Wissensartikel
18:46 Uhr, 01.11.2013

Zürich-Axiome: Religion, Aberglaube und Spekulation

Axiom 8: Über Religion und das Okkulte - „Gott tut vielleicht viel für Sie, aber die Höhe Ihres Bankkontos interessiert ihn einfach nicht“.

Max Gunther erläutert dieses Axiom wie so oft mit Hilfe einer Geschichte, von der man nicht weiß, ob sie erfunden ist. Spielt auch keine Rolle, Kurzfassung: Einem Geistlichen wird von einem Grundstücksbesitzer Land angeboten; er will wegziehen und der Kirche noch etwas gutes tun, daher ist es sehr billig. Der Priester sieht darin quasi ein Geschenk Gottes, das man nicht hinterfragen darf; später stellt sich heraus: man darf darauf nicht bauen...

Moral der Geschichte: Man kann sich nicht reich beten; wenn es einen Gott gibt, dann gibt es keinerlei Hinweis drauf, dass es ihm wichtig sei ob wir arm oder reich sterben. Abraham Lincoln hat treffend formuliert: „Gott muss die Armen wohl ganz besonders lieben, denn er hat so viele von ihnen geschaffen“.

Das Vertrauen auf die „Hilfe von oben“ hat als Konsequenz eine sorglose Geisteshaltung: Gott wird mich schützen. Wird er nicht, Gott interessiert sich nicht für Ihr Vermögen!

Ein eigenes Kapitel bekommt einer der wohl größten Spekulanten aller Zeiten, Jesse Livermore. Die Menschen sprachen ihm aufgrund seiner außergewöhnlichen Erfolge hellseherische Fähigkeiten zu, er selber bejahte diese nie, stritt sie aber auch nicht ab, er kokettierte allerdings zeitlebens damit. Livermore wusste wohl selbst nicht so recht, wie er seine „Fähigkeiten“ einschätzen sollte. Im Laufe seiner Karriere ging er mehrfach pleite und baute sein Vermögen neu auf. Im Dezember 1940 erschoss sich Jesse Livermore auf der Toilette eines Hotels, nachdem er sich noch zwei letzte Whiskey gegönnt hatte.

Nebenaxiom XII: „Würde Astrologie funktionieren, wären alle Astrologen reichGunthers sinnvoller Rat: Schauen Sie sich die ganzen Astrologen, Tarotkartenleger, Gurus etc. an – sind diese Leute reich? Oder jedenfalls deutlich wohlhabender als der Durchschnitt? Natürlich nicht. „Wenn es um Geld geht, tappen Sie genauso im Dunkeln wie andere“.

Die Verfechter der mystischen Lehren wissen natürlich immer wieder blendende Beispiele ihrer „Erfolge“ zu nennen, ohne die zahllosen Reinfälle zu erwähnen. Das beweist nichts, außer dass jeder mal richtig liegt. Gunther rät: Spielen Sie mit den Lehren, tauchen Sie so tief ein wie Sie wollen – aber verwenden Sie sie nicht, um Geld zu gewinnen!

Nebenaxiom XIII: „Ein wenig Aberglaube ist nicht schlimm, aber halten Sie ihn im Zaum

Die meisten Menschen sind mehr oder weniger abergläubisch. Das ist zum Großteil auch einfach Tradition, denken Sie nur an die Unglücks-Zahl 13. Gunther rät gar nicht dazu, sich davon vollständig zu verabschieden, zumal es sehr schwierig sein dürfte, da wir kulturell nun mal so geprägt sind. Es geht aber darum, den „Aberglauben“ in finanziellen Dingen seinen richtigen Platz zuzuweisen.

Das Paradebeispiel hat Gunther mit der Lotterie parat: Da die gezogenen Zahlen rein zufällig sind, spricht auch nichts dagegen, einfach die persönlichen „Glückszahlen“ zu nehmen, wenn einem das etwas gibt. Sie sind nicht besser und nicht schlechter als andere Kombinationen, insofern kann man damit auch nichts kaputtmachen. Wenn es aber darum geht, ernsthaft Geld anzulegen bzw. zu spekulieren, dann haben Religion und Okkultismus Auszeit!

Fazit:


- Halten Sie Geld und das Übernatürliche auseinander


- Kein Gott interessiert sich für Ihr Bankkonto


- es gibt keine Hinweise, dass das Befolgen okkulter Anweisungen zu beständig guten Ergebnissen geführt hat


- Ein gelegentlicher Volltreffer beweist nur, dass es so etwas wie Glückstreffer gibt


- Von übernatürlichen Kräften Hilfe zu erwarten ist nicht nur sinnlos, sondern gefährlich, weil Sie in einen Zustand der Sorglosigkeit verfallen


- Gehen Sie in Geldfragen immer davon aus, dass Sie auf sich alleine gestellt sind und verlassen Sie sich nur auf Ihren Verstand

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