Zalando: So haben die Emissions-Banken Kasse gemacht
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Man möchte meinen, dass ein gefloppter Börsengang für die Banken, die die Emission begleitet haben, eine Katastrophe ist. Hinsichtlich des entstehenden Imageschadens ist das auch sicherlich so. Finanziell aber kann sich ein Reinfall durchaus lohnen.
Der Grund dafür ist der so genannte Greenshoe. Ein kaum gekanntes und vor allem wenig verstandenes Instrument.
Der Greenshoe ist im Rahmen eines Börsengangs eine Mehrzuteilungsoption, die die Konsortialbanken ggü. dem Unternehmen bzw. seinen Großaktionären ziehen können.
Am Beispiel Zalando erklärt. Zum Emissionspreis von 21,50 EUR wurden 24.476.223 neue Aktien platziert, zusätzlich gab es eine Mehrzuteilung von 3.671.433 Aktien.
Technisch betrachtet passiert folgendes: Zum Emissionspreis gehen die Banken in Höhe der Mehrzuteilung short. Gleichzeitig halten sie eine 4-wöchige Kaufoption zum Emissionspreis in gleicher Menge. In der Regel stammen diese zusätzlichen Aktien von den Altaktionären.
Nun gibt es 2 Szenarien:
a) Die Aktie verharrt oberhalb des Emissionspreises. Die Banken sind dann nicht stützend am Markt aktiv und decken schließlich ihre Short-Position ein, indem sie den Greenshoe ausüben.
b) Die Aktie fällt unter den Emissionspreis. Die Banken oder auch nur eine der Banken im Auftrag des Konsortiums stützen den Kurs über Käufe am Markt. Gleichzeitig decken sie damit ihre Short-Position ein. Der Greenshoe wird nicht ausgeübt.
Bei Zalando kam es zu Szenario b)
Wie Sie hier nachlesen können, war Morgan Stanley als "Stabilisierungsmanager" aktiv. Gekauft wurde zwischen 21,5 und 17,5 EUR. Man kann leider keinen gewichteten Durchschnittkurs für die Käufe ermitteln, da die Umsätze nicht ausgewiesen sind. Schätzen wir mal 19 EUR, das dürfte passen. Bei 3,671 Mio. Aktien und einem Emissionspreis von 21,5 EUR reden wir von einem Zusatzertrag durch den Greenshoe, oder besser gesagt durch den gefloppten Börsengang, von 3,671 Mio. * (21,5-19) EUR = ca. 9,2 Mio. EUR.
Und wer behält das Geld? Das kommt auf den Vertrag an. Es kann sein, dass der Greenshoe-Ertrag bei den Konsortialbanken verbleibt oder aber auch mit dem Unternehmen geteilt wird.
Wenn Sie jetzt finden, das ist eine Sauerei: Früher war es viel schlimmer!
Zu Zeiten des Neuen Marktes war folgendes Vorgehen recht beliebt: Grundlage war, dass die Emissionsbanken vorab immer recht verlässlich wussten, dass der erste Börsenkurs 100% und mehr über dem Ausgabekurs lag.
Nun haben einige Emissionsbanken zum IPO-Preis gar keine Mehrzuteilung vorgenommen. Sie hatten dann den gesamten Greenshoe 4 Wochen lang zur Verfügung, um ihn zu drastisch erhöhten Preisen direkt an der Börse zu verkaufen.
Ein vollkommen risikoloses, extrem einträgliches Geschäft.
Der damals sehr bekannte Fondsmanager Kurt Ochner, auch "Pate" des Neuen Marktes genannt, deckte dieses Vorgehen öffentlich in einem Gastbeitrag für eine Zeitung auf. Er wurde dadurch in der Branche nicht gerade beliebter...
Also trösten Sie sich: Flop hin oder her, die Banken haben jedenfalls gut verdient!
Ihr
Daniel Kühn
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Der unbedarfte Anleger verliert bei M&As und IPOs sein Geld an die starken Hände des Bankenkonsortiums, da er selbst den fairen Wert des Unternehmens nicht bestimmen kann. Wenn dabei von den Finanzzeitungen wohlwollende Berichte in Umlauf gebracht werden, genügt ein Blick darauf, wer von den Anzeigenkunden an der Emission von Aktien/Unternehmensanleihen beteiligt ist.
Es ist für den aufmerksamen Anleger interessanter, sich nicht an der Zeichnung zu beteiligen, sondern nach erfolgter Zuteilung beim ersten Umkehrsignal short zu gehen.
Sehr geehrter Herr Kühn
die Banken sind in diesem Fall doch nicht die böse Buben. Die die Geldgeil sind und auf den schnellen Zeichnungsgewinn hoffen, schenken den Banken diesen Zusatzgedwinn zum IPO