Fundamentale Nachricht
13:00 Uhr, 16.09.2019

Aufruhr am Ölmarkt. Historisch große Störung in Saudi-Arabien

Der Drohnenangriff auf eine Raffinerie in Saudi-Arabien und seine Folgen: Wie nachhaltig die Ölpreise auf die Attacken reagieren werden, hängt nach Einschätzung von Experten vor allem von der Dauer des Ausfalls ab.

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  • Brent Crude Öl
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    Kursstand: 65,340 $/bbl. (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 59,345 $/bbl. (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London/ Riad (Godmode-Trader.de) - Vorbei ist der mit der Ruhe. Nach den Anschlägen am Wochenende herrscht am Ölmarkt Aufruhr. Die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien war am Samstag Ziel von Drohnen-Angriffen. Fünf Prozent der gesamten weltweiten Produktionsmenge werden an dem betroffenen Standort Abkaik verarbeitet.

Die Ölpreise bildeten die Störung am Montag ab: In den ersten Handelsminuten sprangen die Notierungen um bis zu 20 Prozent in die Höhe, kamen dann aber schnell zurück. Zuletzt kostete ein Barrel Brent 65,35 US-Dollar. Dies entspricht einer Verteuerung von gut 8,5 Prozent im Vergleich zum Freitagsfixing. Der Preis für ein Barrel WTI stieg in ähnlicher Größenordnung auf mehr als 59,30 Dollar/Barrel. In der Spitze waren die beiden Referenzsorten vorübergehend auf den höchsten Stand seit Mai gestiegen.

Am Samstagmorgen war es zu mehreren Explosionen an Anlagen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco gekommen. Nach Angaben von Saudi Aramco ist der Komplex die größte Raffinerie des Landes und die größte Rohölstabilisierungsanlage der Welt. Die Ölproduktion sei um 5,7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Tages-Volumens zurückgegangen, berichtete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA. Alle Augen sind nun darauf gerichtet, wie zügig Saudi-Arabien die Produktion nach dem Anschlag wiederherstellen kann. Bedeutende Mengen könnten zwar innerhalb weniger Tage auf Normalzustand gebracht werden - der Industrieberater Energy Aspects schätzt, dass das Land bereits am Montag fast die Hälfte der Produktionsausfälle wiederherstellen kann. Bis die volle Kapazität wiederhergestellt ist, könnte es aber Wochen dauern.

Wie nachhaltig die Ölpreise auf den Drohnenangriff reagieren werden, hängt nach Einschätzung von Goldman Sachs vor allem von der Dauer des Ausfalls ab. Der Produktionsausfall von etwa der Hälfte der saudischen Tagesproduktion sei jedenfalls „eine historisch große Störung", heißt es in einer Studie der US-Bank. Ein dauerhafter starker Anstieg der Ölpreis ist aus Sicht des Bankhauses Berenberg unwahrscheinlich. Kurzfristige Produktionsausfälle könnten wohl durch das Anzapfen strategischer Ölreserven ausgeglichen werden. Das Angebot an Rohöl sei zudem heute flexibler als früher, nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Förderung in den USA.

Die geschätzten 5,7 Mio. Barrel/Tag, die nun an saudischem Öl fehlen, stellen einen neuen Rekord dar: Noch nie sind der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge mit einem Schlag so große Produktionskapazitäten weggebrochen. Die jetzige Unterbrechung übertreffe den Verlust der kuwaitischen und irakischen Versorgung im August 1990 und der iranischen Produktion 1979 während der islamischen Revolution, so die IEA.

Zusätzlich zum sofortigen Verlust des Angebots hat der Angriff das Risiko einer US-Vergeltung gegen den Iran erhöht. Washington macht Teheran für den Angriff verantwortlich. Präsident Donald Trump drohte den Urhebern bereits mit einem Vergeltungsschlag. Er genehmigte zudem die Freigabe von Öl aus der U.S. Strategic Petroleum Reserve. Die Menge habe er noch nicht festgelegt, aber sie werde ausreichend sein, „um die Märkte gut zu versorgen“, schrieb Trump auf Twitter.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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