Kommentar
02:25 Uhr, 16.05.2009

Wirtschaftsdaten: Die Menschen fühlen sich wieder reicher...

Der Glaube versetzt Berge, heißt es. Doch ob die allgemeine Zuversicht ausreicht, die anhaltend schlechte Nachrichtenlage dauerhaft in die Schranken zu weisen, das muss sich erst noch zeigen. Wenn schlechte Nachrichten als gute verkauft werden, wie das derzeit geschieht, dann heißt das nämlich noch lange nicht, dass alles überstanden ist.
Montag:

Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist der Gesamtumsatz im verarbeitenden Gewerbe in Deutschland im März um 22,0 % gesunken. Im Vormonat hatte das Minus 23,7 % betragen (revidiert von 23,3 %). Der Inlandsumsatz ist im März-Jahresvergleich um 17,8 % gefallen, der Umsatz mit dem Ausland um 26,6 %. Im Saison- und arbeitstäglich bereinigten Vergleich zum Vormonat legte der Umsatz-Volumenindex im März um 1,5 % zu nach -4,8 % im Vormonat. Im Inlandsgeschäft stieg der Index dabei um 1,8 %, im Auslandsgeschäft kletterte er um 4,1 %.

Dienstag:

Die Verbraucherpreise sind zum Vormonat unverändert geblieben nach zuletzt -0,1 %. Die Jahresteuerung liegt bei 0,7 % nach zuletzt +0,5 %. Die offizielle Erstschätzung lag bei +0,7 %.

Die deutschen Großhandelspreise sind im April gegenüber dem Vormonat um 0,1 % gestiegen nach -0,9 % im Vormonat. Im Jahresvergleich ist der Preisindex des Großhandels in Deutschland um 8,1 % gefallen nach zuvor -8,0 %.

Der Produktionsindex in Großbritannien ist im März auf Dreimonatssicht um 5,3 % gefallen. Im Vormonat lag der Dreimonatsvergleich mit 5,8 % im Minus. Im März allein war die Produktion zum Vormonat um 0,1 % gesunken.

Die britische Leistungsbilanz weist für März ein Defizit in Höhe von 2,5 Mrd. Britische Pfund aus, nach einem Minus von 2,8 Mrd. im Vormonat. Das Handelsdefizit liegt bei 6,6 Mrd. Pfund nach zuvor -6,8 Mrd. Pfund. Die Dienstleistungsbilanz weist hingegen einen Überschuss in Höhe von 4,1 Mrd. Pfund aus. Im Vormonat hatte das Plus hier ebenfalls bei 4,1 Mrd. Pfund gelegen.

Die US-amerikanische Handelsbilanz weist für März ein Defizit in Höhe von 27,6 Mrd. US-Dollar aus. Erwartet wurde ein Minus im Bereich 29,2 Mrd. US-Dollar. Im Vormonat hatte das Defizit noch bei 26,1 Mrd. US-Dollar gelegen. Somit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten - 26,0 Mrd. US-Dollar revidiert.

Das US-amerikanische Haushaltsdefizit liegt im April bei 20,9 Mrd. US-Dollar. Erwartet wurde ein Minus in Höhe von 63 Mrd. US-Dollar. Ein Jahr zuvor hatte das Plus in den Vereinigten Staaten bei 159,3 Mrd. US-Dollar gelegen.

Mittwoch:

Im Februar ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland insgesamt im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,1 % auf 12.120 zurückgegangen . Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist dabei binnen gleicher Frist um 1,2 % auf 2.394 gestiegen.

Im Zeitraum Januar bis Februar 2009 ist die Zahl der Insolvenzen insgesamt verglichen mit dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 7,5 % auf 24.788 gefallen, während die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland im Vergleich um 0,6 % auf 4.838 angestiegen sind.

Der Wirtschaftsklimaindikator der Eurozone für das zweite Quartal ist auf 55,1 gestiegen von noch 45,8 im ersten Quartal. Ein Jahr zuvor hatte der Wirtschaftsklimaindex bei 76,3 gestanden.

Der Index für die aktuelle Lage notiert bei 29,9 nach noch 41,1 im Vorquartal. Im Vergleichsquartal des Vorjahres hatte der Indikator noch bei 100,9 notiert. Der Indikator für die Erwartungen steigt auf 76,0, verglichen mit 49,6 im ersten Quartal 2008. Im entsprechenden Quartal vor einem Jahr lag der Indikator noch bei 55,8.

Die Industrieproduktion in der Euro-Zone ist im saisonbereinigten Monatsvergleich im März um 2,0 % gesunken. Im Vormonat war die Produktion der Eurozonen-Industrie um 2,5 % gefallen. Im Jahresvergleich hat die Produktion in der Industrie um 20,2 % abgenommen nach zuvor -19,1 %.

Der US-amerikanische Umsatz im Einzelhandel ist im April um 0,4 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein leichter Umsatzrückgang von 0,0 bis -0,1 %. Im Vormonat war der Umsatz des Einzelhandels in den Vereinigten Staaten noch um 1,3 % gefallen (revidiert von -1,1 %).

Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz in den USA ebenfalls um 0,5 % zurückgegangen. Gerechnet wurde mit einem Bereich von 0,0 %. Einen Monat zuvor war noch ein Rückgang um 1,2 % zu verzeichnen gewesen (revidiert von -0,9 %).

Die US-amerikanischen Importpreise sind im April um 1,6 % gestiegen nach zuletzt +0,2 %. Ohne Öl sind die Einfuhrpreise in den Vereinigten Staaten um 0,4 % gefallen nach zuvor -0,9 % (revidiert von -0,6 %).

