Wissensartikel
16:19 Uhr, 20.04.2017

Verluste vermeiden, statt auf Gewinne zu zielen!

Verluste an der Börse sind nicht nur schmerzhaft, sondern auch höchst gefährlich für den langfristigen Erfolg. Viele Anleger wissen, dass manchmal ein einziger Trade ausreicht, um den Erfolg von vielen Gewinnern zunichte zu machen. Was wäre also, wenn es eine Strategie ohne Verluste gäbe?

Als Bud Fox und Gordon Gekko (gespielt von Charlie Sheen und Michael Douglas) im Film „Wall Street“ ins Geschäft kommen, gibt Gekko dem Frischling eine deutliche Anweisung:

„I don't like losses sport. Nothing ruins my day more than losses.“ (1)

Später im Film (als er den erfolglosen Junior Broker gerade feuern will) erklärt Gekko seine „Strategie“, an den Märkten Geld zu verdienen.

"The public is out there throwing darts at a board, sport. I don't throw darts at a board. I only bet sure things. Read Sun Tzu's "The Art of War." 'every battle is won before it is ever fought.' Think about it." (2)

Natürlich geht es Gordon Gekko dabei um sogenannte „Insider-Informationen“ und dem Filmemacher Oliver Stone darum, die Gier und Korruption an der Wall Street anzuprangern. Aber Oliver Stones Vater war ebenfalls Aktienhändler und so verstecken sich in dem Film einige überraschend gute Ratschläge.

Auch Warren Buffett, die freundliche Heuschrecke aus Omaha und vermutlich (hätte er in den letzten Jahren nicht so viel gespendet) der reichste Mann der Welt, hat folgende Regeln aufgestellt:

„Rule No.1: Never lose money. Rule No.2: Never forget rule No.1.“ (3)

Sein Geschäftspartner Charlie Munger (den man insgeheim als das Genie bei Berkshire Hathaway betrachtet) hat den berühmten Satz geprägt:

„Risk comes from not knowing what you're doing.“ (4)

(Warren Buffett hat ihn ebenfalls so häufig verwendet, dass nicht mehr ganz klar ist, wer der beiden der Urheber ist.)

Was wollen uns die Herren damit sagen?

Im Prinzip, dass der Erfolg an der Börse nicht durch hohe Risiken oder großes Glück kommt, sondern dadurch, dass man Risiken und Zufälle ausschließt.

Einfach gesprochen, wer Verluste vermeidet, gehört langfristig zu den Gewinnern.

Mein persönlicher Denkfehler war lange eine garantierte Gewinnerstrategie finden zu wollen. Im Artikel „Wie ich fast die Tradingformel löste und scheiterte“ habe ich über meine Suche nach dem perfekten Handelssystem geschrieben.

Ich habe irgendwann verstanden, dass der Trick ist, nicht über die Gewinne nachzudenken, sondern über die Verluste.

Gewinnen ist einfacher als wir glauben. Nicht zu verlieren ist die große Kunst.

Jeder kennt die Glückspilze, die zu Beginn einer Börsenlaufbahn nur gewinnen, weil sie noch ohne schmerzhafte Erfahrungen handeln.

Doch welche Strategie funktioniert ohne Verluste?

Eigentlich keine, so dachte ich anfangs. Also begann ich mich nach den Gründen für Verluste umzusehen.

Grund Nummer 1: Zu glauben, mehr zu wissen als andere

Der größte Irrtum dem ich anfangs aufsaß, war zu meinen, einen Vorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern zu haben. Egal ob ich eine Aktie mit Hilfe der Charttechnik oder der Fundamentalanalyse unter die Lupe nahm, am Ende war ich der Meinung etwas zu wissen, was kein anderer wusste. Und begann darauf zu wetten.

Dieser Trugschluss, den wir nicht nur an der Börse finden, auch in der Wirtschaft, in der Medizin, ja sogar in unserem täglichen Leben, basiert auf der Funktionsweise unseres Gehirns, das permanent versucht Muster zu erkennen. Ich habe bereits an anderer Stelle ausführlich darüber geschrieben.

Grund Nummer 2: Zu viel zu traden

Als ich meine Transaktionen unter die Lupe nahm, stellte ich fest, dass sich unter ihnen eine Menge fragwürdiger Trades befanden. Natürlich weiß man das immer erst hinterher. Aber mit ein wenig Erfahrung wusste ich doch, dass ich viele Geschäfte aus leichtsinnigen Annahmen heraus gemacht hatte. Also überlegte ich, dass doch der Schlüssel zum Erfolg wäre, die schlechten Trades zu vermeiden und mich nur auf die guten, gewinnbringenden Transaktionen zu konzentrieren. Über diese Art zu denken und wie sie auch Ihr Trading verbessern kann, habe ich hier geschrieben: Think positive: Auch im Trading unverzichtbar!

