Analyse
10:11 Uhr, 01.02.2019

DEUTSCHE BANK - was man aus den Meldungen herauslesen kann

Das größte deutsche Geldinstitut steckt weiter tief in der Krise und auch dieses Jahr wird es operativ nicht viel Grund zur Freude geben.

Erwähnte Instrumente

  • Deutsche Bank AG
    ISIN: DE0005140008Kopiert
    Kursstand: 7,597 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Commerzbank AG
    ISIN: DE000CBK1001Kopiert
    Kursstand: 6,331 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Deutsche Bank AG - WKN: 514000 - ISIN: DE0005140008 - Kurs: 7,597 € (XETRA)
  • Commerzbank AG - WKN: CBK100 - ISIN: DE000CBK1001 - Kurs: 6,331 € (XETRA)

Die Zahlen zum vierten Quartal sind einfach "zum Vergessen", wie ein Analyst schon vorab kürzlich korrekt bemerkte. Die Bank erzielt ein EBT von - 319 Mio EUR (VJ: -1,345 Mrd. EUR; Prognose: -331 Mio. EUR) und ein Nettoergebnis von -409 Mio. EUR (VJ: -2,415 Mrd. EUR). Die Jahreszahlen im Detail und weitere Meldungen zur Deutschen Bank finden Sie hier auf Guidants News.

Es ist ja auch nicht verwunderlich, dass operativ so wenig geht. Im Vorstand freut man sich wahrscheinlich über jede Woche, die keine Skandalmeldung bereithält. In einer Branche, die von Vertrauen lebt, sind Hausdurchsuchungen und Geldwäscheprozesse, diverse andere Skandälchen gar nicht erwähnt, nicht besonders förderlich. Da zieht der eine oder andere Kunde schon mal Gelder ab.

Was man positiv hervorheben kann: Die Kostensenkung ist gut im Plan. Der aktuelle CEO ist kein arroganter Aufschneider wie so mancher Vorgänger. Wo die neue Wachtumsstrategie ansetzen soll? Keine Ahnung. Vielleicht in China (wo die DB eine Lizenz für Börsengänge erhalten will), in den arabischen Staaten (wo Sewing gute Kontakte z.B. nach Katar hält - dort will man wohl die Anteile an der Deutschen Bank aufstocken). Aber wie er 4 % Eigenkapitalrendite erwirtschaften will in 2019, bleibt in jedem Fall fraglich.

Zumal er sich Anfang Februar nicht zum Start in Q1 äußern will. Jeder Marktbeobachter weiß, was das heißt. Sewing hätte genausogut sagen können: Q1 ist so lala gestartet. Ein katastrophaler Jahresanfang wiederum war es wahrscheinlich auch nicht, sonst hätte der CEO die 4 %-Rendite-Prognose vermutlich gar nicht erst gebracht.

Als "Phantasie" bleibt vor allem die mögliche Fusion mit der Commerzbank, wobei es dabei zunächst vor allem um Kosteneinsparungs-Potenziale geht. Zwei Blinde werden ja zunächst mal keine Vision schaffen können, dazu muss man erst mal gemeinsam klar sehen. Aber da Deutschland nach wie vor "overbanked" ist macht die Streichung von Filialen und diversen unproduktiven Stellen, davon wird es immer noch sehr viele geben, als Start durchaus Sinn. Aufgrund der prekären Lage der Finanzinstitute dürfte sogar die Unterstützung durch Politik und ggf. sogar Gewerkschaften für unpopuläre Maßnahmen machbar sein. Wirtschaftsminster Altmaier und Finanzminister Scholz tun ja schon das aus ihrer Sicht Möglich(st)e, um ein einigermaßen schlagkräftiges, großes deutsches Bankhaus im Hintergrund zu formen. Die im Markt herrschende Skepsis diesbezüglich ist greifbar und verständlich. Ist der Politik ein solches Unterfangen schon mal gelungen?

