Kommentar
10:30 Uhr, 11.03.2015

Berkshire Hathaway: Das Erfolgsgeheimnis!

Alljährlich schreibt Buffett an seine Aktionäre. Die Aktionärsbriefe haben inzwischen Kultstatus. Der aktuelle Brief wurde zu einer noch größeren Show als alle vorherigen. Es war das fünfzigjährige Jubiläum.

Erwähnte Instrumente

Nachdem sich die Medieneuphorie inzwischen gelegt hat, kann man mit etwas mehr Ruhe hinter die Kulissen blicken. Man kann dabei viel lernen, vor allem eines: Berkshire Hathaways Erfolg lässt sich nicht so einfach (eigentlich gar nicht) nachahmen. Viele Ratschläge kann man trotzdem mitnehmen.

50 Jahre Top Performance

Verstecken muss sich bei Berkshire Hathaway auch nach 50 Jahren niemand. Die Performance des Konglomerats ist nach wie vor ungeschlagen. Die jährliche Performance schlägt den S&P 500 konsequent. Dabei darf man nicht vergessen, dass auch Berkshire schlechte Jahre hatte. In 16 von 50 Jahren performte die Aktie von Berkshire schlechter als der S&P. Langfristig ist das irrelevant. Die guten Jahre waren sehr viel besser als die schlechten Jahre schlecht waren. Trotzdem kann sich auch Berkshire nicht vom allgemeinen Marktumfeld loslösen. Im Vergleich zu den Jahren bis 1998 ist die Performance von 1999 bis 2012 eher mittelmäßig gewesen. In dieser Phase der volatilen Seitwärtsbewegung der US Märkte konnte auch Buffett aus Mist kein Gold machen. Unterm Strich verdienten Berkshire Aktionäre dennoch ein Vielfaches von dem, was beim S&P zu holen war.

Buffett nutzt das Jubiläum, um zurückzuschauen, aber auch um nach vorne zu blicken. Nicht jeder Satz ist mit großer Weisheit gefüllt. Es wird schon auch viel „geschwafelt.“ Man liest es trotzdem gerne. Insbesondere, weil Buffett anekdotisch den Kern seiner Philosophie erklärt. Die Philosophie ist seit 50 Jahren die gleiche: der Glaube an die US Wirtschaft und der Glaube, dass die USA als Land immer reicher werden, komme, was wolle. Buffett beschreibt das als ewige Wette auf den sich immer weiter vermehrenden Wohlstand der USA.

Der Optimismus ist absolut bewundernswert. Buffett erklärt regelmäßig, dass Amerika seine besten Tage noch vor sich hat. Ob das wirklich stimmt, sei dahingestellt. Mit der grundsätzlichen Einstellung hat er jedenfalls bisher nur gewonnen. Gegen die US Wirtschaft zu wetten hätte nichts gebracht. Wer langfristig gegen die wirtschaftliche Entwicklung gewettet hätte, der hätte nur verloren. Ein Blick auf den Verlauf des US Aktienmarktes seit 1789 zeigt, was Buffett meint.

Teilweise muss man als Anleger aber einen sehr langen Atem haben. Es gab mehrere Phasen, in denen Aktien wenig Freude bereiteten. Wer 1833 Aktien kaufte, der musste über 30 Jahre auf den Break-Even warten. Nicht besser war es 1929. Selbst diese schweren Phasen wurden überwunden, obwohl es in diesen Zeiten de facto einen Reset des Systems gab. Viele befürchten auch heute, dass es einen Zusammenbruch des Systems geben wird. Wenn er kommt, dann wird es mittelfristig richtig schlimm. Langfristig würde man mit der Wette auf die US Wirtschaft wohl aber immer noch gut fahren.

Für jemanden, der 1833 oder 1929 Aktien gekauft hat, ist das sicherlich nur ein geringer Trost. Ein gutes Timing wäre zu wünschen, wobei ein Value Investor unter Timing etwas anderes versteht als andere Investoren. Das richtige Timing ist dann gekommen, wenn eine Aktie unter intrinsischem Wert handelt oder blanke Panik herrscht. Mit dieser Art des Timings kann man dem Markt relativ entspannt folgen. Ob man trotz guten Value Timings im Jahr 1929 dann im Jahr 1931 noch immer entspannt gewesen wäre ist kaum zu erwarten. Die Folgen eines Zusammenbruchs lassen sich allerdings minimieren.

