Kommentar
10:00 Uhr, 19.05.2020

Warren Buffetts Unternehmen jetzt ein Kauf?

Warren Buffetts Holding, Berkshire Hathaway, notiert im Vergleich zum breiten Markt fast zu Ramschpreisen. Eine Einstiegsgelegenheit?

Erwähnte Instrumente

  • Berkshire Hathaway Inc. - WKN: A0YJQ2 - ISIN: US0846707026 - Kurs: 175,460 $ (NYSE)

Es entbrennt gerade eine Debatte darüber, ob Buffett das Investieren noch kann oder ob er es verlernt hat. Mit fast 90 Jahren könnte es ja sein, dass er den einen oder anderen Trend in den letzten Jahren verpasst hat. Einen Trend zu verpassen ist das eine, auf den falschen Trend zu setzen das andere. Letzteres ist Buffett seit der Finanzkrise mehrfach gelungen. Zuerst kaufte Buffett im Jahr 2013 im großen Stil Aktien von Exxon Mobil. Das war nur ein Jahr vor Beginn des ersten Ölpreiscrashs. 2015 verkaufte er dann die Position auch gleich wieder. Während der Coronakrise verkaufte er alle Aktien von Fluggesellschaften. Erst 2016 war die Holding groß eingestiegen. In den meisten Fällen war es ein Verlustgeschäft...

Langfristig kann sich Buffett noch immer auf den Lorbeeren ausruhen (Grafik 1). Ein Vergleich mit dem S&P 500 zeigt das. Verglichen werden dabei die Berkshire Aktie und der S&P 500 inklusive Dividenden. Berkshire schüttet keine Dividenden aus, sondern behält die Gewinne im Unternehmen. Einen Total Return Vergleich erhält man zum S&P 500 nur, wenn man dort Dividenden berücksichtigt.


Seit der Finanzkrise ist es Buffett nicht mehr gelungen den Markt zu schlagen (Grafik 2). Dies gilt, obwohl er einige Firmen in der Krise retten konnte. Er vergab Kredite und kaufte Wandelanleihen zu absurden Konditionen. In der Not blieb vielen Unternehmen keine andere Wahl. Sie griffen zu.

Trotz dieser Schnäppchenkäufe hinkt die Aktie dem Markt hinterher. In der Coronakrise ist sie sogar ein eklatanter Underperformer. Die Aktie hat sich kaum von den Tiefs erholt. Der Markt steht 30 % höher. Das ist ein herber Schlag.

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Es wird unter anderem mit dem bestehenden Portfolio begründet. Berkshire hält viele Bankaktien. An der Bank of America, Wells Fargo und Bank of New York Mellon hält er um die 10 %. Damit wirkt es so, als ob Berkshire in einem Sektor übergewichtet wäre, der gerade leidet. Niedrige Zinsen und Kreditausfälle werden auch auf absehbare Zeit das Geschäft der Banken belasten. Vielleicht hat Berkshire deswegen seinen Anteil an Goldman Sachs inzwischen größtenteils verkauft.

Die vielen Bankaktien täuschen darüber hinweg, dass Berkshires Portfolio zu 40 % in Apple steckt (Grafik 3). Es befinden sich viele aussichtsreiche Firmen im Portfolio, von schnell wachsenden Kreditkartenanbietern bis hin zu Amazon und Pharmaunternehmen (nicht extra ausgewiesen).


Das Portfolio ist derzeit 190 Mrd. wert. Darüber hinaus hat Berkshire fast 140 Mrd. an Barreserven. Zusammen entspricht das einem Wert von 330 Mrd. An der Börse ist Berkshire 411 Mrd. wert. Kauft man aktuell die Berkshire Aktie, kauft man 330 Mrd. an Cash und Aktien. Die verbleibenden 80 Mrd. entfallen auf Unternehmen, die Berkshire besitzt.

Dazu gehören Versicherungen, Pipelines, Versorger, Eisenbahnen usw. Diese Geschäfte warfen zuletzt 30 Mrd. an operativem Gewinn ab (Grafik 4). Der Nettogewinn liegt bei gut 20 Mrd. Man erhält die Unternehmen von Berkshire an der Börse also zu einem KGV von 4. Als Value Investor würde Buffett hier wohl zugreifen. Die Holding tut das auch. Sie kauft in begrenztem Ausmaß Aktien zurück.


Die Unternehmen der Holding bleiben auf Wachstumskurs und sind Cashmaschinen. Trotzdem ist Buffett in der Kritik. Keiner versteht, wieso er im Crash nicht investiert hat. Persönlich halte ich das für geschickt. Unternehmen nehmen derzeit gigantische Summen an Schulden auf. Das Wachstum wird jedoch jahrelang niedrig bleiben. Viele Unternehmen dürften früher oder später in Schwierigkeiten geraten. Erst dann kann Buffett die typischen Schnäppchen ergattern.

Berkshire ist gerade aus der Mode. Der Kurs wird sich daher kaum von selbst nach oben bewegen. Langfristig betrachtet sind die Assets von Berkshire derzeit sehr billig zu haben. Die große Zeit von Berkshire dürfte aber noch auf sich warten lassen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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