Kommentar
12:32 Uhr, 15.03.2011

Welt: Weiterhin auf hohem Wachstumspfad

  • Der OECD Composite Leading Indicator ist im Januar 2011 um 0,3 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Der Frühindikator für die Weltwirtschaft stieg im Januar zum vierten Mal in Folge um 0,4 % gegenüber dem Vormonat an. Die Frühindikatoren der Schwellenländer verloren ein weiteres Mal an Dynamik,während die Dynamik der Frühindikatoren der Industrieländer unverändert hoch blieb.
  • Der globale Einkaufkaufsmanagerindex befindet sich zurzeit auf einem zyklischen Höchstwert und signalisiert damit eine deutlich höhere Wachstumsdynamik als die Frühindikatoren der OECD. Gemessen an der globalen Industrieproduktion ist die globalen Wachstumsdynamik überdurchschnittlich.

1. Angesichts der Ereignisse in Japan fällt es nicht leicht, zur Tagesordnung überzugehen und einen globalen Frühindikator routinemäßig zu kommentieren. Wir haben zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Erdbebens eine Analyse veröffentlicht (Volkswirtschaft Aktuell vom 14.03.11: "Japan: Wirtschaftliche Auswirkungen des Erdbebens"). Unser aktueller Analysestand ist, dass die Auswirkungen für die japanische Volkswirtschaft beherrschbar sind, solange eine nukleare Katastrophe vermieden werden kann. Auf globaler Ebene müsste man auch erst in diesem Fall mit spürbaren Auswirkungen rechnen. Der OECD Composite Leading Indicator stieg im Januar 2011 um 0,3 % gegenüber dem Vormonat an. Dies ist der fünfte Anstieg in Folge und war geringfügig stärker als von uns erwartet (DekaBank-Prognose: 0,2 %). Die Jahresveränderungsrate des Frühindikators verringerte sich auf 0,9 %, ist damit aber weiterhin hoch.

2. Wie üblich werden von der OECD nicht nur Frühindikatoren für die OECD-Länder berechnet, die vorwiegend den etablierten Industrieländer zuzurechnen sind, sondern auch für mehrere gewichtige Schwellenländer. Fasst man die Frühindikatoren der Schwellenländer zu einem Indikator zusammen, dann stieg dieser Indikator um 0,6 % gegenüber dem Vormonat an. Im vergangenen Monat deutete sich an, dass sich die Frühindikatoren der Schwellenländer eher abschwächen und die der Industrieländer demgegenüber aufholen. Dieser Aufholprozess der Industrieländer setzte sich im Januar nicht weiter fort. Der Frühindikator der Industrieländer stieg wie im Vormonat um 0,2 % mom an. Fasst man die Frühindikatoren aller Länder zusammen, dann stieg der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft im Januar um 0,4 % an. Dies ist der vierte monatliche Anstieg in dieser Größenordnung in Folge und geringfügig schwächer als sonst in Phasen konjunkturellen Aufschwungs üblich.

3. Die Länderaufteilung in unserem Quadranten-Schema (siehe Anhang) weist im Vergleich zum Vormonat nur geringe Änderungen auf. Im unteren linken Quadranten "labil" tauchen fast nur Länder aus der Region Westeuropa auf. In den vier Sorgenländern Italien, Griechenland, Vereinigtes Königreich und Spanien nahmen in den vergangenen Monaten zumindest die Schrumpfungsraten noch tendenziell ab. Diese relative Verbesserung setzte sich im Januar nicht weiter fort - was eine Enttäuschung darstellt. Weiterhin erfreulich sind die Entwicklungen in den Vereinigten Staaten und in Deutschland. In beiden Fällen nahmen die monatlichen Veränderungsraten weiter zu. Für die wachstumsstarken Länder China und Indien lässt sich eine Abschwächung der Aufwärtsbewegung des jeweiligen Frühindikators feststellen.

4. Gemessen an der Entwicklung der Frühindikatoren der OECD befindet sich die Weltwirtschaft auf einem guten aber nicht überragend starken Wachstumspfad. Dies steht im Widerspruch zur Entwicklung des globalen Einkaufsmanagerindex. Dieser von uns berechnete Indikator erreichte im Februar mit 57,3 Punkten ein neues zyklisches Hoch. Verantwortlich für diese starke Entwicklung sind die Industrieländer, während sich die Einkaufsmanagerindizes der Schwellenländer in den vergangenen Monaten eher seitwärts entwickelt haben. Die tatsächliche wirtschaftliche Aktivität lässt sich näherungsweise anhand der globalen Industrieproduktion festmachen. In den vergangenen vier Monaten bis einschließlich Januar 2011 nahm die globale Industrieproduktion um durchschnittlich 0,7 % pro Monat zu. Dies ist einerseits weit überdurchschnittlich aber andererseits schwächer als noch in der Anfangsphase des globalen Aufschwungs. Die Weltkonjunktur scheint sich also zurzeit überdurchschnittlich zu entwickeln und damit stärker als von den Frühindikatoren der OECD angezeigt. Sie ist aber nicht so kräftig, wie es die Stimmungsindikatoren andeuten.

Anhang
OECD- (sowie Nicht-OECD-)Länder: Wirtschaftliche Einschätzung über OECD CLI (Januar)

Rudolf Besch

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