BAYER: Der Druck kommt von allen Seiten
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Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Von verschiedenen Seiten wächst der Druck auf Bayer im Zusammenhang mit der Monsanto-Übernahme: Öffentlich wurde Kritik geübt an Listen mit Unterstützern und Kritikern, die im Auftrag von Monsanto (beispielsweise im Jahr 2016 in Frankreich) erstellt wurden, und die gegen gesetzliche Regelungen verstoßen haben könnten. Bayer sprach sich ausdrücklich für Fairness im Umgang mit Interessengruppen aus und entschuldigte sich für das Vorgehen von Monsanto.
Gleichzeitig wurde eine externe Anwaltskanzlei mit der Aufarbeitung der Vorgänge beauftragt. Nachdem das Unternehmen zuvor bereits bei zwei Klagen im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat unterlegen war und zu Schadenersatzzahlungen von insgesamt knapp 160 Mio. Dollar verurteilt wurde, wies Mitte Mai ein Geschworenengericht im kalifornischen Oakland Bayer an, gut 2 Mrd. Dollar an die klagenden Eheleute zu zahlen, die ihre Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs auf die jahrzehntelange Verwendung eines glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittels zurückführen.
Bayer zeigte sich von der Entscheidung enttäuscht und kündigte an, wie bei den beiden vorangegangenen Verfahren Rechtsmittel dagegen einzulegen. Erneut wurde darauf verwiesen, dass von Zulassungsbehörden weltweit der Unkrautvernichter bei sachgemäßer Anwendung als nicht krebserregend eingestuft wird. Auf weitere Verfahren habe das jüngste Urteil nach Einschätzung von Bayer keinen Einfluss.
Ein Richter in Kalifornien, der für mehrere hundert Glyphosat-Klagen zuständig ist, ordnete die Einschaltung eines Mediators an und berief für diese Aufgabe mit dem Anwalt Kenneth Feinberg einen der angesehensten und erfahrensten Schlichter der USA. Obwohl Bayer bisher Vergleiche ablehnt, wächst damit der Druck auf das Unternehmen, sich mit den Klägern zu vergleichen. Insgesamt sind derzeit rund 13.400 Klagen anhängig. Noch zwei Verfahren sollen in diesem Jahr zur Verhandlung kommen, davon das nächste im August vor einem Gericht im US-Bundesstaat Missouri. Inzwischen gibt es auch eine erste Glyphosat-Klage in Australien.
Neben zahlreichen weiteren Klagen reichte der Landkreis Los Angeles kürzlich Klage gegen Monsanto wegen angeblicher Gewässerverschmutzung durch die giftige Chemikalie PCB ein, die von 1935 bis 1977 von dem Unternehmen produziert und im Jahr 1979 in den USA verboten wurde. Bayer hält die Klage für unbegründet und kündigte an, sich entschieden zu verteidigen.
Positive Entwicklungen wie der Mitte Mai abgeschlossene Verkauf der Sonnenschutzmarke CoppertoneTM für 550 Mio. Dollar an Beiersdorf oder das rege Interesse, auf das der zum Verkauf gestellte Bereich Tiergesundheit trifft, werden von den negativen Schlagzeilen in den Hintergrund gedrängt.
Bayer komme nicht zur Ruhe, fängt NordLB-Analyst Thorsten Strauß die aktuelle Stimmungslage ein. Er listet in seiner Studie von Dienstag auf: "Geheime Kritiker-Listen von Monsanto; drei Glyphosat-Urteile zu Gunsten der Kläger, in denen Bayer zu sehr hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt wurde; wachsender Druck, die hohe Zahl noch anhängiger Glyphosat-Klagen durch Vergleiche beizulegen, die mit Blick auf die bisher gefällten Urteile sehr teuer werden können; Rechtsstreit um eine Chemikalie, die vor 40 Jahren in den USA verboten wurde; massiver Vertrauensverlust von Investoren in die Unternehmensführung".
Immer mehr dränge sich der Eindruck auf, so Strauß, dass die mit der Monsanto-Übernahme verbundenen rechtlichen und Reputations-Risiken unterschätzt worden seien. Ungeachtet der guten operativen Entwicklung und der Erfolge bei Portfolioveränderungen sehe er für den Kurs der Bayer-Aktie erst wieder nachhaltiges Aufwärtspotenzial, wenn sich abzeichner, dass die aus den zahlreichen Klagen resultierenden möglichen finanziellen Belastungen beherrschbar seien, so der Experte. Zunächst lautet die Empfehlung für die Aktie von Bayer weiter „Halten“.
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