Kommentar
07:30 Uhr, 22.05.2019

China wirkt stark, ist aber schwach

China beweist, dass es Druck gut aushalten kann. Es signalisiert, dass sich die USA noch so sehr aufplustern können wie sie wollen, China wird nicht einknicken.

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Ein Deal zwischen den USA und China ist noch nicht aus der Welt. Eine Einigung hat sich allerdings deutlich nach hinten verschoben. Wem man die Schuld dafür zuschieben kann, ist schwer zu sagen. Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig. Gleichzeitig erkennen sie den Ernst der Lage und wollen weiter verhandeln. China tut das aus einer Lage heraus, die man als prekär bezeichnen kann. Das gilt inzwischen auch für die USA. Die Wirtschaft kühlt sich ab. Der Handelskonflikt dauert einfach schon zu lange. Genau darauf hat China gesetzt: alles möglichst lang hinauszögern.

Das ändert nichts daran, dass China viele hausgemachte Probleme hat. Die prekäre Lage hat wenig mit den Zöllen zu tun. Sie helfen allerdings auch nicht gerade. Trotz eines massiven Konjunkturprogramms kommt die Wirtschaft nicht richtig in Fahrt. Fast monatlich wechseln die Signale.

Das führt dazu, dass die Währung in den letzten Wochen stark abgewertet hat (Grafik 1). Die Notenbank managt die Abwertung. Trotzdem steht der Yuan so stark unter Druck wie lange nicht mehr. Der Abstand des Onshore Yuan (in China selbst) und des Offshore Yuan (Hong Kong) ist so groß wie lange nicht.

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Eigentlich sollten beide Währungspaare vollkommen Deckungsgleich sein. Das sind sie aber nicht. Besteht besonders hoher Abwertungsdruck, ist der Offshore Yuan deutlich billiger als auf dem Festland. Der Offshore Yuan läuft der Festlandwährung voraus.

Derzeit ist der Abstand der beiden Währungspaare so groß wie seit 2016 nicht mehr. Das ist ein Hinweis darauf, dass die Notenbank kräftig intervenieren muss, um das Kursniveau einigermaßen zu halten und die Währung nicht kollabieren zu lassen.

Der Wechselkurs wird wiederum durch mehrere Faktoren belastet. Da ist zum einen der Handelsbilanzüberschuss, der immer kleiner wird. Es fließt also weniger Geld ins Land. In der Vergangenheit hat dieser enorme Zustrom für Aufwertungsdruck gesorgt. Dieser Druck ist fast gänzlich verschwunden.

Stattdessen versuchen Chinesen und Unternehmen Kapital außer Landes zu schaffen, um einer Abwertung zu entgehen. Das übt Abwertungsdruck aus. Die Geldpolitik spielt natürlich auch eine wesentliche Rolle und diese versucht die Wirtschaft anzukurbeln.

Zu den Instrumenten gehört nicht nur die Zinsschraube. Viel relevanter ist der Mindestreservesatz, den Banken hinterlegen müssen. Will die Notenbank die Wirtschaft mit Kredit versorgen, senkt sie diesen Reservesatz. Mit den gleichen Reserven können Banken so mehr Kredit vergeben.

Genau das tut die Notenbank gerade. Mehr Kredit bedeutet am Ende mehr Geld und je mehr davon geschaffen wird, desto eher wertet die Währung ab (Grafik 2). Der Versuch, die Wirtschaft anzukurbeln übt Druck auf die Währung aus. Der Yuan ist damit der beste Gradmesser wie es um die Wirtschaft bestellt ist. Die rasche Abwertung der letzten Wochen lässt darauf schließen, dass es China nicht gut geht.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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