partizipiert. Seiner Meinung nach ist der Chart das beste Instrument zur Auswertung und Prognose von Bewegungen an den Finanzmärkten.

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