Wirtschaftswachstum in den USA verlangsamt sich
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Obwohl der Markt den US-Arbeitsmarkt als angespannt oder – im Sprachgebrauch der Fed – als stark betrachtet, weisen zahlreiche Indikatoren darauf hin, dass er nicht so solide aufgestellt ist, wie es auf den ersten Blick aussieht. Da wären etwa die „Job Openings and Labor Turnover Survey“ (JOLTS), das niedrige Lohnwachstum im Verhältnis zur Arbeitslosigkeit, rückläufige Arbeitszeiten und eine niedrige Erwerbsquote. Diese Meinung vertritt Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management.
So sei laut dem Wells Fargo Small Business Survey der Optimismus von kleineren Unternehmen im Januar um zehn Prozent gefallen. Das gehe auf eine geringere Arbeitsplatznachfrage zurück. Kleinere Unternehmen seien zwar optimistisch. Doch die Wachstumsherausforderungen führten wahrscheinlich dazu, dass sie bei ihren Personaleinstellungen zurückhaltender vorgingen. „Dies deckt sich mit der Annahme, dass die Löhne deutlich schneller steigen als die Produktivität sowie die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen kleiner und mittlerer Unternehmen. Dementsprechend könnte sich das Lohnwachstum in Zukunft verlangsamen“, sagt Galy.
Es sei zwar ermutigend, dass sich die US-Wirtschaft wie angenommen entwickle, aber es sei die Angst vor dem Coronavirus, die nun die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed antreibe. Das Weiße Haus klopfe mit seinem robusten Ansatz bereits an die Tür der Fed, und die Chancen stünden entsprechend gut, dass die Fed in den kommenden Wochen zu einer weiteren quantitativen Lockerung in der Mitte des Konjunkturzyklus übergehen werde.
„Die Stärke der US-Verbrauchernachfrage war ein Schlüsselfaktor für den Aktienmarkt. Davon ausgehend erwartet der Markt, dass die Unternehmensgewinne in den kommenden Jahren steigen werden, da der Lohndruck begrenzt bleibt. Ein Einbruch des Arbeitsmarktes ist nicht besonders besorgniserregend, solange er nicht zu stark ausfällt, insbesondere weil die Fed wahrscheinlich weitere Lockerungen ins Auge fasst“, meint der Senior-Makrostratege. Allerdings könne das zu einer erhöhten Volatilität führen.
Das Kernproblem der US-Wirtschaft sei, dass die Produktivität relativ niedrig sei und nicht schnell genug Fahrt aufnehme. Untersuchungen hätten ergeben, dass große Produktionsunternehmen eine deutlich höhere Produktivität aufwiesen als kleinere. Allerdings seien Dienstleistungsunternehmen mittlerer Marktkapitalisierung produktiver als größere Unternehmen. Darüber hinaus seien nach Angaben des USITC Executive Briefing on Trade vom November 2012 Firmen, die im ausländischen Wettbewerb ständen, produktiver als regionale Unternehmen. „Aktuell zeichnen sich in den USA zwei Bilder ab: Entweder gewinnen neue Unternehmen die besten Talente, um dann an Unternehmen mit Oligopol-Stellung verkauft zu werden; oder der Markt setzt auf eine langfristige Zukunft solcher Unternehmen, die jedoch weiterhin Geld verlieren. Währenddessen werden große Unternehmen, die eher konjunkturellen als Wachstumsfaktoren unterliegen, unter dem Druck kleinerer Unternehmen ausgedünnt“, sagt Galy. „Diese Entwicklung konnten wir auch ein paar Jahre nach der Finanzkrise beobachten. Der Markt belohnte damals Kostensenkungen und setzte auf Wachstum – zu Lasten der Produktivität. In der Folge war ein Teil der kleineren Unternehmen gezwungen, die Kosten besser zu kontrollieren.“ Unternehmen wie Amazon oder Google scheinen diesem Druck weniger ausgesetzt zu sein. Hier würde Investoren mehr auf das potenzielle Wachstum setzen als auf kurzfristig größere Cashflows.
„Angesichts der komplexen Mechanismen am US-Aktienmarkt kann ein aktives Management hilfreich sein. Im Zuge der geldpolitischen Lockerung vonseiten der Fed könnten sich vor allem Chancen im Bereich der Schwellenländeranleihen ergeben. Diese profitieren von einer Erholung der chinesischen Wirtschaftstätigkeit, die wir für das zweite Halbjahr erwarten“, schließt der Senior-Makrostratege.
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