Kommentar
08:10 Uhr, 01.09.2018

Geld sicher anlegen: Wer will das noch?

Derzeit wird in den USA der längste Bullenmarkt aller Zeiten gefeiert. Sichere Anlagen wie Gold scheint niemand mehr zu brauchen. Diese Ignoranz könnte sich rächen.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.199,350 $/Unze (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • US 10Y Bond Yield
    Kursstand: 2,842 % (Bonds) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.199,350 $/Unze (Commerzbank CFD)
  • US 10Y Bond Yield - Kurs: 2,842 % (Bonds)

Die Stimmung ist vor allem in den USA blendend. Viele Indizes haben neue Allzeithochs erreicht. Gleichzeitig werden sichere Anlagen mit großem Enthusiasmus gemieden. Da wäre zum Beispiel Gold zu nennen. Spekulative Anleger sind zum ersten Mal seit fast 20 Jahren wieder short (Grafik 1).

Von vielen wird die Underperformance von Gold als Zeichen dafür gesehen, dass Gold nicht mehr als sichere Anlage gilt. Das ist natürlich Unsinn. Auch nach der schlechten Performance von Gold in den 90er Jahren kam es in der Folge zu einem Bullenmarkt, der uns über die Finanzkrise hinaus bis 2011 erhalten blieb.

Gold
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Die Gold-Euphorie, die sich in den Jahren 2009-2011 entwickelte, ist inzwischen vollständig abgebaut. Selbst hartgesottene Goldbullen sind inzwischen fast ganz verstummt. Das bedeutet nicht automatisch, dass Gold ab morgen wieder steigen wird. Es bedeutet auch nicht, dass der Gesamtmarkt vor einer Trendwende steht.

Gold kocht bis zu einem gewissen Grad sein eigenes Süppchen. Der Preis ist von vielen Faktoren abhängig, allen voran von den Realzinsen. Trotzdem kann man sagen, dass eine Nettoshortposition eine gewisse Beachtung verdient. Dies gilt insbesondere dann, wenn man sie in einem größeren Zusammenhang sieht.

Lesen Sie dazu auch: Ist die Zeit des Edelmetalls Gold als sichere Anlage vorbei?

Dieser größere Zusammenhang ergibt sich, wenn man nicht nur Gold betrachtet, sondern auch andere als sicher geltende Anlagen. Dazu gehören US-Anleihen. Kaum eine Anlage (neben Gold) gilt als so sicher wie US-Treasuries. Der Markt ist der größte Anleihemarkt der Welt, sehr liquide und im Notfall kann die US-Notenbank immer Anleihen kaufen und Dollar drucken.

Da sticht es natürlich schon ins Auge, dass auch US-Anleihen leerverkauft werden, wie es die Welt noch nicht gesehen hat (Grafik 2). Die Nettopositionierung ist in den letzten Monaten stark in den negativen Bereich gerutscht. So short war der Markt noch nie.

Generell sind Anleger bei US-Anleihen häufiger short als long. Wenn die Lage jedoch brenzlig ist, wird gekauft. Das sieht man eindrucksvoll in den Jahren 2006 bis 2008. Die hohe Shortpositionierung ist als Kontraindikator zu verstehen. Es herrscht eine gewisse Sorglosigkeit. Keiner glaubt daran, dass der Markt kippen könnte und man deswegen sichere Anlagen braucht.

US 10Y Bond Yield
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Die Positionierung lässt sich natürlich auch damit begründen, dass der Markt weitere Zinsschritte nach oben erwartet. Diese Zinsschritte haben bisher nicht zu höheren Zinsen bei langlaufenden Anleihen geführt. Marktteilnehmer positionieren sich dennoch immer stärker und setzen auf steigende Renditen.

Indirekt heißt das nichts anderes, als dass Anleger nicht von einem wirtschaftlichen Abschwung ausgehen. Sie sind optimistisch und sorglos. So viel Ignoranz rächt sich häufig. Der Markt hat die Angewohnheit in die Richtung zu gehen, die der größtmöglichen Anzahl an Anlegern den größtmöglichen Schmerz zufügt. Betrachtet man die Positionierung, dann bedeutet das: fallende Zinsen, fallende Aktienkurse und steigender Goldpreis.


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5 Kommentare

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  • Zimbabwedollar
    Zimbabwedollar

    Es ist schon komisch, dass kein Analyst folgende Konstellation auf dem Schirm hat: STEIGENDE Zinsen, STEIGENDER Goldpreis und FALLENDE Aktienmärkte.

    12:14 Uhr, 03.09.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Na, ganz so schlimm ist nun auch wieder nicht. Timing ist halt immer so ne Sache....da kann líegen viele gnadenlos daneben, aber er hat ímmer sehr interessante Charts und Zusammenhänge die er aufzeigt. Nur wenn er ins Politische abgleitet wird es lächerlich...immer die gleiche Leier da.

    10:38 Uhr, 03.09.2018
  • maierbcn
    maierbcn

    Komplizierte Lage sehr gut und treffend beschrieben.Bravo!

    10:17 Uhr, 01.09.2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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