Auf Widerstand treffen die Fusionspläne nicht nur in den beiden Banken, die aber wissen, dass sie sich letztlich nicht gegen den Willen der Politik wehren werden können. Stolpersteine platziert die EZB als zuständige Bankenaufsichtsbehörde. Zunächst müsse ein "tragfähiges" Geschäftsmodell erarbeitet werden. Das wissen die Banken natürlich auch, denn ein solches benötigt JEDES Unternehmen. Die EZB wirft des Weiteren in den Raum, dass womöglich weiteres Kapital bereitgestellt werden müsse. Die nackten Eigenkapitalzahlen geben diese Notwendigkeit nicht her. Aber die EZB hat mit Sicherheit einen besseren Einblick als wir.

Besonders attraktiv sind solche Rahmenbedingungen für Investoren nicht. Es gibt einen einzigen Grund, der dennoch dafür sprechen kann, die Aktie(n) zu kaufen. Bezogen auf den Substanzwert sind beide Aktien sehr billig, Deutsche Bank und Commerzbank. Die Börse gesteht der DB nicht mal mehr ein Viertel des Eigenkapitals als Marktkapitalisierung zu. In den USA notieren die Platzhirsche sogar über Eigenkapital, verdienen aber auch gutes Geld. Man könnte insgesamt sagen: es ist schon sehr viel Negatives eingepreist.

Aus diesem Grund habe ich selber auch einige Aktien der Deutschen Bank gekauft, Aktien der Commerzbank folgen. Aber ich bin mir des Risikos auch voll bewusst.

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7 Kommentare

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  • Spielwiese
    Spielwiese

    Link zum EBA-Ergebnis:

    https://eba.europa.eu/document...

    11:22 Uhr, 01.02. 2019
  • Spielwiese
    Spielwiese

    @ Netzadler: Das mit den Problemen der Automobilhersteller sehe ich ähnlich aber das schiebt man ja allgemein auf WLTP um bloß nicht einzugestehen, dass die "Absatz-Bäume" erstmal nicht mehr in den Himmel wachsen.

    @ Daniel Kühn: Danke für den interessanten Artikel und die klare Positition, gern mehr davon! In einem Punkt erlaube ich mir aber zu widersprechen: Die "nackten Eigenkapitalzahlen" geben bei der DB auf jeden Fall die Notwendigkeit einer erneuten Kapitalerhöhung her. Die fully-loaded Leverage Ratio lag per 31.12.2018 bei mageren 4,1%...im EBA Stresstest vom November 2018 sank sie im adversen Szenario sogar deutlich unter den Grenzwert von 3%...Damit war sie auf dem vorletzten Platz aller getesteten europäischen Banken.

    11:22 Uhr, 01.02. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • bobbel76
    bobbel76

    Diese beiden Banken kennen doch seit Jahren nur eine Richtung und das ist abwärts.

    Sinnvolle Tradingmöglichkeiten sehe ich eher darin die Erholungen zu shorten.

    Warum sollte sich ein Trend ändern der seit Jahren Bestand hat. Gegen den Trend handeln tut meistens weh.

    Vermeindlich "billig" ist doch kein Kaufgrund. Jedenfalls für mich nicht.

    Man sollte mal nicht vergessen das man JEDEN Kurs auch nochmal halbieren kann.

    11:15 Uhr, 01.02. 2019
  • netzadler
    netzadler

    bei 6 wird gekauft wegen übernahmephantasie.

    die deutsche wirtschaft wird abkacken, da Peak Auto durch ist und in wachstumsbranchen die Fachkräfte fehlen.

    altmaier ist die totale Fehlbesetzung. sicherlich ein guter Arbeitssklave aber kein visionär, wie man einen bräuchte und der in Komplexität denken kann. naja immerhin ist man im Finanzministerium gut besetzt.

    10:33 Uhr, 01.02. 2019

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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