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16:40 Uhr, 19.11.2020

Aggressiver Zinsschritt in der Türkei

In der Türkei kam es zu einer starken Zinsanhebung der Notenbank . Hintergrund ist die hohe Inflation im Land und die ausgeprägte Schwäche der Lira. Bisher hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan gegen Zinsanhebungen gewettert, zuletzt zeigte er aber Einsicht.

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Ankara (Godmode-Trader.de) - Die türkische Zentralbank hat ihren Leitzins am Donnerstag bei einer mit Spannung erwarteten Sitzung unter einem neuen Gouverneur aggressiv um 475 Basispunkte auf 15,0 Prozent angehoben. Der Geldpolitische Ausschuss (MPC) hob den Referenzzinssatz für einwöchige Repos ausgehend von 10,25 Prozent an, wo er seit September gelegen hatte. Grund für die starke Anhebung ist die hohe Inflation und der Sinkflug der Lira.

Die Lira jubilierte denn auch nach dem Zinsschritt und legte in einer ersten Reaktion deutlich zu Dollar und Euro zu. „Der Ausschuss hat beschlossen, eine transparente und starke geldpolitische Straffung durchzuführen, um die Risiken für die Inflationsaussichten zu beseitigen, die Inflationserwartungen einzudämmen und den Disinflationsprozess wieder in Gang zu bringen", erklärte die Zentralbank CBRT im Anschluss an den Zinsentscheid.

Der oberste Zinssatz, das späte Liquiditätsfenster, das zunehmend als Referenzzinssatz verwendet wurde, wurde von 14,75 auf 19,5 Prozent festgelegt. Die Notenbank betonte jedoch, dass die Finanzierung über den einwöchigen Reposatz von 15 Prozent erfolgen wird, der das wichtigste politische Instrument und „der einzige Indikator für den geldpolitischen Kurs" sein werde. „Dies war die absolut richtige und logische Entscheidung", lobte Timothy Ash von der BlueBay-Vermögensverwaltung gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Die Bank hat sich mit der starken Leitzinserhöhung an die Marktbedingungen angepasst, ihre Realzinsposition gestärkt und die Vorhersehbarkeit ihrer Geldpolitik erhöht, indem sie alle Finanzierungen auf einen einzigen Satz ausrichtete“, ergänzte ein Ökonom von Tera Yatırım.

Die Zentralbank führte weiter aus, dass sie einen dauerhaften Rückgang der Inflation anstrebe. „In den kommenden Perioden werden alle Faktoren, die die Inflation beeinflussen, berücksichtigt werden, und die Straffung der Geldpolitik wird entschieden fortgesetzt, bis ein dauerhafter Rückgang des Preisdrucks erreicht ist“.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist ein erklärter Gegner hohe Zinsen. Zuletzt zeigte er sich einsichtig und will das Land wieder für ausländische Investoren attraktiver machen. Auch personell kam es zuletzt zu Konsequenzen. Der ehemalige Finanzminister Naci Agbal wurde zum Zentralbankchef bestellt. Zudem machte Erdogan den ehemaligen Vize-Regierungschef Lütfi Elvan zum neuen Finanzminister. Erdogans Schwiegersohn Berat Albayrak trat von diesem Amt aus „gesundheitlichen“ Gründen zurück.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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