Kommentar
09:31 Uhr, 01.06.2018

US-Zinsen: Relativ betrachtet so hoch wie noch nie!

Die Zinsen in den USA wirken auf den ersten Blick eigentlich nicht übermäßig hoch. Es kommt aber darauf an, welchen Maßstab man ansetzt. Gegenüber dem Rest der Welt sind die Zinsen historisch hoch.

Erwähnte Instrumente

  • US 10Y Bond Yield
    Kursstand: 2,841 % (Bonds) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,16920 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • US 10Y Bond Yield - Kurs: 2,841 % (Bonds)
  • EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,16920 $ (FOREX)

In der Eurozone und in Japan sind die ersten Zinsschritte nach oben noch ein ganzes Stück entfernt. Zusammen mit den QE-Programmen in der Eurozone und Japan hält dies die Zinsen tief. Es hält die Zinsen sogar so tief, dass die USA ein historisch nie dagewesenes Niveau erreichen.

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Rendite der 10-jährigen US-Anleihen

Gegenüber Westeuropa sind die Zinsen in den USA ausnahmslos höher. Als Maßstab gilt die Rendite für 10-jährige Anleihen. Grafik 1 zeigt, dass das so noch nie der Fall war. Historisch betrachtet waren die Zinsen in den USA niedriger als im Rest der Welt. Heute ist genau das Gegenteil der Fall.

Das gilt nicht nur für Westeuropa. In Japan waren die Zinsen schon lange nicht mehr höher als in den USA. Seit wenigen Wochen sind nun aber auch die Zinsen in Israel, Australien und Südkorea tiefer (Grafik 2). Das ist ein Bruch mit dem Trend der letzten Jahrzehnte. In Kanada waren die Zinsen über 40 Jahre lang systematisch höher. Seit der Finanzkrise gilt das nicht mehr.

Fasst man das Ganze in einer Zeitreihe zusammen, ergibt sich Grafik 3. Bis Ende der 90er Jahre waren die Zinsen in den USA systematisch niedriger als im Rest der Welt. Danach gab es einen Trendwechsel. Dieser Trend wurde nur durch die Finanzkrise unterbrochen. Die Zinsen waren in der Eurozone hoch, weil es noch kein QE Programm gab und die Zinsen in der Peripherie außer Kontrolle gerieten.

Seit 2014 ist der seit 1997 geltende Trend wieder aktiv. Inzwischen ist das Zinsniveau in den USA relativ gesehen so hoch wie nie zuvor. Unter diesen Umständen ist es bemerkenswert, dass der Dollar nicht substantiell höher steht. Vermutlich liegt das am enormen Handelsbilanzdefizit der USA.

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Die Zinsen sprechen für eine Dollaraufwertung, das Defizit für eine Abwertung. Unterm Strich tut sich seit zwei Jahren beim Dollar relativ wenig. Derzeit schwächt sich die Wachstumsdynamik im Rest der Welt ab, in den USA nimmt sie zu. Der Dollar wertet wieder auf.

Gepaart mit dieser extremen Zinsdifferenz ist kaum vorstellbar, dass das ewig gutgehen wird. Vielleicht ist das Zinsniveau in den USA für die derzeitigen Verhältnisse angemessen, doch selbst die USA können nicht losgelöst vom Rest der Welt agieren.

Die Zinsdifferenz ist inzwischen so exorbitant hoch, dass sie mittelfristig zum Problem werden kann. Will die Notenbank das Wachstum nicht untergraben, müsste sie ihr Tempo verlangsamen. Danach sieht es aktuell nicht aus. Die Zinsdifferenz dürfte bis aus weiteres noch steigen. Kurzfristig ist das irrelevant, mittelfristig wird es die US-Wirtschaft benachteiligen.

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3 Kommentare

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  • WillyB
    WillyB

    Koennte das hoehere Zinsniveau in den USA auch damit zusammenhaengen, dass das Vertrauen in die USA als Kreditnehmer geringer geworden ist? Wenn ich Bonds in Italien oder von Schwellenlaendern kaufe, bekomme ich auch hoehere Zinsen wegen des Risikoaufschlags. Sind die USA auf dem Weg zu einem Schwellenland zu werden? ;-)

    11:35 Uhr, 01.06.2018
  • Austrochris
    Austrochris

    Sollte die Fed ihre Zinspolitik weiter so hochfahren , wird das ein böses Erwachen für die Amis !

    Die Amis sin derart abhängig von den ZInsen , Kreditzinsen wohl gemerkt, dass jede Erhöhung ein Schlag in den Magen von Millionen von Amerikanern ist, und dass vom Student bis zum Pensionisten. Der Verschuldungsstand der privaten Haushalte ist derart hoch , dass bei jeden weiteren Erhöhung , der Konsum zusammenbrechen wird .

    Das gleiche gilt für den US Haushalt . Wir steuern auf die 25 000 Milliarden Schulden hín bis 2020 oder 2021

    Um einen Vergleich zu machen : Was hilfts wenn der Patient ( USA ) im Krankenhaus in der ersten Klasse liegt , denn die Schmerzen in Zukunft tun in der Sonderklasse auch sehr weh !!

    10:23 Uhr, 01.06.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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