Fundamentale Nachricht
11:15 Uhr, 11.05.2015

Zinssenkung in China soll Wirtschaft ankurbeln

Chinas Zentralbanker bleiben auf dem Lockerungspfad. Die Ankündigung eines weiteren Zinsschritts kommt nicht unerwartet. Experten gehen davon aus, längst nicht den letzten geldpolitischen Lockerungsschritt gesehen zu haben.

Peking (Godmode-Trader.de) - Viele Experten hatten den Schritt bereits seit längerem erwartet: Die Notenbank Chinas will mit weiteren Zinssenkungen die schwache Wirtschaftsentwicklung bekämpfen. Am Sonntag kündigte die Zentralbank (PBoC) eine Rücknahme ihrer Schlüsselzinsen um 0,25 Prozentpunkte an. Für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit, die Banken an ihre Kunden vergeben, ist der PBoC-Satz damit von 5,35 Prozent auf nun 5,10 Prozent gesunken. Der Eckzins für Kundeneinlagen mit der Laufzeit wurde von 2,50 Prozent auf 2,25 Prozent angepasst. Der Zinsschritt soll vor allem die Kreditkosten reduzieren, die für zahlreiche Unternehmen mit durchschnittlich 6,8 Prozent über dem gleichzeitigen Wirtschaftswachstum liegen. Die jüngste Lockerung ist bereits die dritte im vergangenen halben Jahr.

Zugleich geben die Währungshüter den Geschäftsbanken mehr Spielraum bei der Verzinsung von Kundeneinlagen. Der bisherige Maximalfaktor, zu dem die Institute den Eckzins an Sparer weitergeben dürfen, wurde vom 1,3-fachen auf das 1,5-fache erhöht. Dies ist ein Signal dafür, dass die Behörden die Liberalisierung der heimischen Zinsgestaltung fortsetzen. Die NordLB sprach von einem Schritt zur Erhöhung des Wettbewerbs im Bankensektor.

Neben Zinssenkungen hat die Notenbank auch mehrfach den Mindestreservesatz verringert. Er legt fest, welchen Teil der Einlagen die Banken bei der Notenbank vorhalten müssen. Je niedriger der Satz, desto mehr Mittel können die Geldhäuser für Kundenausleihungen verwenden.

Im ersten Quartal 2015 war die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zum Vorjahr um 7,0 Prozent gewachsen, der schwächste Zuwachs seit 25 Jahren. Mit Blick auf den derzeit gedämpften Konjunkturverlauf ist in den kommenden Monaten mit weiteren geldpolitischen Lockerungen zu rechnen. Zumal die Notenbank selbst weitere Lockerungen in Aussicht gestellt hat. Die Realzinsen sollen demnach zurück in Richtung eines angemessenen Niveaus geführt werden, so die PBoC. Zudem sprach die Zentralbank von hohem wirtschaftlichen Druck. Gleichzeitig sei die Inflation niedrig, während die Realzinsen auf historisch überdurchschnittlichem Niveau lägen. Der Realzins gilt als entscheidend. Bei fallender Inflation steigt der Realzins, was die Wirtschaft belastet. Er ergibt sich aus dem Nominalzins abzüglich der Inflationsrate.

Im April stieg die Jahresinflationsrate im Reich der Mitte nach Angaben der staatlichen Statistikbehörde vom Samstag im Vergleich zum Vorjahr lediglich um 1,5 Prozent. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit einem Plus von 1,6 Prozent gerechnet. Die Regierung peilt eine Inflationsrate von 3 Prozent an.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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