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16:11 Uhr, 15.11.2017

Zahlungsausfall Venezuelas ist ausgemachte Sache

An den Finanzmärkten gilt ein Zahlungsausfall Venezuelas schon lange als sicher. Die Kosten für Ausfallversicherungen (CDS) auf Staatsanleihen des Landes liegen so hoch wie für kein anderes Land der Welt - ein deutliches Indiz für das Erwarten einer Pleite.

New York/ Caracas (Godmode-Trader.de) - Venezuela, das Land mit den größten Ölreserven der Welt, steht vor der Staatspleite. Da die Verhandlungen mit Gläubigern über eine Umschuldung fehlschlugen, hat die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) den Zahlungsausfall festgestellt. Wie die Kreditwächter mitteilten, hat das Land fällige Zinsen von 200 Mio. US-Dollar für zwei Anleihen nicht fristgerecht geleistet. Die Agentur geht nun zu 50 Prozent davon aus, dass Venezuela in den kommenden drei Monaten einen weiteren Zahlungsausfall (Default) verzeichnet. Damit droht die Staatsinsolvenz. Nach Argentinien 2001 wäre es die zweite Staatspleite Südamerikas in diesem Jahrhundert.

Die Kosten für Ausfallversicherungen (CDS) auf Staatsanleihen liegen so hoch wie für kein anderes Land der Welt. Die Prämie für eine Absicherung auf fünfjährige Anleihen liegt derzeit bei 154 Prozent. Auch dies ein deutliches Indiz für das Erwarten einer Pleite. Venezuela hat bereits große Mengen der Goldreserven und Anteile an Ölfeldern verkauft, um die Schulden noch bedienen zu können. Und diese sind immens: Staatsschulden von insgesamt über 140 Mrd. US-Dollar drücken aufs Kontor. Die Regierung wollte bis zu 90 Mrd. US-Dollar an Schulden bei Staatsanleihen und Anleihen des staatlichen Ölkonzerns PDVSA neu strukturieren. Allein bei Goldman Sachs steht das Land mit 2,7 Mrd. US-Dollar in den Miesen.

Misswirtschaft und eine hohe Inflation (die dieses Jahr bei über 1000 Prozent liegen dürfte) führen seit Jahren die unglückliche Regie im Land. Mit Blick auf die katastrophale wirtschaftliche und politische Entwicklung ist auch aus Sicht der Experten der LBBW ein Default kaum noch zu vermeiden. Venezuela ist extrem ölabhängig. Während der Ölanteil an den Exporten im Zeitablauf auf rund 95 Prozent gestiegen ist, sinkt die Ölförderung stetig. Zwar haben sich die Ölpreise zuletzt etwas erholt. Die Einnahmen reichen wegen der rückläufigen Förderung aber gerade einmal für das Nötigste.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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