Analysteneinschätzung
18:25 Uhr, 02.04.2019

BAYER: Das Risiko ist zu groß

Berenberg erhöhte die Schätzung der Glyphosatschäden auf 10 Mrd. Euro und verdoppelt damit die bisherige Schätzung. Das Anlagevotum wurde auf „Halten“ mit einem neuen Kursziel von 67,00 Euro herabgestuft.

Erwähnte Instrumente

  • Bayer AG
    ISIN: DE000BAY0017Kopiert
    Kursstand: 59,150 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Hamburg (Godmode-Trader.de) - „Wir zögern, das Geschrei nervöser Herabstufungen nach den ungünstigen Glyphosat-Urteilen im März noch zu verstärken“, schrieb Berenberg-Analyst Sebastian Bray in einer Studie von Montag. Die hohe Verschuldung von Bayer und die über den Erwartungen liegenden Nachteile von Vergleichen ließen ihn jedoch dazu zu tendieren, sich auf die Weisheit der anderen Analysten zu verlassen. Der Nachweis der angeblichen Karzinogenität von Glyphosat sei bestenfalls zweideutig, und seiner Ansicht nach bestehe keine Aussicht auf ein Verbot in den von gentechnisch verändertem Saatgut dominierten Regionen, in denen der Konzern wirtschaftlich wichtig wäre, d.h. Nord- und Südamerika. „Wenn Bayer jedoch im Fall Hardeman, in dem die Prozessstruktur die Juroren begünstigte, nicht für sich gewinnen konnte, drüften auch die nachfolgenden Urteile kaum günstiger verlaufen“.

Berenberg erhöhte die Schätzung der Glyphosatschäden auf 10 Mrd. Euro und verdoppelt damit die bisherige Schätzung. Das Anlagevotum wurde auf „Halten“ mit einem neuen Kursziel von 67,00 Euro herabgestuft.

Das Wachstum in der Landwirtschaft hat sich verlangsamt und könnte gefährdet sein, wenn der Anstieg des Fleischkonsums weiterhin so langsam voranschreite, so Bray. Bayer verfüge über das beste Saatgutvermögen der Welt. Allerdings seien die zusätzlichen Erträge aus der Ertragsverbesserung für die Landwirte in den letzten fünf Jahren aufgrund der niedrigeren Erntepreise deutlich gesunken, und er bezweifle, dass Monsanto heute noch in der Nähe des c15x EV/EBITDA handeln würde, den Bayer dafür bezahlt habe, so der Experte.

Darüber hinaus sei die globale Saatgutindustrie ein Opfer ihres eigenen Erfolgs. Mais und Soja würden über 70 Prozent des Verkaufswertes der Branche ausmachen, und die Nachfrage nach beiden werde hauptsächlich durch Tierfutter getrieben. Die US-Renditen für beide haben sich laut Bray in den letzten zwei Jahrzehnten um mehr als 30 Prozent erhöht, und die Endbestände befinden sich auf nahezu Rekordniveau. Daran werde sich in naher Zukunft nicht viel ändern.

Es bestehr auch ein Risiko für die Nachfrage: Der gesamte Fleischkonsum in Europa sei seit Ende der 80er Jahre nicht gestiegen; eine Veränderung der globalen Ernährung könne daher ein Risiko darstellen. „Wir haben Szenarien für die Nachfrage nach Mais und Soja erstellt, die auf potenziellen Trends wie der Verlangsamung des Wachstums des Fleischkonsums basieren. Während das kurzfristige Umsatzwachstum der Landwirtschaft in der Nähe der vier Prozent-Grenze liegen sollte, könnte dieses Wachstum, wenn die Welt auf Stagnation/Rückgang nach europäischem Vorbild umgestellt wird, nach 2010 bei zwei Prozent oder sogar fast null Prozent liegen“.

Probleme in der Pharmaindustrie verschärfen sich: Bayer hat laut Bray die mit Abstand günstigste zweijährige PEG-Ratio unter den Wettbewerbern, aber die Verschuldung bleibt hoch. Nach seiner Einschätzung wird Bayer 2019 mit einer Nettoverschuldung und über 3x Netto-Finanzverbindlichkeiten/EBITDA ex-Glyphosat-Auszahlungen abschließen, so der Analyst. In Ermangelung von Dividendenkürzungen oder einer Kapitalerhöhung sei es schwierig zu erkennen, wie ein Niveau erreicht werden könnte, bei dem sich die Anleger kurzfristig wohlfühlen. Nach seinen Schätzungen müssten möglicherweise weitere 220 Mio. Euro pro Jahr für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden, um die Patentabläufe von Xarelto und Eylea ab 2024 auszugleichen.

Bayer AG
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    L&S
    VerkaufenKaufen

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Mehr von Bernd Lammert zu den erwähnten Instrumenten

Mehr von Bernd Lammert

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten