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13:45 Uhr, 25.03.2022

Berlin will sich aus dem Klammergriff der russischen Importe lösen

Deutschland ist laut dem Bundeswirtschaftsministerium dabei, die Energie-Abhängigkeit von Russland in schnellem Tempo zu verringern.

Berlin/Brüssel (Godmode-Trader.de) - Tempo, Tempo, Tempo. Deutschland will seine Abhängigkeit von Russlands fossiler Energie abbauen und kommt bei diesem Vorhaben laut Wirtschaftsminister Robert Habeck auf schnell voran. Das betrifft offenbar insbesondere die Bereiche Kohle und Öl. „Wir haben in den letzten Wochen gemeinsam mit allen relevanten Akteuren intensive Anstrengungen unternommen, weniger fossile Energien aus Russland zu importieren und die Versorgung auf eine breitere Basis stellen; erste wichtige Etappenziele sind erreicht, um uns aus dem Klammergriff der russischen Importe zu lösen“, sagte der Vizekanzler und Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister.

Fortschritte gebe es vor allem bei Öl und Kohle. „Unternehmen lassen Verträge mit russischen Lieferanten auslaufen, verlängern sie nicht und stellen auf andere Lieferanten um. Und das in einem Wahnsinns-Tempo“, so der Vizekanzler. So sinke die Abhängigkeit von russischem Öl durch solche Vertragsumstellungen jetzt absehbar auf etwa 25 Prozent. „Diese veränderten Lieferketten werden bereits in den kommenden Wochen wirksam“. Bis Mitte des Jahres sollen die russischen Ölimporte nach Deutschland voraussichtlich halbiert sein. „Zum Jahresende streben wir an, nahezu unabhängig zu sein“, betonte Habeck.

Schwierig gestaltet es sich allerdings in der Gasversorgung. In den vergangenen Jahren lag der russische Anteil an den Erdgaslieferungen in Deutschland bei rund der Hälfte. In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist der Anteil nach Schätzungen auf rund 40 Prozent gesunken, weil andere Länder mehr liefern, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtete.

Doch will Russlands Anteil weiter gesenkt werden? Drei Säulen sollen den Weg ebnen: Weniger Energie verbrauchen, die Erneubaren ausbauen und Gas bzw. LNG aus anderen Ländern beziehen. Helfen sollen dabei drei schwimmende LNG-Terminals. Die Energiekonzerne RWE und Uniper haben für diese Flüssiggas-Anlagen eine Option im Auftrag der Bundesregierung gesichert, wie Habeck jetzt verlautbarte.

Einen großen Beitrag soll auch Flüssiggas (LNG) aus den USA liefern. Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten haben dazu am Vormittag in Brüssel einen Energiedeal abgeschlossen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen will bis 2027 die Abhängigkeit von Russland auf Null fahren. Schon bis Ende des Jahres soll die Nachfrage nach russischem Gas um zwei Drittel sinken. Die USA wollen in diesem Jahr deshalb weitere 15 Mrd. Kubikmeter liefern. Vor allem aber soll die Menge in den kommenden Jahren auf 50 Mrd. Kubikmeter im Jahr steigen und schon damit ein Drittel des russischen Gases ersetzen. „Wir müssen nicht für den nächsten Winter die Versorgung sicherstellen, sondern auch für die kommenden Jahre“, sagte von der Leyen. Dazu könnten die USA neben einer schneller Umsetzung des Green Deal einen großen Beitrag leisten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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