Kommentar
08:22 Uhr, 05.05.2018

Zinsanstieg: Dieses Tempo sollte Anleger zum Nachdenken anregen!

Lange wurde gejammert, dass die Zinsen zu niedrig seien. Jetzt wird gejammert, weil sie steigen. Im Unterschied zum ersten Jammern, ist das letztere gerechtfertigt.

Erwähnte Instrumente

  • US 10Y Bond Yield
    Aktueller Kursstand:  

Niedrige Zinsen haben uns viele Geschenke beschert. Nicht alle waren gewollte und sind gut, doch unterm Strich waren die letzten Jahre ein Segen. Niedrige Zinsen haben Sparer leiden lassen. Daran besteht ebenfalls kein Zweifel. Wer auf die Zinsen auf dem Konto oder Sparbuch setzte, hatte nichts davon.

Als Zyniker könnte man dazu sagen: selbst schuld. Wer sein Geld nicht auf dem Konto hat liegen lassen, konnte sich am Aktienmarkt dumm und dämlich verdienen. Die Hausse war nicht das einzige Geschenk. Noch nie kamen Verbraucher so günstig an Kredite, um sich ihren Traum vom Eigenheim zu ermöglichen.

Die Niedrigzinsen lösten einen Immobilienboom aus. Mit dem Bauen kommt man kaum noch hinterher. Entsprechend sind die Preise gestiegen. Wer vor einem Jahr eine Wohnung in Berlin für 500.000 Euro kaufte, freut sich heute über einen Wert von 600.000. Die Niedrigzinsen waren ein Geldgeschenk.

Vermögenswerte sind deutlich gestiegen. Der Anstieg dieser Werte gleicht die entgangenen Zinsen auf dem Sparkonto mehr als aus.

Doch nun ist die Zeit der Ultraniedrigzinsen vorbei.

In Der Eurozone ist das Ende nur am Horizont zu erkennen. In den USA ist es bereits da. Die Rendite 10-jähriger Anleihen erreichte zuletzt 3 % und für eine Hypothek müssen auch schon wieder 4 % berappt werden.

Rendite 10-jähriger Anleihen SA
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Das absolute Zinsniveau ist jedoch nicht wirklich relevant. Darauf habe ich mehrfach hingewiesen. Vielmehr sind zwei andere Faktoren bestimmend. Der eine hat mit dem relativen Zinsniveau zu tun. Ein Zinssatz von 5 % ist kein Problem, wenn die Wirtschaft um 10 % wächst. 5 % kann man sich da locker leisten.

Das Wachstum schwächt sich nun aber gerade ab. Betrachtet man den Anstieg der Zinsen und setzt es mit dem Wachstum in Verbindung (Grafik 1), erreichen wir ein Niveau, welches an das bisher ungünstigste in diesem Aufschwung heranreicht. Es fehlt nur noch sehr wenig, um ein Level zu erreichen, welches man als ungesund bezeichnen kann. Es ist kein Zufall, dass US-Aktien bei einem Anstieg der hellblauen Linie unter Druck gerieten.


Steigen die Zinsen schneller als das Wachstum, ist das praktisch ein Garant für eine ordentliche Korrektur. Da heute die Verschuldung sehr hoch ist, muss das Niveau nicht einmal mehr ein positives Vorzeichen haben. Es reicht, wenn der negative Wert weniger negativ wird.

Wie wichtig die Veränderung des Zinsniveaus ist, kann man gar nicht oft genug betonen. Je schneller die Zinsen innerhalb kurzer Zeit steigen (Grafik 2), desto kritischer wird es. Man stelle sich vor, man zahlt heute 10.000 Euro pro Jahr für seine Hypothek und morgen 30.000. Diesen Schock können wenige Privatpersonen und Unternehmen absorbieren.

Je schneller die Zinsen steigen, desto problematischer ist die Sache. Bei einem langsamen Anstieg kann man sich vorbereiten und Maßnahmen ergreifen. Bei einem schnellen Anstieg der Zinsen geht das nicht so einfach. Derzeit erreicht die Zinsänderungsgeschwindigkeit ein gefährliches Niveau. Anleger müssen fürchten, dass die „Goldilocks“ Zeit vorbei ist, wenn die Fed nicht einen Gang zurückschaltet. Der jüngste Arbeitsmarktreport ist vielleicht Grund genug, die Fed doch noch zu bremsen.

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9 Kommentare

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  • The Secessionist
    The Secessionist

    zugegebenermaßen ist etwaS Hilfe von erbens her oder Eltern hilfreich bei Immobilien ! Aber ansonsten bin ich weder 50 , lebe seit ich 21 bin ausser ElternHaus und habe was ich besitze durch Arbeit Sparen und gewinnbringenden Handel erreicht ! Mir waren Kredite und Darlehn immer unverstaendlich !!!!! Spare schaffe Haeusle baue..........

    17:35 Uhr, 25.05.2018
  • StefanS
    StefanS

    Clemens, wenn Du gezwungen bist eine passende Immobilie in einer Grosstadt zu suchen oder Rücklagen für die Altersversorgung zu bilden hält sich die Kritik an steigenden Zinsen in sehr engen Grenzen. Die Assetpreis-Blasen und Negativzinsen sind eine massive Belastung für den überwiegenden Teil der Bürger. Selbst Immobilienkäufer, welche sich nun günstig verschulden können zahlen horrend gestiegene Preise. Profitieren tun lediglich verschuldete Staaten und diejenigen, welche bereits Assets vor dem Preisanstiegen hatten. Der konjunkturelle Effekt wird mit einem sehr hohen "Preis" und kaum absehbaren Risiken bezahlt. Grüsse, Stefan

    11:04 Uhr, 07.05.2018
  • einfach
    einfach

    sorry, aber in der eu werden die zinsen nicht mehr steigen.

    alleine schon, da langsam die erkenntnis reift dass einem wirtschaftsabschwung aus einem null zins umfeld viel besser beizukommen ist als in einem hochzinsumfeld.

    die eu hat sich was die geldmarltpolitik anbelangt schon länger von der usa gelößt.

    10:24 Uhr, 06.05.2018
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Tja nun beginnen endlich wieder die guten und gerechten Zeiten !! Ich habe in meinem Leben noch nie ein Darlehn ,Kredit , leasing, oder Hypothek gehabt ! Erst Geld verdienen und DANN KAUFEN! Was nicht ging ging eben nicht ! Man kam sich ja schon als Depp vor wenn man so durchs Leben ging! Von mir aus koennen jetzt alle Verschuldeten von Privarperson bis Zombifirma hochgehen !! Ihre gerechte Strafe sollen sie bekommen !!

    09:19 Uhr, 06.05.2018
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • Joey-the-bee
    Joey-the-bee

    Tja, der Markt steigt manchmal von den Gesetzmäßigkeiten aus und genau das macht es möglich, dass auch kleine Vordenker ordentlich Rendite machen können. Jede Abnormalität ist ein Segen für den Investor =)

    10:53 Uhr, 05.05.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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