Kommentar
12:08 Uhr, 21.09.2016

Bank of Japan schafft Marktkräfte ab

Die Bank of Japan hat entschieden und ihr ist eine große Überraschung gelungen. Sie hat praktisch beschlossen den Markt abzuschaffen.

Auf dem Anleihemarkt treffen sich - wie auf jedem Markt - Angebot und Nachfrage. Dort, wo sich beide treffen, wird der Preis festgelegt. Bei Anleihen resultiert ein bestimmter Preis zu einem bestimmten Zinssatz. Der Markt beeinflusst also das Zinsniveau über verschiedene Laufzeiten hinweg.

Notenbanken haben in den Markt bereits massiv durch ihre QE-Programme eingegriffen. Durch hohe Kaufvolumina wird die Nachfrage erhöht und die Zinsen sinken. Nun geht die BoJ einen Schritt weiter und adjustiert ihr QE-Programm. Bisher war das QE-Programm relativ einfach aufgebaut. Die BoJ kaufte einfach im Volumen von 80 Billionen Yen pro Jahr Anleihen. Dieses Ziel gibt die BoJ auf.

Anstatt als Ziel Käufe von 80 Bio. auszugeben, hat die BoJ ihr Ziel auf die Zinsen abgestellt. Sie kauft Anleihen in dem Ausmaß, welches notwendig ist, um ein bestimmtes Zinsniveau zu erreichen. Um das Ziel zu erreichen, können die Käufe nach wie vor 80 Bio. erreichen, müssen es aber nicht. Es könnten auch 60 oder 90 Bio. sein.

Der Schritt der BoJ ist revolutionär. Sie schafft praktisch den Markt ab. Ihr Ziel ist nun offiziell, die Zinskurve zu kontrollieren. Passt der BoJ der Zins der 10-jährigen Anleihen nicht, dann greift sie ein. Der Markt reagiert auf diese Veränderung des QE-Programms positiv, zumal die Bank of Japan auch an ihren Aktienkäufen festhält. Sie will in Zukunft mehr ETFs erwerben, die den Topix Index abbilden. Das Kaufvolumen bleibt jedoch unverändert hoch.

Lesen Sie dazu auch: Bank of Japan führt Zinskontrolle ein

Ebenfalls leicht überraschend hält die Notenbank an ihrem Inflationsziel von 2 % fest. Eigentlich wurde erwartet, dass die dieses Ziel stillschweigend aufgibt. Das ist nicht der Fall. Sie hält an dem Ziel fest und legt quasi noch eins drauf: sie wird so lange QE laufen lassen, bis das Ziel erreicht ist. Konkret will sie ein Überschießen des Ziels zulassen und QE nicht beenden, nur weil die Inflation über 2 % steigt. QE wird erst beendet, wenn sich die Inflation über 2 % einpendelt.

Durch die beschlossenen Maßnahmen hat die BoJ ohne eine Ausweitung von QE trotzdem irgendwie gelockert. Man merkt jedoch auch, dass der BoJ die Ideen ausgehen. Insofern hält sie zwar die Illusion aufrecht, dass sie die Wirtschaft wieder in Fahr bringen kann, aber nüchtern betrachtet muss man nach wie vor sagen: Das wird nichts.

Clemens Schmale

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11 Kommentare

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  • tourguide
    tourguide

    Man hat mittlerweile das Gefühl die Notenbanken arbeiten wie billige Zauberkünstler, aber keiner kann mehr über ihre Kunststücke lachen!

    07:52 Uhr, 22.09. 2016
  • tourguide
    tourguide

    Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass die Deutsche Bank dafür abgemahnt wurde und horrente Strafen zahlen muss, dass sie den Libor manupuliert hat. Ist das was die japanische Notenbank nicht ungefähr das gleiche!

    07:49 Uhr, 22.09. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • netzadler
    netzadler

    vielleicht geht's auch so herum:

    BoJ kauft den Japanern zu hause alles ab.

    mit dem starken JPY gehen die Japaner dann im Ausland auf schnäppchenjagd.

    die Japaner sind dann wahrscheinlich die dummen, die in Europa und USA zu Höchstpreisen Sachwerte kaufen

    15:52 Uhr, 21.09. 2016
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Die Japaner sind dem Rest der Welt lediglich ein paar Schritte voraus. Weltweit, und über alle Anlageklassen hinweg, verkommen die so genannten "Märkte" zu reinen Luftnummern, ohne jeden Bezug zur Realität.

    Das kann nicht ohne Folgen bleiben. Die schwerwiegendste lautet. Das Vertrauen geht den Bach runter...

    15:35 Uhr, 21.09. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Peter Zumdeick
    Peter Zumdeick

    Ein sehr kreative der schlitzäugigen Herren ... - haben die alle Drogen genommen ???

    12:24 Uhr, 21.09. 2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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