Kommentar
21:33 Uhr, 28.05.2020

Aktienmarkt: Die Rally hat ein Problem

Hinter den Kulissen tut sich etwas. Anlegern wird das nicht gefallen, denn das, was die Rally gestützt hat, droht wegzubrechen.

Erwähnte Instrumente

  • Microsoft Corp. - WKN: 870747 - ISIN: US5949181045 - Kurs: 183,330 $ (NASDAQ)
  • Berkshire Hathaway Inc. - WKN: A0YJQ2 - ISIN: US0846707026 - Kurs: 186,260 $ (NYSE)

So absurd es klingt, doch das, was die Rally getrieben hat, war dem Lockdown zu verdanken. Dabei geht es nicht um Konjunkturprogramme oder die Geldschwemme der Notenbanken, sondern den einfachen Umstand, dass viele zu Hause bleiben mussten. Von der Einschränkung der Bewegungsfreiheit profitierten nämlich vor allem die Schwergewichte in den Indizes. Alles, was mit Homeoffice und Lieferung von Gütern zu tun hatte, war stark gefragt. Microsoft, Amazon, Zoom, Netflix, ... sie alle waren die großen Gewinner der Krise. Amazon, Alphabet, Microsoft, Apple und Facebook allein sind so große Schwergewichte, dass sie allein die Indizes nach oben ziehen können.

Seit einigen Tagen schwächeln einige dieser Aktien (z.B. Netflix). Andere treten auf der Stelle. Dazu gehören viele Technologieunternehmen wie Microsoft, aber auch Pharmaunternehmen. Lange Zeit hat auch die noch so kleinste Ankündigung eines Fortschritts die Aktien nach oben getrieben (Chart 1).

Microsoft Corp.
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    Nasdaq
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Ohne die Schwergewichte fällt die Rally früher oder später in sich zusammen. Werden Aktien von Alphabet, Facebook und Amazon stark verkauft, geht das nicht spurlos am Markt vorbei. Anlegern bleibt nur die Hoffnung, dass diese Aktien ihre Gewinne nicht wieder zum Teil abgeben müssen. Die langfristige Perspektive dieser Unternehmen bleibt ja außerordentlich gut.

Der Markt konnte trotz der Schwäche bei den Schwergewichten noch etwas zulegen. Das war den bisherigen Verlieren zu verdanken (Chart 2). Im Gegensatz zum Nasdaq oder S&P 500 haben sie noch einen weiten Weg vor sich. In den letzten Tagen fand jedoch ein regelrechtes Feuerwerk statt. Man denke nur an die Aktie von Tui, die innerhalb weniger Tage von 3,30 Euro auf fast 6 Euro stieg.

Berkshire Hathaway Inc.
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    NYSE
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Die Upside der bisherigen Verlierer ist immer noch groß. Manche Titel verloren ja 80 % und mehr. Es sind aber vor allem Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe, die im Vergleich zu den Techgiganten nur einen kleinen Teil des Marktes ausmachen.

Beginnen Anleger bei den bisherigen Kursgewinnern Gewinne mitzunehmen, dürfte der ganze Markt unter Druck kommen. Das Aufwärtspotential der Krisengewinner scheint mit der Lockerung der Beschränkungen nun kurzfristig stark begrenzt zu sein. Es ist durchaus denkbar, dass der Markt daher in den kommenden Tagen an Dynamik verliert und vielleicht wieder unter die 200-Tage-Linie fällt.

Man kann aber gar nicht oft genug betonen, wie stark das an den wenigen Schwergewichten hängt. Für marktbreite Indizes spielt dort die Musik und fast ausschließlich dort. Ich bleibe allerdings bei meiner Einschätzung, dass Rücksetzer Kaufgelegenheiten sind.

Clemens Schmale


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1 Kommentar

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  • Tüskendör
    Tüskendör

    Eine spannende Fragestellung ist, wann sich die Krise in den Zahlen der "Großen" abzeichnet. Sozusagen der "Kopfkissen-Wegreißer" für das naive Kleinkind (Anleger) beim Betrachten des Horrorfilms (Realwirtschaft). Das naive Kind verfährt ja nach dem Prinzip: was ich nicht sehe, ist nicht da, ist nicht gefährlich (Kasino-Markt, Börse).

    Ich denke Amazon, Netflix und MS haben noch Zeit - zuerst kommen google und Facebook (wegbrechende Werbeeinnahmen), nachfolgend Paypal, Visa etc. (Kaufzurückhaltung wegen weltweiter Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Angst).

    Insoweit könnte man annehmen, dass die Kursverläufe Nasdaq ein "W" ausbilden werden, während die globale Realwirtschaft ein langes "U" (optimistische Variante), oder aber einen "L"-Verlauf hinlegt...

    Das V der realen Weltwirtschaft ist inzwischen eine sehr unrealistische, nicht mehr haltbare Annahme.

    Hauptproblem "real" bleibt Corona (Südhalbkugel, USA, kommender Herbst/Winter global), Trump vs China ist bestenfalls ein Stellvertreterkrieg, "Trump for President" wird für vergnügliche Kurssprünge sorgen - unter dem Strich wird auch das eher ein belangloses Schattenboxen.

    Die Notenbanken werden Unternehmen retten - sie werden (ex USA) aber keine Kurspflege für Anleger auf Kosten der Steuerzahler betreiben.....

    10:21 Uhr, 29.05.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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