Wissensartikel
10:26 Uhr, 31.10.2017

Impulse für das Selbststudium der Börse

André Kostolany hat einmal gesagt, man müsste mindestens 20 Jahre an der Börse aktiv sein, um ein Börsenguru zu werden. Warum ist es eigentlich so verdammt schwer, die Börse vollends zu verstehen?

Ich glaube, dass der Weg zu einem guten Trader oder Investor auch ein Weg der Auseinandersetzung mit sich selbst ist und dass dieser Prozess manchmal einfach sehr lange dauern kann.

Oftmals kommen wir ja mit bestimmten Erwartungen an die Finanzmärkte. Wir haben Vorstellungen, wie unser Börsenhandel und seine Ergebnisse auszusehen haben und lernen dann mit vielen Jahren, welches Denken sich als richtig und was sich als Fehler herausstellen würde.

Überhaupt ist unser Bild von der Börse zu Beginn völlig verzerrt. Denken wir an den Aktienmarkt, dann sehen wir in unserer Vorstellung wild gestikulierende Börsenhändler auf dem New Yorker Parkett oder Trader mit tiefen Sorgenfalten vor der Frankfurter Börsen-Anzeigetafel. Doch diese Experten im Fernsehen sind keine Risikokapitalgeber, sondern Wertpapierdienstleister. Sie verdienen ihr Geld mit dem Ausführen von Transaktionen (mit meist sehr großen Beträgen, deswegen sind sie so aufgeregt) und nicht mit der Spekulation auf Kursgewinne.

Jim Rogers, der ehemalige Hedgefonds-Co-Gründer von George Soros sagt: “Most successful investors, in fact, do nothing most of the time.”

Auch die Zeit ist hier ein großer Verführer.

Wohingegen wir in anderen Lebensbereichen oftmals sofortige Rückmeldungen bekommen, ob etwas klappt oder schief geht, lässt uns die Börse manchmal jahrelang in einer Überzeugung verharren, bis sie uns diese schmerzhaft nimmt. So funktionieren manche Taktiken oder Anlagestrategien über eine lange Zeit, bis sie plötzlich wie von Geisterhand verschwinden (meist immer dann, wenn wir anfangen, nach diesen Strategien mit voller Überzeugung zu handeln).

Dazu weiterlesen: Die Suche nach der besten Börsenstrategie

Ich bin mittlerweile, auch aufgrund meiner persönlichen Reise durch die Finanzmärkte, überzeugt, dass es für die Ausbildung zum Börsianer keine Abkürzung gibt. Wie schnell sich der Erfolg einstellt, hängt wohl maßgeblich von den eigenen Voraussetzungen ab. Manch einer bringt eine Einstellung oder ein Denken mit, das es ihm ermöglicht relativ schnell die Gesetze der Märkte zu verstehen. Ein anderer kommt mit Vorprägungen an die Börse, die ihm bestimmte Einsichten für Jahre versperren. Da ich zur letzteren Kategorie gehöre, weiß ich wovon ich spreche.

Mir hat dabei meine Neugierde und mein innerer Drang, mich stetig zu verbessern geholfen, bestimmte Glaubensmuster zu überwinden. Ich kann daher aus eigener Erfahrung nur empfehlen, sich Impulse und Ideen von anderen Tradern und Investoren zu holen und dank ihrer Bücher, Vorträge oder Webinare in deren Gedankenwelt einzutauchen.

Vom Star-Investor Peter Lynch habe ich zum Beispiel gelernt, dass Unternehmen mit einfachen Geschäftsmodellen oftmals die besten Aktien für langfristige Investoren sind.

Aus den Essays von George Soros habe ich für mich mitgenommen, dass Trading im Kern nur die Bestätigung oder Falsifizierung einer Idee durch den Markt ist.

Warren Buffett hat mir die Augen für den Zinseszins geöffnet.

Auf meinem Lehrgang der Dimensional Funds Advisors hatte ich endgültig kapiert, dass langfristiges Investieren die intelligenteste aller Anlagestrategien für Privatanleger ist.

Von John Bogle habe ich gelernt, dass die Finanzindustrie gute Produkte herstellen kann, sie aber leider durch Marketing und Interessenskonflikte nur selten einen Mehrwert für den Endanleger schaffen.

Dazu weiterlesen: Die Asymmetrie in der Finanzindustrie

Ray Dalio hat mir in seinen Vorträgen klar gemacht, dass selbst die größten Hedgefonds der Welt nicht wissen, wo die Märkte als nächstes hingehen.

Paul Tudor Jones hat mir Gedanken geschenkt, die meine Sicht zum Trading völlig auf den Kopf stellten und alles in Frage stellen ließen, was ich bisher geglaubt hatte.

Letztlich stand natürlich in keinem dieser Bücher die „geheime Formel“ für die Börse. Doch oft stecken wir auf unserem Weg durch die Märkte in einer Sackgasse fest und neue Ideen können uns helfen, da herauszukommen.
Die Ausbildung zum Börsianer ist daher für mich nicht das Lernen einer Strategie oder einer Anlagetaktik.

Was wirklich nötig ist, um ein guter "Börsenhändler" zu werden, ist so zu denken, wie es die Märkte erfordern und nicht, wie wir sie gerne in unserer Vorstellung hätten.
Erfahrene Anleger und Impulse von erfolgreichen Investment- und Tradingvorbildern können uns helfen, neue Perspektiven einzunehmen und damit genau die Fähigkeiten zu erlernen, die es wirklich an den Märkten braucht.

Dazu weiterlesen: Wie ich meinen Weg durch die Märkte fand

Viele Grüße
Jakob Penndorf

Hier finden Sie mich auf Guidants!

1 Kommentar

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  • tschak
    tschak

    17 Jahre reichen vielleicht auch schon * lol *

    08:53 Uhr, 30.10. 2017

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Jakob Penndorf
Jakob Penndorf

Jakob Penndorf teilt seit 2015 seine Expertise als Finanz- und Tradingexperte auf GodmodeTrader und Guidants, den Finanzportalen der BörseGo AG. Er startete seine Karriere als Börsenhändler und Analyst bei einer Wertpapierhandelsbank, war Berater und Fondsmanager für Asset Manager in Frankfurt am Main und Gründer eines Finanztechnologie-Unternehmens in Berlin. Jakob Penndorf hat zahlreiche Lehrgänge absolviert, u.a. ist er akkreditierter Berater der namhaften Investmentgesellschaft Dimensional Funds Advisors (DFA) aus den USA, deren Vorstand und Verwaltungsrat führende Finanzforscher wie Kenneth French, Roger Ibbotson oder Eugene Fama angehören. Jakob Penndorf veröffentlichte zahlreiche Fachartikel über Börsenstrategien, Anlegerverhalten und technische Handelssysteme. Er trainiert Unternehmer, Börsenhändler und Investoren im Umgang mit Risiken an den Finanzmärkten.

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