Kommentar
11:02 Uhr, 01.06.2017

Amerika öffnet die Öl-Schleusen

Kaum verließ Donald Trump Saudi-Arabien, wurde angekündigt, dass die USA hunderte Millionen Barrel Öl auf den Markt schmeißen wollen.

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So hatte sich das Saudi-Arabien wohl nicht vorgestellt. Erst verspricht das Königshaus den USA Waffen im Wert von 110 Mrd. abzunehmen – mit möglichen Folgeaufträgen von weiteren gut 200 Mrd. – und dann fallen die USA dem Ölproduzenten in den Rücken. Das war sicherlich kein schönes Gefühl.

Keiner weiß, ob der Waffendeal an eine Erwartung geknüpft war. Eine durchaus naheliegende Vermutung ist, dass Saudi-Arabien den USA über einen Waffendeal Geld zuschiebt und die USA dafür nicht weiter den Ölpreis unter Druck bringen. Immerhin sind die USA der größte Swing Producer der Welt geworden.

Der Waffendeal muss auch irgendwie bezahlt werden. Leisten kann sich das Saudi-Arabien derzeit eigentlich nicht. Der Ölpreis ist so niedrig, dass das Land aktuell noch eine Neuverschuldung von 10 % der Wirtschaftsleistung pro Jahr ausweist. Die Wirtschaft soll zudem reformiert werden. Auch das kostet Geld.

Nicht zuletzt soll der saudische Ölkonzern Saudi Aramco an die Börse. Das soll im Idealfall einen dreistelligen Milliardenbetrag in die Staatskasse spülen. Je höher der Ölpreis vor dem Börsengang ist, desto mehr kann das Land dadurch einnehmen. Und jetzt das.

Die USA wollen ihre strategischen Ölreserven (SPR – Strategic Petroleum Reserves) abbauen – und das nicht zu knapp. Derzeit befinden sich 700 Mio. Barrel in den Reserven. Dies entspricht derzeit knapp 3 Monaten Ölproduktion der USA. Es ist also richtig viel Öl.

Die Reserven sollen nun signifikant abgebaut werden. Insgesamt sollen an die 300 Mio. Barrel auf den Markt kommen. Das geschieht nicht heute und morgen, sondern über 10 Jahre. Der langsame Abbau der SPR garantiert, dass der Einfluss auf den Ölmarkt gering bleibt. Immerhin.

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Trotzdem ist es schon fast eine Provokation gegenüber den arabischen Ländern, die den USA gerade erst Milliarden versprochen hatten. Man fragt sich auch, was der Verkauf der Reserven bringen soll. Die USA sagen, dass es das Budget unterstützen soll. Das Budget liegt derzeit bei 3 Billionen Dollar jährlich. Der Verkauf von Öl würde pro Jahr ungefähr 1,5 Mrd. bringen. Ein Tropfen auf den heißen Stein.

Es gibt einen Grund, weshalb die SPR strategische Reserven heißen. Sie sollen die Versorgungssicherheit garantieren. Sie wurden nach dem Ölembargo der 70er Jahre aufgebaut. Nun sollen sie substantiell für ein paar Milliarden an Einnahmen verkleinert werden. Das widerspricht dem ursprünglichen Sinn der Reserven.

Auch die gestiegene US-Ölproduktion ist kein Trost. Noch immer fehlen den USA täglich 5 Mio. Barrel Öl. Sollten die Versorgungswege lahmgelegt werden, braucht es die Reserven immer noch. Es geht dabei nicht einmal um die Bedrohung eines Embargos oder Krieg. Es reicht, wenn eine besonders lange und schlimme Hurrikanesaison den Seeweg lahmlegt.

Ist es die richtige Strategie, die SPR so substanziell zu verkleinern? Nein. Es hat nichts mit Strategie zu tun. Im Gegenteil, es macht die USA verwundbarer. Mir persönlich erschließt sich der Sinn dahinter überhaupt nicht.

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3 Kommentare

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  • Austrochris
    Austrochris

    Das Hick Kack am Ölmarkt ist ein Wahnsinn ! Über 60 Dollar geht nicht , unter 50 Dollar darf nicht ! So kann man das in wenige Worte zusammenfassen, Faktum ist, die Ölindustrie wird untergehen und wahrscheinlich letztendlich zur einer massiven Krise führen .

    18:43 Uhr, 01.06. 2017
  • Simon Hauser
    Simon Hauser Redakteur

    Der Grund ist, dass die SPRs lediglich ein politisches Tool sind, welches niemand braucht und viel kostet. Rechnet man die privaten Reserven zusammen, können die USA fast ein Jahr ohne Öl überleben. Hinzu kommt der technologische Wandel: Warum Öl überirdisch lagern, wenn die Ölindustrie immer kurzfristiger auf jede Nachfrage reagieren kann.

    14:20 Uhr, 01.06. 2017
  • Protheus
    Protheus

    Eine mögliche Erklärung liegt nahe: Saudi-Arabien soll wirtschaftlich unter Druck gesetzt werden. Einerseits Geld ausgeben für volkswirtschaftlich nutzlose Waffen, andererseits beschneiden die USA das Einkommen von SA.

    Das hat natürlich keine langfristige Wirkung, darüber kann man also weiter rätseln.

    13:15 Uhr, 01.06. 2017

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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