Kommentar
12:19 Uhr, 03.11.2009

Commerzbank: Soffin geht erst mal leer aus

Erwähnte Instrumente

Gut 16 Mrd. EUR hat der staatliche Rettungsfonds Soffin (Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung) als stille Einlage in die Commerzbank gepumpt (nochmal 2 Mrd. EUR als echtes Eigenkapital gegen 25% Aktienanteil). Vereinbart war eine doch auf den ersten Blick recht fürstliche Verzinsung von 9%, der Commerzbank-Vorstand ließ kaum eine Gelegenheit aus öffentlich zu erklären, was für ein tolles Geschäft der Staat doch mache.

Nach den 9-Monatszahlen der Commerzbank – sie verbucht abermals einen Milliardenverlust – ist ziemlich klar: Dieses Jahr kriegt der Soffin 0 EUR für seine Einlage, und 2010 möglicherweise auch. 2011 will Commerzbank-Chef Blessing spätestens zurück in die Gewinnzone, und ab 2012 dann mit der Rückzahlung der Einlage beginnen…

Dazu müssen Sie folgendes wissen: Aus den 16 Mrd. EUR macht die Commerzbank ein Vielfaches an Krediten. Stichwort Geldschöpfung…denn sonst würde sich ein solcher Zinssatz ja auch nicht rechnen. Zu Recht fragt sich der Laie, wie die Bank 9% Kapitalkosten wieder verdienen soll, denn Kredite (abgesehen von Dispos) liegen nun mal nicht in diesen Regionen.

Fakt ist aber, geben Sie einer Bank 1 Mrd. EUR Eigenmittel, und sie macht daraus durchaus 5-10 Mrd. EUR Kredite. Begrenzt ist diese Geldvermehrung durch zwei Faktoren: Die Mindestreserveregelung ist dramatisch entschärft worden, so dass sie derzeit in der Eindämmung des Kreditwachstums kaum eine Rolle spielt. Wichtiger ist die vorgeschriebene Mindest-Unterlegung von Krediten mit Eigenkapital/Eigenmitteln (je nach Risiko unterschiedlich, nach Basel II zwischen 1,6% und 12%). Sie ist die eigentliche Bremse im Wachstum der Bilanzsumme der Banken, und deswegen sind Banken auch so scharf auf Eigenkapital oder eigenkapitalähnliche Instrumente.

Das größte Geschenk, das man einer Bank daher machen kann ist eine stille Einlage, die nicht verzinst wird: Die Aktionäre werden nicht verwässert, die stille Einlage wird aufsichtsrechtlich wie Eigenkapital behandelt, und die wundersame Geldvermehrung kann beginnen zu null Kapitalkosten!

Wenn die Commerzbank jetzt also 2009 und 2010 keinen Gewinn ausweist und deswegen dem Soffin keine Zinsen überweist, dann können sich die Aktionäre der CoBa freuen: Der Steuerzahler hat ihnen völlig zinsfrei Mittel überlassen, mit denen die Bank Milliarden verdient. Sie lesen richtig, Milliarden! Ohne diese Gelder wäre der Verlust ja viel höher gewesen. Und ein Verlust von – sagen wir 1 Milliarde – ist gegenüber einem potenziellen Verlust von z.B. 4 Milliarden doch auch irgendwie ein Gewinn?
Dass hier offenbar keine Nachzahlpflicht für entgangene Zinsen vereinbart wurde, ist ein schlechter Witz. Zumal der Soffin mit 25% Großaktionär ist und maßgeblich Einfluss nehmen kann.

Daniel Kühn - GodmodeTrader.de / BörseGo AG

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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