Fundamentale Nachricht
11:39 Uhr, 22.06.2015

Brasiliens Wirtschaft rutscht weiter in die Rezession

Es sieht schlecht aus für die brasilianische Wirtschaft: Das BIP schrumpft, die Inflation nimmt enorm zu. Schon schlägt das schwache Umfeld auf den Arbeitsmarkt durch. Die Zustimmung für den Kurs der Präsidentin Rousseff nimmt rapide ab.

Brasilia (Godmode-Trader.de) - Brasiliens Notenbank bekommt die Inflation nicht in den Griff, auf der anderen Seite ist frühestens 2016 wieder mit einem Wachstum der Volkswirtschaft zu rechnen. Dies legt die am Freitag vorgelegte monatliche Wachstumsschätzung (IBC-Br) der Zentralbank nahe. Für April gehen die Währungshüter demnach von einer Schrumpfung des BIP im Vergleich zum Vorjahr um 3,1 Prozent aus. Der Markt erwartet lediglich einen Rückgang um 2,5 Prozent. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres ist die brasilianische Wirtschaftsleistung im Jahresvergleich um 1,6 Prozent geschrumpft.

Inzwischen schlägt das schwache wirtschaftliche Wachstumsumfeld auch auf den heimischen Arbeitsmarkt durch. Wie das für Arbeit zuständige Ministerium mitteilte, sank im Mai die Zahl der neugeschaffenen Stellen um 115.000. Erwartet wurde zuvor lediglich eine Abnahme um rund 66.000 Stellen, wobei allerdings die Erwerbsquote bereits seit Monaten sukzessive zurückgeht.

Zugleich ist die Jahresrate des Preisanstiegs für Juni 2015 (IPCA-15) mit 8,8 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende 2003 geklettert. Der Grund dafür sind vor allem die zunehmenden Ausgaben für Nahrungsmittel und Wohnen, sowie für Abgaben und Gebühren. Die brasilianische Notenbank verfolgt ein Inflationsziel von 6,5 Prozent.

Einen weiteren Aufschluss über die künftige Geldpolitik der Währungshüter wird vermutlich erst der kommende Inflationsbericht der Zentralbank Ende Juni zulassen. Die Experten der HSBC gehen von einer Rücknahme des Schlüsselzinses von derzeit 13,75 Prozent bis zum Jahresende 2015 aus. Am brasilianischen Finanzmarkt nehme die Preisgestaltung für Terminprodukte derzeit hingegen eine Anhebung der Leitzinsen auf 14,45 Prozent bis zum Jahresende und eine erste Zinssenkung Anfang des kommenden Jahres vorweg, schreiben die Experten.

Angesichts des wirtschaftlichen Probleme sinkt auf die Zustimmung für Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff. Nur noch 10 Prozent der Bevölkerung finden die Präsidentin und ihre linke Regierung laut einer aktuellen Umfrage von dem privaten Meinungsforschungsinstitut Datafolha "gut" oder "ausgezeichnet". Rousseff hatte erst vor knapp sechs Monaten ihre zweite Amtszeit begonnen. 65 Prozent der Befragten haben eine schlechte Meinung von der Regierung. Grund für die wachsende Unzufriedenheit ist laut Datafolha auch der Korruptionsskandal um den Ölkonzern Petrobras. Insgesamt wurden 2.840 Brasilianer befragt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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