Analyse
12:30 Uhr, 17.06.2022

WESTWING – Vorstand schmeißt zur Unzeit hin

Auch bei Westwing wird es nach den heutigen Neuigkeiten, die sehr überraschend gekommen sind, Zeit für ein kleines Update.

Erwähnte Instrumente

  • Westwing Group SE
    ISIN: DE000A2N4H07Kopiert
    Kursstand: 7,760 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Westwing Group SE - WKN: A2N4H0 - ISIN: DE000A2N4H07 - Kurs: 7,760 € (XETRA)

Der Online-Händler für Möbel und Haushaltseinrichtungen ist sowieso schon in schwierigem Fahrwasser unterwegs, da kommt die Kündigung des Vorstandschefs, Gründers und Großaktionärs von Westwing zur Unzeit. Hat Stefan Smalla das Unternehmen in den letzten Monaten in die falsche Richtung gesteuert? Gut möglich! Eine Restrukturierung muss her, um das neue, zurückhaltende Kundenverhalten abzubilden. Die Westwing Aktie hat es jedenfalls schwer.

Weniger Bestellungen, mehr Angestellte

Wie viele Online-Händler, hat auch Westwing noch lange als es schon abwärts ging, neues Personal eingestellt. Dies wird nun zum Verhängnis. Die Kosten müssen, um jeden Preis nach unten, um den Verbrauch von Barmitteln zu senken. Die kurzfristige Kündigung des Vorstandschefs, mit einer Frist von nur zwei Wochen, deutet darauf hin, dass aktuell Not am Mann ist und es schnell gehen muss.

Der Nachfolger konnte dabei intern gefunden werden. Andreas Hoerning, der derzeit CCO im Unternehmen ist, übernimmt die Position. Hoerning war bisher insbesondere für die Westwing Collection verantwortlich. Das sind letztlich Eigenprodukte, die Westwing designt und herstellen lässt. Der Vorteil: bei Eigenprodukten erzielt man wesentlich höhere Gewinnmargen als bei Drittprodukten. Kein Wunder also, dass dieser Bereich jetzt forciert werden soll.

Risiken bleiben

Westwing ist zuletzt in die roten Zahlen gerutscht. In der Vergangenheit konnte man aber zeigen, dass man Geld verdienen konnte. Margen von 10 % auf Ebene des EBITDA sollten Anleger die kommenden Jahre zwar nicht mehr erwarten, aber eine mittlere einstellige Marge ist sicherlich drin. Mit rund 80 Mio. EUR an Barmitteln ist auch noch genug Geld da, die Trendwende aus eigener Kraft zu stemmen.

Druck könnte aber aufgrund der unklaren Lage in der Aktionärsstruktur anstehen. Ob Smalla seine Aktien aus dem Depot wirft, nachdem er ausgeschieden ist? Er wäre dann ja nicht mehr meldepflichtig, trotz Beratervertrag. Die Prognose bis 2025, 1 Mrd. EUR Umsatz zu schaffen, bei einer Marge von 10 % für das EBITDA sollten Anleger jedenfalls nicht mehr ernst nehmen. Damit ist Smalla letztes Jahr noch sehr offensiv haussieren gegangen.

Fazit: Der Einfachheit halber kopiere ich einfach das Fazit meines letzten Artikels an diese Stelle, denn das würde ich heute genauso unterschreiben wollen. „Aktuell scheint noch nicht der Zeitpunkt gekommen, um hier auf einen Turnaround zu spekulieren. Ganz so negativ wie home24 sehe ich Westwing aber auch nicht. Es könnte durchaus sein, dass wir die Aktie in ein paar Monaten erneut anschauen müssen.“

Lassen wir den neuen Mann also erstmal seiner Arbeit nachgehen und kommen nach den Halbjahreszahlen auf das Unternehmen zurück.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Ergebnis je Aktie in EUR 0,74 -0,90 0,20
KGV 11 -9 39
Dividende je Aktie in EUR 0,00 0,00 0,00
Dividendenrendite 0,00 % 0,00 % 0,00 %
*e = erwartet
Westwing Group SE
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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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