Fundamentale Nachricht
16:50 Uhr, 31.01.2022

Wie mit der hohen Inflation leben?

Ob es einem gefällt oder nicht, die starke Preisteuerung wird ein Thema bleiben. Und der Hauptverursacher ist die pandemiebedingte Lieferkettenkrise.

New York (Godmode-Trader.de) - Der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock befürchtet eine dauerhaft hohe Inflation und fordert die Zentralbanken deshalb dazu auf, ihre Geldpolitik auf ein „neues Marktregime“ auszurichten.

In den letzten 40 Jahren war die Inflation weitgehend eine nachfrageorientierte Folgeentwicklung. Die Ökonomen von BlackRock argumentieren nun, dass die Inflation der Pandemie-Ära in erster Linie auf Engpässe in der Transport- und Lieferkette zurückzuführen ist. „Wir befinden uns heute in einer Ära schwerwiegender Angebotsbeschränkungen, während die Volkswirtschaften unter ihrem Potenzial laufen", schrieb Hildebrand, Philipp Hildebrand, stellvertretender Vorsitzender von BlackRock und ehemaliger Chef der Schweizerischen Nationalbank in einem Meinungsbeitrag in der Financial Times. Das ändere aus makroökonomischer Sicht alles.

Man könne Inflation als das „Rauschen des Wirtschaftsmotors“ bezeichnen. In der Vergangenheit sei dieses Rauschen dadurch zustande gekommen, dass der Motor zu schnell gedreht habe. Derzeit und auch in Zukunft führten jedoch angebotsseitige Beschränkungen dazu, dass der Motor wiederholt Fehlzündungen verursache: Erstens habe es sich nach den Lockdowns als schwieriger erwiesen, die Kapazitäten beim Angebot wieder hochzufahren, als die Nachfrage zu beleben. Zweitens hätten sich diese Kapazitäten am falschen Ort befunden. Dies deshalb, weil sich die Ausgaben der Verbraucher nach der Öffnung sehr schnell von Dienstleistungen zu Gütern verschoben hätten.

Die heutige Situation ist laut Hildebrand nicht vergleichbar mit 1979, als Paul Volcker an die Spitze der US-Notenbank trat und im Kampf gegen die Inflation geldpolitisch heftig zurückruderte. „Dies ist kein Volcker-Moment. Das alte Handbuch gilt nicht mehr“, so Hildebrand. Entsprechend sei eine andere Politik nötig.

Der Markt preis nun mindestens fünf Zinserhöhungen der Fed in diesem Jahr ein, die Berenberg Bank rechnet mittlerweile in diesem Jahr sogar mit sechs Zinsschritten. Damit besteht laut BlackRock die Gefahr, dass die US-Notenbank die Wirtschaft zum Absturz bringt, weil sie die Nachfrage zu sehr belastet. „Die Fed hat eine schwierige Wahl - mit der Inflation zu leben oder das allgemeine Nachfrageniveau zu zerstören, um die angebotsbedingte Inflation loszuwerden", sagte Alex Brazier, stellvertretender Leiter des BlackRock Investment Institute, laut Bloomberg. „Die Fed müsste die Zinsen so stark anheben, dass eine Rezession eintreten würde, die so stark wäre, dass sie eine zweistellige Arbeitslosenquote verursachen würde.“ Stattdessen fordert BlackRock die Fed und andere Notenbank dazu auf, mit höheren Inflationsraten zu leben und ihre Inflationsziele zu revidieren

Sogar die New Yorker Fed stimmt zu, dass der angebotsbedingte Inflationsschub zur Folge hat, dass „inländische geldpolitische Maßnahmen nur eine begrenzte Wirkung entfalten würden“. „Wenn die Engpässe in der globalen Versorgungskette und der Anstieg der Energiepreise nicht anhaltend hoch bleiben, können wir davon ausgehen, dass der Druck auf die Inflation in Zukunft abnimmt", schrieb die New Yorker Fed in einem Blog-Beitrag.

BlackRock warnt derweil davor, dass Anleger mit einer zunehmenden angebotsbedingten Volatilität und inflationären Tendenzen rechnen sollten, da die Länder ihre Lieferketten umstellen, ihre Wirtschaft auf Klimaneutralität umstellen und mit geopolitischen Risiken konfrontiert sind, die die Energiesicherheit gefährden (Ukraine). Man müsse mit einen höheren makroökonomischen Volatilität rechnen, hieß es.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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