Kommentar
12:35 Uhr, 19.09.2012

Achtsamkeit und Trading

Das Geschehen an den Märkten ist geprägt von Unruhe und zahllosen Interpretationsmöglichkeiten. Sie sind es auch, die einen unerfahrenen Trader auf falsche Fährten locken können. Doch statt sich und seinen Wahrnehmungen zu trauen, irrt man von einem scheinbar guten Weg zum Nächsten. Entweder folgt man einem Meistertrader nach dem anderen, oder tauscht das bestehende Handelssystem ohne mit der Wimper zu zucken übereilt ein, weil ein scheinbar noch besseres verheißungsvollere Renditen verspricht.

Dass der erste Impuls nicht immer auch der Beste ist erkennt man meist erst hinterher. Oder sollte ich sagen – wenn es zu spät ist? Nein, denn für eine Erkenntnis gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Jeder tut zu jedem Zeitpunkt das, was er für richtig hält, sonst hätte er sich ja anders entschieden.

Was gilt es also zu tun, wenn man endlich Erfolg haben möchte an den Märkten? Bei den anderen nach der Lösung des Problems zu suchen ist nur eingeschränkt sinnvoll. Jeder hat beim Trading sein eigenes Päckchen zu tragen. Das macht diese Spekulationsform auch so schwer. Der eine ist zu nervös und beschneidet zu früh seine Gewinne. Ein anderer zu mutig, indem er seinem Trade eine zu lange Leine lässt, sodass er selbst am Ende fast leer ausgeht.

Damit man solche und andere Fehler nicht dadurch versucht auszugleichen indem man meint es liegt am Regelwerk, braucht es Achtsamkeit. Ungeeignetes Tradingverhalten überträgt man unbewusst auf jedes Handelssystem. Systemhopping ist also nicht die Lösung, es macht die Probleme meist nur noch größer!

Doch auf sein Denken und Handeln zu achten ist nicht gerade eine menschliche Stärke. Im Alltag praktizieren wir es fast nie. Was aber nicht bedeutet, dass es nicht immens hilfreich ist. Im Gegenteil. Die meiste Zeit unseres Lebens sind wir damit beschäftigt, uns von uns weg zu bringen. Unser Unbewusstes nutzt es als eine sehr hilfreiche Strategie damit wir uns nicht mit unliebsamen Gefühlen konfrontieren müssen. Verdrängung heißt das in der psychologischen Fachsprache. Auch dieser Mechanismus kann sich beim Trading verselbstständigen. Das kann Wochen so gehen, Monate, Jahre. Bis man vielleicht irgendwann den selbst gelegten Stolperstein erkennt: „Mensch, ich habe immer viel zu viele unüberlegte Trades gemacht, weil ich das Nichtstun nicht aushalten konnte. In der Sorge sonst kein Gewinner sein zu können!“.

Selbstbeobachtung, wie man es auch nennen kann, ist außerordentlich schwer. Gerade weil wir es nicht gewohnt sind. Auch das unterscheidet Trading erlernen vom erlernen anderer Berufe! Ohne konsequentes überprüfen des eigenen Verhaltens kommt man nie ans Ziel, ein profitabler Trader zu werden. Einfach bloß unreflektiert andere im Tradingverhalten zu imitieren wird nicht zum Erfolg führen. Dafür sorgen schon unsere zahlreichen Emotionen.

Achtsamkeit lässt sich in allen Alltagssituationen trainieren. Sie müssen Ihre Handlungen nur aufmerksam beobachten. Nehmen Sie z.B. einmal Ihre Kaffeetasse in die Hand – spüren Sie das Gewicht der Tasse, ihre Wärme, die vom Kaffee ausgeht, wie Sie Ihren Arm zum Mund führen, in welcher Geschwindigkeit, wie das Porzellan der Tasse ihre Lippen berührt und Sie genau die Temperatur wahrnehmen, der Tasse, des Kaffees, wie sich der Kaffee und sein Geschmack in Ihrem Mund ausbreitet, und das Gefühl, wenn Sie den Kaffee Schluck für Schluck trinken wie genau machen wir das eigentlich – trinken.

So etwas braucht Übung, aber es lehrt Sie, Selbstkontrolle als etwas selbstverständliches wahrzunehmen. Sie schulen sich damit mehr auf sich beim Trading zu konzentrieren: welche Gedanken haben Sie beim Handeln? Sind Ihnen diese Gedanken nützlich? Wie verhalten Sie sich in bestimmten Situationen, z.B. wenn Sie ausgestoppt werden – einmal, zweimal, dreimal hintereinander? Was lenkt Sie vom Trading ab? Was sind Ihre Trading-Wünsche? Was tut Ihnen beim Trading gut und was brauchen Sie damit Sie sich gut fühlen? Worauf sollten Sie verzichten um bessere Ergebnisse zu erzielen?

Wer seine Achtsamkeit schult trainiert seine Wahrnehmung, das sorgt für bessere Ergebnisse beim Trading. Das sich solche Übungen anfangs ungewohnt anfühlen ist normal. Aber darum geht es letztlich in diesem Beruf – sich anders als gewohnt zu verhalten!

Mehr über Achtsamkeit und Persönlichkeitstraining erfahren Sie übrigens auch in meinem Buch zum Thema Tradingpsychologie, welches in wenigen Wochen erscheint. Weitere Coachingmöglichkeiten finden Sie hier:

www.godmode-training.de

www.bettermind.de

Norman Welz

Tradingpsychologie

www.Godmodetrader.de

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Über den Experten

Norman Welz
Norman Welz
Experte für angewandte Tradingpsychologie

Norman Welz arbeitete 20 Jahre lang als Redakteur und Moderator für Rundfunk und Fernsehen. Die meiste Zeit war er beim NDR in Hamburg tätig. Hier moderierte er ca. 3000 Livesendungen im Bereich Unterhaltung und Talk.

Seine große Leidenschaft war immer der Mensch und die Börse. Zahlreiche Studien zum Thema „Sinn des Lebens“, „Neurowissenschaft“, „Erfolgs- und Motivationspsychologie“, „NLP“, „Hypnotherapie“ und zahlreiche Coachingverfahren mündeten in eine Privatpraxis für Psychotherapie in Hamburg.

Schwerpunkt seiner Arbeit sind Ängste. Er arbeitete diesbezüglich als Fachtherapeut in einem Fachinstitut für Angstüberwindung und Leistungsoptimierung. Hier wurden Angstpatienten ebenso betreut wie Leistungssportler auf dem Weg zur Weltmeisterschaft oder zum Olympiasieg.

Norman Welz beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Börse. Was einst mit dem Kauf von VW-Aktien begann, mündete in eine Ausbildung zum Börsenhändler bei einem professionellen Futuretrader. Heute handelt er täglich selbst nach Markttechnik mit Hilfe von Technischer Analyse im Kurzfristbereich (1 Min. und 5 Min.). Seine Basiswerte sind Dax, EUR/USD, Dow, Öl, Bund, EuroStoxx sowie diverse Einzelwerte aus dem Aktienbereich.

Norman Welz arbeitet heute neben seiner Privatpraxis für Psychotherapie als Tradingpsychologe, Coach, Trainer und Vortragsredner. 2007 gründete er das bettermind-Institut für mentalen Erfolg (bettermind.de).

Sein Trading-Motto lautet: „Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht!“

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