Wissensartikel
15:53 Uhr, 14.07.2022

Die wichtigste Bewertungskennzahl für Wachstumsunternehmen

Kennen sie den Satz: „Mein liebster Satz ist Umsatz“? Falls ja, dann haben sie auch schon die wichtigste Kennzahl am Start, die sie benötigen, um ein Wachstumsunternehmen grob einschätzen zu können.

Am Ende dreht sich bei der Bewertung von Wachstumsunternehmen nämlich fast alles um das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV). Das Kurs-Umsatz-Verhältnis stellt die Marktkapitalisierung im Verhältnis zum erzielten Jahresumsatz dar. Warum diese Kennzahl so wichtig ist, möchte ich in den kommenden Zeilen gerne erläutern.

Umsatzwachstum ist der König unter den Kennzahlen

Wissen sie was Amazon, Microsoft und Google alle gemeinsam haben? Sie sind in den letzten Jahren massiv im Umsatz gewachsen. Der Siegeszug dieser Aktien begann aber jeweils erst in dem Augenblick, in dem sie stabil oder beschleunigt ihren Umsatz steigern konnten. Während Google das schon seit dem Börsengang schafft, ist Amazon wenig profitabel im E-Commerce gewachsen. Das Unternehmen hat zwischen den Jahren 1998 bis 2015 nie nennenswerte Gewinne erzielt.

Trotzdem ist der Amazon-Kurs explodiert. Warum? Man konnte Jahr für Jahr den Umsatz deutlich ausbauen. Gute 30 % Wachstum dürfte Amazon pro Jahr etwa geschafft haben. Aber warum bewertet die Börse den Umsatz, obwohl Unternehmen gar keine Gewinne erzielen? Hier liegt die Annahme zugrunde, dass Unternehmen Umsätze früher oder später in Gewinne werden ummünzen können. Solange der Glaube daran nicht erschüttert wird, können Unternehmen, die stark im Umsatz wachsen, auch ihre Bewertung ausbauen. Ein Beispiel hier ist Netflix. Erst als das Umsatzwachstum zu bröckeln begann, hinterfragte der Markt die unkomfortable Gewinnsituation und sah eine Bedrohung in zunehmender Konkurrenz.

Der Kurs von Microsoft, der zwischen 2000 und 2015 nur seitwärts lief, bekam erst wieder einen Schub, als das Umsatzwachstum des IT-Giganten zulegen konnte. Dies geschah beschleunigt ab etwa 2017.

Aber halt, warum fallen dann die ganzen Wachstumsaktien?

Gute Frage! Das KUV ist zwar eine extrem wichtige Kennzahl, aber sie darf eben nicht zu hoch sein. Ein Unternehmen, das 20 % im Umsatz pro Jahr wächst, darf nicht mit ein KUV von 20 oder 40 bewertet sein. Es ist dann günstig, wenn es ein KUV von vielleicht 2 oder 3 aufweist. Wenn dann noch steigende Margen dazukommen, darf sich der Faktor gerne erhöhen. Die Kombination fast aller Erfolgsunternehmen, die ich kenne, besteht aus beständigem Umsatzwachstum und einem niedrigen KUV zum Start der Aufwärtsbewegung.

Das KUV von Microsoft lag 2015 bei etwa 3. Heute liegt es bei 8,5. Das KUV von Amazon lag lange Zeit zwischen 1 und deutlich weniger als 2. Nach den jüngsten Kursverlusten liegt es wieder bei 2,2. Hier zeigt sich, viel Umsatz, aber wenig Gewinn, führen nicht unbedingt zu einer dauerhaften Ausweitung des KUVs. Bei einer Google hat sich das KUV seit dem Börsengang sogar fast halbiert. Damals lag es bei über 8. Als Google aber seine massive Kursrally begann, lag es 2012 auch nur im Bereich von 3.

Am deutschen Markt sind Unternehmen wie Sartorius oder Nemetschek die Top-Performer der letzten 10 bis 15 Jahre. Auch da war die Ausgangslage ähnlich. Diese Aktien hatten ein ursprünglich extrem niedriges KUV. Mit dem Umsatzwachstum folgten irgendwann automatisch die Gewinne und die Margen. Desto mehr Umsatz, desto mehr Zeit und Platz hat ein Unternehmen, die Margen nachzuziehen, sei es durch weniger Personal pro Euro Umsatz oder Skaleneffekte.

Fazit: Wenn sie Wachstumsunternehmen bewerten möchten und hier auch gerne längerfristig investieren wollen, achten sie auf das KUV. Optimalerweise liegt dieses immer unter 4 zum Einstieg! Abweichungen nach oben sind erlaubt, wenn das Unternehmen schon sehr hohe Margen erzielt und diese absehbar noch ausbauen kann. KUVs jenseits der 10 sind nicht mehr akzeptabel, auch nicht für extrem gute Unternehmen. Solche Aktien kann man traden, aber man sollte in diese nicht mehr investieren.

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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