Kommentar
11:42 Uhr, 24.08.2012

„Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“

Der schöne Satz meiner Überschrift stammt aus dem Buch „Der kleine Prinz“ des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry. Besser kann man meiner Meinung nach das Geheimnis des Tradings nicht auf den Punkt bringen: „Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar“. Und dennoch glauben die meisten Börsenteilnehmer, dass der Erfolg sich schon einstellen wird, wenn sie erst einmal das richtige Regelwerk gefunden haben, welches möglichst perfekt, also ohne Verluste daher kommt. Das es das nicht gibt an der Börse, dass wissen sie oftmals zu Beginn des Tradings noch nicht. Also suchen sie weiter nach dem heiligen Gral. „Suchet, so werdet ihr finden“, so steht es in der Bibel. Gäbe es eine Tradingbibel, so müsste darin stehen: „Suchet Euch und ihr findet Erfolg“.

Das gute Regelwerk allein bringt den erhofften Erfolg nämlich nicht. Die Medaille des Tradingerfolgs wird aus zwei Seiten geschmiedet: ein gutes Regelwerk und eine gewinnbringende Psyche. Ich kenne Klienten, die ein perfektes Einstiegssignal haben, aber trotzdem nicht in der Lage sind es konstant umzusetzen. Stattdessen machen sie genau das Gegenteil von dem, was sinnvoll wäre. Anderen stehen ihre zahlreichen Gedanken beim Handeln im Weg. Sie erklären sich ständig warum gerade jetzt dieses oder jenes passieren muss! Und sie werden gute Gründe für ihre Meinung er-finden. Wie wahr diese sind hängt von ihrem Fachwissen ab und von ihren persönlichen Prägungen. Der Mensch neigt dazu Recht haben zu wollen. Kostet es, was es wolle. Er findet, was er sucht – SEINE Wahrheit. Denn die Gedanken sind der Vorbote unserer Handlungen. Wir folgen ihnen allzu oft, auch wenn es zu unserem Nachteil ist. Beim Trading kann das viel Geld und Nerven kosten!

Nachteile scheint es beim Trading mehr zu geben als Vorteile: Wir finden keinen Einstieg, wir lassen die Gewinne nicht sinnvoll laufen, wir lassen Verluste immer größer werden, wir kaufen im Verlust ständig nach, wir laufen Kursen hinterher, kaufen gegen den Trend, vernachlässigen das Zusammenspiel der Zeiteinheiten, haben keine Geduld, haben Angst Geld zu verlieren, haben Angst die falsche Entscheidung getroffen zu haben, riskieren zu hohe Geldbeträge, sind neidisch auf den Erfolg anderer, vernachlässigen Chance-Risiko-Verhältnisse, wollen zu schnell zu viel. Man könnte dieses Verhaltens-Wirrwarr auf einen der letzten sieben Sätze Christi bringen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“. Wie auch? Um das Wichtigste müssen wir uns beim Trading selber kümmern – um uns! Tolle Tipps welche Richtung die Kurse vermutlich gerade einschlagen bekommen wir zuhauf. Wäre Trading wirklich so einfach müssten wir den Empfehlungen doch nur folgen und wären am Ziel unserer Träume.

Aber so wie uns ein Auto alleine noch nicht ans Ziel führt, führen uns auch unsere guten Regelwerke nicht zum Tradingerfolg. Es braucht einen gut ausgebildeten Steuermann. Beim Trading lenkt uns vor allem unser Unbewusstes. Man könnte es auch „Ungewusstes“ nennen. Deshalb ist Trading so schwer. Alles was wir tun, ist von unserer Persönlichkeit eingefärbt. Und das Fatale ist, wir sind die ganze Zeit davon überzeugt, dass es anders ist. Wir glauben, dass wir das Fahrzeug steuern. Ein kostspieliger Irrtum! Verhielte es sich anders, wären mehr Trader erfolgreich. Wie sagte der Trader Michael Voigt im Interview (CD-Box TradersTalk) zum Thema Warum Trading so schwer ist: „Nudeln kochen ist schwerer!“.

Wenn man die Zusammenhänge der Börsengeschehnisse verstanden und sich ein funktionierendes Tradingsystem ausgearbeitet hat, dann kommt der schwerste Teil – der Aufbau der mentalen Stärke, um das eigene Vorhaben auch konstant umzusetzen zu können. Und sich bloß zu sagen, das man keine Angst davor haben muss ausgestoppt zu werden, Gewinne sinnvoll laufen lassen muss, im Verlust nicht nachkaufen sollte, nicht zuviel Geld riskiert... hilft hier ebenso wenig bei der Verbesserung der Situation, wie einem Alkoholiker zu sagen, dass zuviel Alkoholgenuss schädlich ist.

Trading hat für mich Ähnlichkeiten mit einer Westernkulisse: Man sieht den Saloon, das Büro des Sheriffs und all die anderen Häuser, als stünden sie an Originalschauplätzen und alles sei echt. Dabei sind es nur leere Fassaden. Gehalten von flatterigen Konstruktionen, die den Schein nur wahren solange die Kamera läuft und die Schauspieler spielen. Für das richtige Leben sind sie zu instabil, dafür braucht es mehr Halt. Und den bekommen sie nur, wenn es auch in der Tiefe stimmt, das Fundament solide ist.

Wer beim Trading nicht schnell abgeschossen werden will, der sollte sich vor allem um das wirklich Wichtige kümmern, nicht um die Kulisse. Mehr dazu erfahren Sie hier:

www.godmode-training.de

www.bettermind.de

Norman Welz

Tradingpsychologie www.Godmodtrader.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Norman Welz
Norman Welz
Experte für angewandte Tradingpsychologie

Norman Welz arbeitete 20 Jahre lang als Redakteur und Moderator für Rundfunk und Fernsehen. Die meiste Zeit war er beim NDR in Hamburg tätig. Hier moderierte er ca. 3000 Livesendungen im Bereich Unterhaltung und Talk.

Seine große Leidenschaft war immer der Mensch und die Börse. Zahlreiche Studien zum Thema „Sinn des Lebens“, „Neurowissenschaft“, „Erfolgs- und Motivationspsychologie“, „NLP“, „Hypnotherapie“ und zahlreiche Coachingverfahren mündeten in eine Privatpraxis für Psychotherapie in Hamburg.

Schwerpunkt seiner Arbeit sind Ängste. Er arbeitete diesbezüglich als Fachtherapeut in einem Fachinstitut für Angstüberwindung und Leistungsoptimierung. Hier wurden Angstpatienten ebenso betreut wie Leistungssportler auf dem Weg zur Weltmeisterschaft oder zum Olympiasieg.

Norman Welz beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Börse. Was einst mit dem Kauf von VW-Aktien begann, mündete in eine Ausbildung zum Börsenhändler bei einem professionellen Futuretrader. Heute handelt er täglich selbst nach Markttechnik mit Hilfe von Technischer Analyse im Kurzfristbereich (1 Min. und 5 Min.). Seine Basiswerte sind Dax, EUR/USD, Dow, Öl, Bund, EuroStoxx sowie diverse Einzelwerte aus dem Aktienbereich.

Norman Welz arbeitet heute neben seiner Privatpraxis für Psychotherapie als Tradingpsychologe, Coach, Trainer und Vortragsredner. 2007 gründete er das bettermind-Institut für mentalen Erfolg (bettermind.de).

Sein Trading-Motto lautet: „Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht!“

Mehr Experten