Kommentar
10:27 Uhr, 18.04.2023

Alle sind bärisch! Kann der Markt da nur steigen?

Gleich mehrere prominente Marktbeobachter sich in den vergangenen Tagen mit bärischen Kommentaren zu Wort gemeldet. Ist das ein guter Kontraindikator?

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 4.151,32 Pkt (S&P) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 4.151,32 Pkt (S&P)

Die Stimmung ist schlecht, aber die Kurse steigen: So lässt sich die aktuelle Situation an der Wall Street mit wenigen Worten zusammenfassen. Die schlechte Stimmung bezieht sich dabei nicht auf Indikatoren wie den Fear & Greed Index (der aktuell im Bereich von "Greed" notiert), sondern eher auf die Kommentare bekannter Marktbeobachter.

Die Großbank JPMorgan Chase bezeichnete die starken Kursgewinne der vergangenen Wochen in einem am Montag veröffentlichten Marktkommentar als "irrational". Der jüngste Anstieg sei vor allem auf "systematische Zuflüsse und Short-Eindeckungen" zurückzuführen, heißt es. Eine Rezession in diesem Jahr sei weiter "wahrscheinlich", da der Druck der hohen Zinsen und des Liquiditätsentzuges zusammen mit der Kreditkontraktion nach der Bankenkrise und weiteren Faktoren die Wirtschaft zunehmend belasten dürften, erwartet die Bank. Die Bedingungen, die für den jüngsten Aufschwung verantwortlich waren, dürften deshalb "wahrscheinlich an Schwung verlieren".

Zuvor hatte bereits Mike Wilson von Morgan Stanley mit einer ähnlichen Begründung vor einem möglichen Markteinbruch gewarnt. Eine Kreditklemme als Folge der Bankenkrise habe bereits begonnen und Anleger sollten sich nicht in Sicherheit wiegen, schrieb Wilson in einem Marktkommentar. Eine aktuelle Umfrage habe den größten Rückgang der Kreditverfügbarkeit seit 20 Jahren gezeigt. Wilson warnte davor, dass die schrittweise Verschlechterung der Wachstumsaussichten auch große Indizes gefährde. Die Gewinne der Unternehmen im S&P 500 könnten sich erst "allmählich" und dann ganz "plötzlich" verschlechtern, schrieb Wilson mit einem Seitenhieb auf einen Roman von Ernest Hemingway, in dem ein Charakter auf die Frage, wie er pleite gegangen sei, antwortet: "Auf zwei Wegen... Allmählich, dann plötzlich."

Wilson gestand ein, dass er jüngst mit seiner bärischen Einschätzung daneben gelegen habe, wenn man die Large-Cap-Aktien im S&P 500 betrachte. Allerdings habe sich die erwartete schwache Performance bei den Aktien der Regionalbanken und bei Nebenwerten bereits gezeigt, was Wilson auch als mögliches schlechtes Signal für den Gesamtmarkt sieht.

Unterdessen warnte der legendäre Investor Jeremy Grantham, dass die Bankenkrise in den USA noch lange nicht vorbei sei und die US-Wirtschaft vor einer tieferen Rezession stehen dürfte als erwartet. Der S&P 500 dürfte um mindestens 25 % bis 27 % auf rund 3.100 Punkte einbrechen und könnte erst im kommenden Jahr sein Tief erreichen, sagte Grantham in einem Interview mit CNN. In einem Worst-Case-Szenario könnte der S&P 500 sogar um mehr als 50 % auf ungefähr 2.000 Punkte einbrechen, meint Grantham. Im Januar 2022 hatte Grantham vor dem "Platzen einer Superblase" gewarnt und mit seinem Kommentar ziemlich genau den Beginn des Bärenmarktes markiert. Zu anderen Zeiten hatte Granthman aber mit seinen Warnungen wiederholt danebengelegen.

Kommentare der großen Wall-Street-Banken und bekannter Investoren zur künftigen Marktentwicklung sind oft, aber keineswegs immer, ein Kontraindikator. Anleger und Trader sind in der Regel gut beraten, die Kommentare zwar zur Kenntnis zu nehmen, aber durchaus skeptisch zu betrachten.

Seit einem Tief im Oktober 2022 bei knapp unter 3.500 Punkten hat sich der S&P 500 inzwischen wieder um fast 19 % erholt.

S&P 500
Statischer Chart
Live-Chart
Chart in stock3 Terminal öffnen
  • ()
    TTMzero Indikation

Vontobel - der StarPartner der Consorsbank.

Handelt Derivate von Vontobel außerbörslich ab 0 Euro Ordergebühr (zzgl. marktüblicher Spreads).

Jetzt Konto eröffnen und direkt über stock3 handeln!

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

6 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Korelewp
    Korelewp

    es ist so, wie mit dem Corona-Theater ; wir alle wurden nur zu Marionetten eines von den USA eingeplanten Prozesses

    16:28 Uhr, 18.04.2023
  • schelling
    schelling

    Vielen Dank fürs Echo! Möchte Sie auch gar nicht in eine längere Diskussion verwickeln (Sie werden besseres zu tun haben...): Es müssten dann ja so ziemlich alle großen US-Geldhäuser, etliche europäische inklusive, durchgängig mehr oder weniger short positioniert sein. Schon irritierend, die Rally findet demnach komplett ohne das große Geld statt, getragen von Privatanlegern?

    14:12 Uhr, 18.04.2023
  • schelling
    schelling

    Hallo Herr Baron, eine Frage an den Profi: Wenn die Prognosen der Wall-Street-Strategen in der Vergangenheit eher als Kontraindikator fungierten (sie also mehrheitlich falsch lagen) - was sind denn dann die tatsächlichen Motive für die aktuellen, pessimistischen Einschätzungen?? Das frage ich mich derzeit ständig.

    11:04 Uhr, 18.04.2023
    1 Antwort anzeigen
  • mariahellwig
    mariahellwig

    So bärisch ist der Markt doch garnicht. Der häufig zitierte Fear&Greed Index ist neutral bis optimistisch. Auch nach Andre Tiedjes "Psychator" ist die Masse zumindest kurzfristig bullisch.

    Man weißt doch lediglich draufhin, dass der Markt nicht gerade preiswert ist und viel Erwartungshaltung eingepreist ist. Ich habe eher den Eindruck dass die mahnenden Stimmen nicht ernst genommen werden.

    10:41 Uhr, 18.04.2023
    1 Antwort anzeigen