US-Rezession abgeblasen?
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Einige Stimmungsindikatoren muss man wieder ernst nehmen, nachdem sie jahrelang versagten. Die ersten harten Fakten zeigen, dass die schlechte Stimmung einen realwirtschaftlichen Effekt hat. Ein Abschwung braucht allerdings Zeit. Es ist selten, dass die Wirtschaft innerhalb von Wochen in eine Rezession stürzt. Ausnahmen zu der Regel gibt es. Ein solcher Fall liegt derzeit nicht vor.
Ausnahmen waren 2020 und 2008. 2020 wurde der Wirtschaft durch Lockdowns eine Rezession vorgeschrieben, 2008 war es ein abrupter Halt durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers. Funktioniert das Finanzsystem von einem Tag auf den anderen nicht mehr, kann nur eine Rezession folgen.
Ein ähnliches Schockereignis liegt nicht vor, dafür ein Zollrundumschlag. Keiner weiß, wie der Abschwung in einem solchen Fall erfolgt. Geht es nach Stimmungsindikatoren, hat eine Rezession erst dann begonnen, wenn sich der Ausblick aufhellt und die aktuelle konjunkturelle Lage als schlecht eingestuft wird. Derzeit ist die Lage noch robust, die Erwartungen trüben sich allerdings ein. Die Differenz fällt. Solange sie fällt, bewegen wir uns auf eine Rezession zu, aber sie hat noch nicht begonnen (Grafik 1).
Sie beginnt, wenn die Differenz wieder schnell zu steigen beginnt. Das ist bis zu einem gewissen Grad beruhigend. Bei viel Pessimismus in den vergangenen Wochen gewinnt man den Eindruck, dass die Lage bereits jetzt schlecht ist. Das ist sie nicht. Da sich bisher jedoch nicht erkennen lässt, dass der US-Regierung an einem fundamentalen Politikwechsel gelegen ist, steuern wir weiterhin auf eine Rezession zu.
Für Anleger ist wichtig, was geschehen wird. Wird ein Rezessionsbeginn in den nächsten Quartalen erwartet, hält man an Aktien nicht ewig fest, man nimmt Gewinne mit. Der Markt ist schwach, wenn die Lage-Erwartungsdifferenz fällt. Aktien und die Differenz sind negativ korreliert, wenn in den kommenden Monaten eine Rezession beginnt (Grafik 2).
Der Aktienmarkt hat einen Teil eingepreist. Vervollständigt ist der Prozess allerdings nicht. Ein Grund dafür war die vorhergegangene sehr gute Performance von Tech-Megacaps. Tech-Megacaps zogen den S&P 500 lange Zeit weit nach oben und tun es zum Teil wieder. Der Rest des Marktes tendierte seitwärts oder korrigierte. Das war auch vor der Jahrtausendwende zu beobachten.
Einige Investoren gehen davon aus, dass eine Rezession schon begonnen haben könnte. Davon ist bisher wenig eingepreist. Die Wachstumszahlen zum ersten Quartal blicken zwar zurück, doch sie zeigen keine Vollbremsung der Wirtschaft. Die Sache ist wenig eindeutig. Es wird noch Wochen oder Monate dauern, bis Anleger Klarheit darüber haben, ob es zur Rezession kommt. Dennoch ist die Divergenz aus S&P-500-Performance und Indikator signifikant und die Divergenz muss ernstgenommen werden. Der S&P 500 sollte deutlich tiefer stehen (Grafik 3).
Kein Indikator ist perfekt. Der Aktienmarkt hat vor einem Abschwung häufiger Angst als es tatsächlich zu einem Abschwung kommt. Die Entscheidung, ob man als Anleger Gewinne bei kurzfristigen Rallys mitnimmt, kann einem nicht abgenommen werden. Persönlich ist es mir lieber, in den kommenden Monaten in US-Aktien untergewichtet zu bleiben.
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