Fundamentale Nachricht
05:22 Uhr, 23.05.2018

Correlation != causation

US-Zinsen laufen weitestgehend parallel zum Ölpreis. JPMorgan stellt die herkömmlichen Erklärungsversuche auf den Kopf.

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Korrelationen sind kein Beweis für kausale Zusammenhänge. Vielleicht wird Preis A durch Preis B beeinflusst, vielleicht ist die Wirkungsweise umgekehrt, vielleicht ist es eine unbekannte Variable C die beide Preise beeinflusst, oder vielleicht ist es auch nur reiner Zufall und es besteht überhaupt keine Korrelation. Wer weiß.

Obwohl jedem Analysten dieser Fettnapf zu Genüge bekannt ist, wird er immer wieder - meist weniger aus Ignoranz, sondern oft aus Bequemlichkeit - betreten. Es ist eben so einfach anhand von zwei Chart eine relativ professionell klingende, wenngleich auch oft völlig unbegründete Meinung zu generieren.

Ein prominentes Beispiel ist der Ölpreis: Es ist ein akzeptierter Gemeinplatz, dass die enge Korrelation von Erdöl und US-Zinsen (siehe Chart) über die Entwicklung der Inflationserwartungen zu erklären ist - einer Erklärung welcher JPMorgan über das Wochenende nun widersprochen hat.

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Laut Analyst Nikolaos Panagirtzoglou reagieren die Bond-Märkte nämlich nicht auf Inflationserwartungen, sondern vielmehr auf ein sich fundamental veränderndes Flow-Regime:

Als die Ölpreise im Zeitraum 2014-2016 massiv einbrachen, hatten Verbraucher auf fast einen Schlag zusätzliche Mittel in Höhe von über zwei Billionen Dollar zur Hand, die sie dann zu großen Teilen auf der Bank angespart haben. Über den Banken-Sektor wiederum sind diese Einlagen laut Panagirtzoglou dann in den Fixed-Income-Bereich gesickert und haben dort die Renditen gedrückt.

Seit dem Jahr 2016, also seit sich dieser massive Transfer von Produzenten zu Verbrauchern wieder umgekehrt hat, läuft der Mechanismus wieder in die umgekehrte Richtung und führt so zu einem Wertverlust bei Anleihen und entsprechend zu einem Anstieg der Renditen.

Der Hypothese steht zwar entgegen, dass auch Export-Nationen wie Saudi-Arabien ihre Einnahmen mit Hilfe von US-Treasuries recyceln und so theoretisch für einen strukturellen Abwärtsdruck bei Zinsen sorgen, aber trotzdem sind die Gedankenspiele von JPMorgan interessant, denn sie offenbaren nur einmal mehr dass selbst scheinbar simple finanzielle Zusammenhänge in Wirklichkeit kaum erklärbar sind.

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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