Die US-amerikanischen Exportpreise sind im April insgesamt um 0,5 % gestiegen nach zuvor -0,7 %. Ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse sind die Ausfuhrpreise um 0,3 % geklettert nach zuletzt -0,4 %. Damit wurde der Vormonatswert von zunächst veröffentlichten 0,1 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanischen Lagerbestände sind im März um 1,0 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein Rückgang um 1,1 %. Die Umsätze sind gleichzeitig um 1,6 % gefallen. Das Verhältnis Lagerhaltung zum Umsatz (Inventories/Sales Ratio) liegt in den USA bei 1,44.

Donnerstag:

Die Kfz-Neuzulassungen sind im Bereich der EU und der EFTA im April verglichen mit dem Vorjahr um 12,3 % gefallen nach -9,0 % im Vormonat und -18,3 % im Monat davor.

Die US-amerikanischen Erzeugerpreise sind im April um 0,3 % gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg im Bereich von 0,1 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Erzeuger um 1,2 % gefallen. Die Kernrate der US Produzentenpreise ist um 0,1 % gestiegen. Erwartet wurde hier ein Plus bis zu 0,1 % nach zuletzt noch +/-0,0 %.

Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA auf 637.000 gestiegen. Erwartet wurden 580.000 bis 610.000 neue Anträge nach zuvor 605.000 (revidiert von 601.000).

Unser Kommentar:

Dass es noch viel zu früh ist, von einer nachhaltigen konjunkturellen Wende zusprechen, das zeigen die aktuellen Zahlen vom US-Arbeitsmarkt. Mit 637.000 Anträgen auf Arbeitslosenhilfe weist der Indikator weiterhin auf eine schwere Rezession hin. Erst Werte im Bereich von 400.000 wären eine wirkliche Entlastung für die Konjunktur.

Die US-amerikanischen Erdgasvorräte ("Nat Gas Inventories") sind in der letzten Woche um 95 Bcf auf 2.013 Bcf zurückgegangen gestiegen. In der vorangegangenen Woche waren die Bestände in den USA um 95 Bcf geklettert, im Vorjahr hatten sie bei 1.516 Bcf gelegen.

Freitag:

Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal zum Vorquartal saison-, preis- und kalenderbereinigt um 3,8 % gefallen nach -2,2 % im Quartal zuvor. Zum ersten Quartal des Vorjahres fiel das BIP um 6,7 %, kalenderbereinigt lag die Wirtschaftsleistung bei -6,9 %.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland insgesamt im März um 1,0 % auf 5,1 Mio. gefallen. Gleichzeitig wurden 1,9 % mehr, nämlich insgesamt 669 Mio. Arbeitsstunden registriert. Die Entgelte fielen im selben Zeitraum um 5,1 % auf 16,6 Mrd. Euro.

Das Bruttoinlandsprodukt in der Euro-Zone ist gemäß der ersten offiziellen Vorabschätzung im ersten Quartal um 2,5 % gefallen nach -1,6 % im vorangegangenen Quartal. Im Jahresvergleich liegt das Wachstum bei -4,6 % nach -1,4 % im Quartal zuvor.

Die Jahresteuerung in der Eurozone liegt im April bei 0,6 %. Die offizielle Vorabschätzung war ebenfalls von 0,6 % ausgegangen. Im Vormonat lag die jährliche Inflationsrate ebenfalls bei 0,6 %. Ein Jahr zuvor hatte die Rate bei 3,3 % gelegen. Der Monatsvergleich wird mit 0,4 % angegeben.

Die Jahresteuerung für den gesamten Bereich der EU liegt im Berichtsmonat bei 1,2 % nach 1,3 % im Vormonat und 3,6 % im Jahr zuvor. Auf Monatssicht liegt die Inflationsrate bei 0,3 %.

Die US-amerikanischen Verbraucherpreise sind im April um 0 % gestiegen. Erwartet wurden 0,0 %. Im Monat zuvor waren die Preise der Konsumenten um 0,1 % gefallen. Die Kernrate ist in den USA um0,3 % gestiegen.

Der New York Empire State Index der New York Fed notiert im Mai bei -4,55. Im Vormonat hatte er noch bei -14,65 gestanden. Erwartet wurde der Mai im Bereich -15.

Die US-amerikanische Industrieproduktion ist im April um 0,5 % gefallen. Erwartet wurde ein Rückgang im Bereich 0,5 bis 0,6 %. Im Vormonat war die Industrieproduktion in den Vereinigten Staaten um 1,7 % zurückgegangen. Damit wurde der im letzten Monat veröffentlichte Wert von -1,5 % nach unten revidiert.

Die US-amerikanische Kapazitätsauslastung liegt im April bei 69,1 %. Im Monat zuvor hatte sie noch bei 69,4 % gelegen. Damit wurde der zuletzt veröffentlichte Wert von 69,3 % leicht nach oben revidiert.

Der vorläufige Verbraucherstimmungsindex der Uni Michigan für die USA notiert im Mai bei 67,9. Erwartet wurde er im Bereich 65,2 bis 67,0. Im Vormonat hatte der Index noch bei 65,1 notiert.

Unser Kommentar:

Die Verbraucherstimmung in den USA steigt – angesichts der trüben Lage auf dem Arbeitsmarkt muss man sich allerdings fragen, warum das so ist. Eine mögliche Erklärung sind die steigenden Aktienkurse: Die Menschen „fühlen sich wieder reicher“.

Die Industrieproduktion verzeichnet zum 15. Mal einen Rückgang. Die Kapazitätsauslastung ist auf ein neues Rekordtief gefallen. Beides steht im deutlichen Gegensatz zum gestiegenen Verbrauchervertrauen. Warten wir ab, wie lange das anhält...

Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die in Kürze erscheint.

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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de

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