Kommentar
07:40 Uhr, 20.11.2020

Konkurrenz für den US-Dollar: China zwingt der Welt seine Währung auf

Eine Reservewährung zu haben kann beides sein, ein Segen und ein Fluch. China sieht mehr den Segen und strebt Reservestatus an.

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  • USD/CNY
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Man kann nicht einfach beschließen, dass man als Land nun eine Reservewährung hat. Die Welt muss schon mitmachen und dafür braucht es bestimmte Voraussetzungen. Einige sind einfach praktischer Natur. Es braucht einen großen und liquiden Markt. Von 12 Billionen Dollar an Devisenreserven, die gehalten werden, entfallen derzeit 6,9 Billionen auf den Dollar. Der Rest verteilt sich unter anderen Währungen wie dem Euro, Yen oder Pfund. 6,9 Billionen sind eine Menge Geld. Will man dieses Geld anlegen, zudem eben in der Originalwährung, braucht es einen großen Markt mit entsprechenden Anlagemöglichkeiten. Der Dollarraum bietet das. Anleger können auf einen Anleihemarkt (Staat und Unternehmen) in der Höhe von mehr als 30 Billionen zurückgreifen. Natürlich braucht es auch noch andere Voraussetzungen. Liquidität ist ein Muss. Es braucht aber auch politische Stabilität und Zuverlässigkeit. Anleger wollen nicht über Nacht erkennen, dass sie wegen Kapitalverkehrskontrollen nicht mehr an ihre Anlagen kommen oder sie nicht mehr verkaufen können.

Bis China dieses Vertrauen aufgebaut hat, wird es dauern. China arbeitet aber fleißig daran, den Renminbi zur Weltwährung zu machen. Ein Weg dorthin: man zahlt im Ausland mit der eigenen Währung. Zahlungen von China ins Ausland wurden bis 2010 in allen möglichen Währungen abgewickelt, nur nicht in der eigenen. Das hat sich inzwischen schlagartig geändert. Fast 40 % der Zahlungen erfolgen nun in Renminbi (Grafik 1).


Ein Teil dieses Geldes fließt wieder an China zurück. Kauft China mit Yuan Öl und kauft der Ölexporteur dann etwas in China, fließt ein Großteil der chinesischen Währung wieder nach China zurück. Es gibt aber eine kleine Divergenz zu den Zahlungen. Unterm Strich verbleiben über die Zeit immer mehr Yuan im Ausland.

Tatsächlich halten immer mehr Länder einen kleinen Teil ihrer Reserven in Yuan. Die letzte große Umwälzung ist jedoch schon eine Weile her. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war das Pfund die dominierende Währung. Seither ist es der Dollar. Der Euro wurde dem Dollar nicht gefährlich. Der Anteil des Euros an den Reserven entspricht in etwa der Summe der Einzelteile, also der Reserven die vor der Euroeinführung in Franc oder Mark gehalten wurden.

Immerhin, China war bis vor kurzem gar nicht präsent (Grafik 3). Das ändert sich, wenn auch langsam. Der Markt ist jedenfalls groß und liquide. Zudem bringt China immer mehr Yuan unter die Leute, in dem immer mehr Zahlungen in Yuan abgewickelt werden. Gemessen an den Anstrengungen ist China aber noch nicht weit gekommen. Selbst das Aufzwingen der eigenen Währung durch die Zahlungsabwicklung fruchtet bisher nur bedingt.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • Expat
    Expat

    Herr Schmale, andere Frage: was ist für die Börse zu erwarten falls Trump Präsident bleibt?.Die Wahl wurde ja nur von den Medien als entschieden bezeichnet, nicht aber von den Behörden. Was fällt Ihnen dazu ein?

    09:26 Uhr, 20.11.2020
  • mkronen
    mkronen

    Das ist ein Thema, das keiner ignorieren sollte. Danke für die Verlaufgrafiken.

    Erwarte einen steigenden Yuan und mit ihm steigende Rohstoffpreise.

    09:13 Uhr, 20.11.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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