Kommentar
16:56 Uhr, 15.10.2012

Zuversicht lässt nach! - Der Stimmungsbericht

Damit eine Konsolidierungsphase ihren Namen verdient und es tatsächlich zu einer Marktbereinigung kommt, muss sich zunächst an der Anlegerstimmung etwas ändern, ein reiner Kursrücksetzer reicht nicht aus. Mittlerweile tut sich an dieser Front aber etwas. Die nun seit über zwei Wochen andauernde leicht abwärts gerichtete Seitwärtsbewegung im DAX, wie auch die Kursrücksetzer von Gold und Silber zeigen zumindest in den kurzfristigen Stimmungsindikatoren eine gewisse Abkühlung. Es wird, so wie ich es zumindest wahrnehme, auch nicht ständig von günstigen Nachkaufgelegenheiten geredet. Der Anfang August einsetzende Anstieg bei Aktien und Edelmetallen hatte bei den einschlägigen Stimmungsindikatoren, wie den amerikanischen und deutschen Börsenbriefen, den Anlegerbefragungen als auch den Put/Call-Ratios einen erheblich Zuwachs des Optimismus zur Folge. Eine Konsolidierung war daher auch wahrscheinlich.

Das seit Tagen stattfindende Hin und Her scheint nun bei einigen Aber an den Nerven zu zehren. So ist die kurzfristig von Sentix gemessene Stimmung deutlich nach unten gegangen, wie auch die nach Lesart des Hulbert Stock Newsletter Sentiment Index (HSNSI). Hier wurde zuletzt noch ein Wert von 42 Prozent für Standardwerte gemessen nachdem über Wochen Werte von rund 53 Prozent die Regel waren. Beeindruckender ist der Rückgang für Technologiewerte. Da ging der unter den kurzfristig agierenden Börsenbriefen gemessene Optimismus des HSNSI von in der Spitze 64,7 auf nun nur noch 5,9 Prozent zurück. Und auch im Hulbert Gold Newsletter Sentiment Index hat ein Rückgang stattgefunden von in der Spitze 66,5 auf nun noch 41,5 Prozent. Die von der American Asscociation of Individual Investors (AAII) erhobene Stimmung unter US-Privatanlegern ist auf das Niveau von Anfang August zurück gefallen.

Natürlich bedeutet dies nicht automatisch die Wende nach oben, denn zugegebenermaßen sind viele Stimmungsindikatoren noch eher zu optimistisch, wie die deutschen Börsenbriefe oder die US-Anlageberater, die sowohl für Aktien wie auch Gold und Silber Werte von über 70 Prozent aufweisen.

Die Stimmungslage muss aber immer vor dem Hintergrund anderer Faktoren betrachtet werden. Sind diese eher bullish zu bewerten, dann lösen kurzfristig überhitzte Optimismus-Werte nur eine Konsolidierung aus und reicht auch eine leichte Stimmungsabkühlung, damit sich der Aufschwung fortsetzt. Eine solche Situation sehe ich derzeit. Das mag verwundern, weil die Konjunkturaussichten ja nicht gerade rosig sind, doch bleibt für mich die positive Saisonalität im Gold, mit der Heiratssaison in Indien als auch die bevorstehenden guten Aktienmonate November und Dezember.

Was die Aktien betrifft, so halte die aktuelle Situation insofern mit der zum Jahresende 2010 für gut vergleichbar. Damals war die Stimmumng ebenfalls sehr optimistisch, gleichzeitig wurde vor diesem Umstand aber auch immer gewarnt. Tatsächlich stiegen die Kurse dann noch bis ins Frühjahr hinein. Im Gold hingegen sehe ich eine zumindest kurzfristig größere Überhitzung und damit auch den noch größeren Konsolidierungsbedarf. Gab es doch zuletzt schon wieder einige Titelblätter mit Goldhuldigungen.

Es ist aber vor allem die übergeordnet Zinssituation am langen Ende, die mich zuversichtlich macht, da die rekordtiefen Zinsen noch immer nicht ausreichend in den Kursen verarbeitet sein dürften. Sie wird längerfristig agierende Anleger zunehmend zwingen, in Sachwerte wie Aktien und Edelmetalle umzuschichten. Und diese Marktteilnehmer sind überhaupt nicht in den genannten Stimmungsindikatoren erfasst. Wie hier die Stimmung aussieht, das brachte jüngst eine vierteljährlich von Forsa im Auftrag der Union Investment durchgeführte Umfrage hervor. Demnach rechnen nur 14 Prozent der Anleger mit steigenden Aktienkursen, der tiefste Wert seit elf Jahren. Dieses Ergebnis deckt sich auch mit der Absatzstatistik für Aktienfonds. Hier kommt es in Deustchland, wie auch den USA seit Monaten zu Anteilsrückgaben.

Mehr von und über Stefan Riße erfahren Sie unter www.rissesblog.de

Stefan Riße, ist Fondsmanager des Investmentfonds „Riße Inflation Opportunities UI“ bei der HPM Hanseatischen Portfoliomanagement in Hamburg. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, belegte 2010 erste und zweite Plätze auf den bekannten Wirtschaftsbuch-Bestsellerlisten

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