Das ist natürlich einfacher gesagt als getan. Ein Weg dahin ist aber definitiv, weniger zu handeln. Das haben auch verschiedene Untersuchungen von Online-Brokern gezeigt. Umso weniger die Anlegern kauften und verkauften, desto höher wurde ihre Rendite. (5)

Grund Nummer 3: Das Risiko eines Totalverlustes akzeptieren

Wenn also der Weg zum Erfolg in erster Linie daraus besteht einen finanziellen Schiffbruch zu vermeiden, dann musste ich mir überlegen, wie ich einen Totalverlust, also einen realisierten, unwiederbringlichen Verlust meines Einsatzes, ausschließen konnte.

Wie ich in Grund Nummer 1 angerissen habe, ist es extrem schwierig einen garantierten Gewinn zu prognostizieren.

Also dachte ich darüber nach, wie ich einen Verlust garantiert vermeiden könnte.

Die Antwort darauf ist Diversifikation.

Als Diversifikation bezeichnet man in der Wirtschaft die Ausweitung von Wahlmöglichkeiten. Wenn ich einen Gewinn nicht garantieren kann, dann muss ich zumindest dafür Sorge tragen, dass mich der Verlust nicht zu einem realisierten, unwiederbringlichen Verlust meines Kapitals führen würde.

Und so gelangte ich letztlich zu den ETFs (Exchange Traded Funds). Wenn ein Unternehmen in einem ETFs insolvent geht (was regelmäßig passiert), dann bekomme ich das heute meistens gar nicht mehr mit. Da ich mein Kapital in verschiedene ETFs investiere, besitze ich Anteile an tausenden Unternehmen. Allein der MSCI World Index ETF vereint über 1.600 Unternehmen weltweit.

Das ist auch der Grund, warum ich auf meinem neuen Investment- und Tradingdesktop Index-Manager ausschließlich mit Indexprodukten handele.

Ich habe damit die Gewissheit, dass mein investiertes Kapital in meinen ETFs zwar schwanken kann (sogar erheblich, da ich einen Großteil in Aktien halte), aber eben nicht verloren gehen kann.

Da ich nicht mehr verlieren kann, brauche ich nur darauf zu warten, bis ich gewinne.

Fazit

Eine wichtige Erkenntnis, die ich gewann, als ich es satt hatte mich über überraschende Verluste, Gewinnwarnungen oder Pleiten zu ärgern, war, dass der Schlüssel zum Erfolg an der Börse nicht im Gewinnen, sondern im Vermeiden von Verlusten liegt.

Fonds bieten hier einen unglaublich großen Vorteil gegenüber allen anderen Finanzprodukten, insbesondere Indexfonds (da auch ein Fondsmanager Fehlentscheidungen treffen können).

⚠️Hinweis: Am 01.Juni 2017 halte ich ein kostenloses Webinar, in dem es speziell nur um Investmentfonds geht. Weitere Informationen dazu finden Sie hier: Investmentfonds und ETFs für Einsteiger

Viele Grüße
Jakob Penndorf

(1) Ich mag keine Verluste, Kumpel. Nichts verdirbt mir den Tag mehr als Verluste. "Wall Street". Original Screenplay by Stanley Weiser & Oliver Stone. Dailyscript.com
(2) Die Leute da draußen werfen mit Pfeilen auf Dartscheiben, Kumpel. Ich werfe keine Dartpfeile. Ich setze nur auf sichere Sachen. Lies Sun Tzus „Die Kunst des Krieges“: jede Schlacht wird gewonnen, bevor sie beginnt. Denk darüber nach. "Wall Street". Original Screenplay by Stanley Weiser & Oliver Stone. Dailyscript.com
(3) Regel Nummer 1: Verliere niemals Geld. Regel Nummer 2: Vergiss niemals Regel 1. Warren Buffett Quotes. Brainyquote.com
(4) Risiko entsteht nur, wenn man nicht weiß was man tut. Warren Buffett Quotes. Brainyquote.com
(5) Indexfonds. ETF kaufen, aber richtig! FAZ vom 14.11.2016 

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2 Kommentare

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  • Hupfdohle
    Hupfdohle

    "Einfach gesprochen, wer Verluste vermeidet, gehört langfristig zu den Gewinnern."

    na das stimmt so auch nicht, das würden Sie verstehen wenn ich Ihnen erklären würde, in welche Situation mich andere gebracht haben

    19:27 Uhr, 20.04. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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