Kommentar
11:18 Uhr, 31.10.2012

Mit der fortschreitenden Konsolidierung hat sich die Stimmung zuletzt deutlich abgekühlt. Geht es jetzt weiter nach oben?

Geduld ist eine, wenn nicht die wichtigste Börsianer-Tugend überhaupt. Denn meistens dauert es immer länger, bis die Dinge so eintreten, wie man sie vorausgesagt hat. Dennoch fällt es vielen Börsianern schwer, sich mit ihrer Positionierung an ihre ursprüngliche Prognose zu halten, wenn die Kurse über eine längere Dauer nicht die erwartete Richtung einschlagen. Dabei müssen sie gar nicht in die entgegengesetzte Richtung laufen, eine Seitwärtsbewegung wie in den vergangenen Wochen genügt völlig um für entsprechende Verunsicherung zu sorgen.

So haben sich die Stimmungsindikatoren für Aktien wie aber auch für die gleichzeitig konsolidierenden Edelmetalle zuletzt wieder deutlich abgekühlt, nachdem zwischenzeitlich zu viel Optimismus gemessen wurde. Dieser war im Übrigen auch wieder ein guter Hinweis auf eine anstehende Konsolidierung, die mit ihrem zeitlichen Voranschreiten den Anteil der bullish gestimmten US-Anlageberater von zwischenzeitlich 73 Prozent für Aktien auf nun zumindest nur noch 60 Prozent reduziert hat. Unter in der von der American Association of Individuel Investors (AAII) gemessenen Stimmung unter Privatanlegern übertrifft der Bärenanteil mit 43 Prozent den der Bullen mit 29,3 Prozent wieder deutlich. Auch die kurzfristige von Sentix in Europa gemessene Stimmung ging zuletzt wieder zurück. Besonders beeindruckend ist der Stimmungsabsturz bei der von Mark Hulbert gemessenen Zunft der kurzfristig operierenden Börsenbriefe. Hier hat sich die Stimmung im Hulbert Stock Newsletter Sentiment Index (HSNSI) bei den Standardwerten von seinem Hoch bei 53,1 auf nun 25,6 Prozent abgekühlt. Noch beeindruckender ist das Bild für die Technologiewerte wo nach 64,7 Prozent nun minus 37,5 Prozent zu Buche stehen, womit die Börsendienste ihren Lesern Short-Positionen nahe legen.

Das Bild bei den Edelmetallen ist ganz ähnlich. Hier notiert der Hulbert Gold Newsletter Sentiment Index mit 15,5 Prozent nur noch bei weniger als einem Viertel der mit 66,5 Prozent höchsten Werte in der aktuellen Aufwärtsbewegung. Und auch bei den amerikanischen Anlageberatern ergibt sich dieses Bild. Von 75 und 76 Prozent Bullen für Gold und Silber sind die Werte nun auf 65 und 58 Prozent zurückgekommen.

Ob dies schon reicht, um am Aktien- und Edelmetallmarkt nun die Fortsetzung der Rallye einzuleiten, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Vielleicht muss es erst noch einen weiteren Fehlversuch geben, um die Stimmung noch stärker abzukühlen. Doch der Zeitpunkt dürfte näher gekommen und es damit immer gefährlicher sein, keine Positionen zu haben. Der Anlagenotstand wegen des Tiefzinsumfeldes lässt die größeren Perspektive nach wie vor bullish aussehen.

Mehr von und über Stefan Riße erfahren Sie unter www.rissesblog.de

Stefan Riße, ist Fondsmanager des Investmentfonds „Riße Inflation Opportunities UI“ bei der HPM Hanseatischen Portfoliomanagement in Hamburg. Bekannt ist er durch seine jahrelange Tätigkeit als Börsenkorrespondent für den Nachrichtensender N-TV. Sein aktuelles Buch „Die Inflation kommt“, belegte 2010 erste und zweite Plätze auf den bekannten Wirtschaftsbuch-Bestsellerlisten.

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