Wer eine Aktie unter dem intrinsischen Wert kauft, der ist grundsätzlich auf der sicheren Seite. Früher oder später kehrt der Kurs zum inneren Wert zurück. Das Problem dabei: die Umstände können sich ändern, sodass sich auch der innere Wert ändert. Passiert das, dann muss man als Anleger einen sehr, sehr langen Atem haben. Um das zu vermeiden ist es klug sich auf Branchen zu besinnen, die unverzichtbar sind. Genau das tut Berkshire Hathaway seit jeher. Es wird nicht in kurzlebige Trends investiert. Es wird nicht der neuesten Tech Aktien hinterhergehechelt. Stattdessen kauft Berkshire Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die für die Wirtschaft zentral sind. Dazu gehört Energieversorgung genauso wie Versicherung. Es sind einfache Geschäftsmodelle, die wenig Starappeal haben. Dafür sind sie relativ stabil und können auch die schwersten Zeiten überdauern.


Die erste Säule: Versicherung

Eines der Kerngeschäfte von Berkshire ist die Versicherung und geht bis 1967 zurück. Die Grundidee ist denkbar einfach: Versicherungsprämien werden heute eingenommen und Schäden später bezahlt. National Indemnity, welches Berkshire vor 48 Jahren kaufte, hatte damals ein Anlagevermögen von 39 Mio. USD. Heute sind es ca. 84 Mrd. Dieses Vermögen gehört nicht National Indemnity. Müssen Schäden bezahlt werden, dann aus diesem Topf. Bis es aber soweit ist, kann die Versicherung das Geld veranlagen. Je nach Branche können Schäden erst in vielen Jahren oder sogar Jahrzehnten anfallen. Das ist viel Zeit um aus einer Anlage Rendite zu ziehen.
Berkshire ist mit dieser Idee nicht alleine. Der Wettbewerb in der Industrie ist inzwischen ziemlich stark. Zugleich lassen sich die enormen Geldmengen kaum noch zu guten Renditen anlegen, sodass die einstige Gewinnmaschine Versicherung etwas ins Stottern gerät. Kommt die lang ersehnte Zinswende nun schlussendlich doch noch, dann sollte auch über das große Anlagevermögen wieder mehr Rendite erwirtschaftet werden können.

Der Wert des Versicherungs- und Rückversicherungsarms von Berkshire besteht nicht nur darin eine Überrendite (über den Kosten der Unternehmensführung und der zu bezahlenden Schäden) zu erwirtschaften. Versicherung diversifiziert zu anderen Unternehmen. Während die meisten Unternehmen von Konjunkturzyklen betroffen sind können Versicherungen auch in Rezessionen noch einen sehr guten Gewinn abliefern. Sie sind auf der Assetseite zwar auch von den Märkten abhängig, sind allerdings größtenteils konservativ veranlagt. Die Aktienquote ist meist unter 10%.

Die Performance eines Versicherers ist im Großen und Ganzen unabhängig von den wirtschaftlichen Gegebenheiten und vom Aktienmarkt. Die wirklich großen Schäden (aus Naturgefahren wie Hurricanes) sind zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung nicht korreliert. Das ermöglicht gute Ergebnisse in sonst schlechten Jahren. Das wiederum ist gut für Berkshire, die dann genug Cash und Gewinn haben, um problematische Geschäftsteile zu kompensieren und ggf. auf dem Markt billig Unternehmen einzukaufen.

Neben dem zweifellosen Sinn des Versicherungsarms ist Warren Buffett voll des Lobes für seine Manager, die die verschiedenen Gesellschaften managen. Inzwischen ist relativ klar, dass einer oder zwei von ihnen die Nachfolge von Warren Buffett antreten werden. Ganz nebenbei macht Buffett im Aktionärsbrief dann noch Werbung für den Kfz Versicherer GEICO, einer Berkshire Gesellschaft. Schwer zu sagen wie viele Millionen Menschen den Aktionärsbrief lesen – breitenwirksame Werbung ist es allemal. Der Geschäftssinn von Buffett macht auch vor den eigenen Aktionären nicht halt. Das ist auch gut so. Genau dieser Geschäftssinn und der unerschütterliche Glaube an die Qualität eigener Produkte ist es, was Berkshires Erfolg ausmacht. Das gilt auch für die restlichen Säulen des Konglomerats. Fortsetzung dazu folgt.

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1 Kommentar

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  • schimpanse69
    schimpanse69

    Sehr geehrter Herr Schmale,

    mir gefallen Ihre fundierten Analysen sehr gut.

    Ich würde mich über einen Aufsatz zur derzeitigen Wirtschaftslage und ihren Auswirkungen freuen (z.B. welche Auswirkungen hat ein Wechselkurs EUR/USD 1:1 für eine Exportnation wie Deutschland auf lange Sicht? [Mittelzufluss / Sachwertabfluss, explodierender DAX, etc.] Zu welchen Szenarien führt dieses Ungleichgewicht auf Dauer?

    16:02 Uhr, 11.03. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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