Kommentar
16:10 Uhr, 02.02.2012

USA: ISM-Index steigt weiter und tritt in eine neue Übertreibungsphase

• Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe ist im Januar auf 54,1 Punkte angestiegen. Dieses Indexniveau korrespondiert mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von knapp 4 % (mom, annualisiert).

• Die Differenz aus Auftragseingangs- und Lagerkomponente deutet für den kommenden Monat einen unveränderten Indexwert an.

• Der Zusammenhang zwischen dem Stimmungsindikator und der tatsächlichen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung war im bisherigen Aufschwung ungewöhnlich schwach. Wir gehen nicht davon aus, dass die US-Wirtschaft zu Beginn des Jahres eine spürbare Wachstumsbeschleunigung erfahren wird.

1. Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM ist im Januar etwas schwächer als erwartet auf 54,1 Punkte angestiegen (Bloomberg-Umfrage: 54,5; DekaBank: 55,3 Punkte). Die Enttäuschung darüber ist allerdings ein Jammern auf hohem Niveau: Nach Angaben des Institute for Supply Management (ISM) korrespondiert dieser Januarwert mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von knapp 4,0 % (mom, annualisiert).

2. Die Teilkomponenten entwickelten sich im Januar uneinheitlich, liegen aber einheitlich auf verhältnismäßig hohen Niveaus: Am deutlichsten angestiegen ist die Lagerkomponente, gefolgt von der Auftragseingangskomponente. Daher hat sich der Differenzindikator (Auftragseingänge minus Lager) im Vergleich zum Vormonat wenig verändert. Dem Differenzindikator wird oftmals eine Vorlaufeigenschaft gegenüber dem Gesamtindikator zugesprochen. Demnach dürfte sich der ISM-Index im Folgemonat auf dem aktuellen Niveau halten können. Etwas enttäuschend sind die Rückgänge der Produktions- und der Beschäftigungskomponente. Letztere hat sich allerdings nur marginal gegenüber dem Vormonat verschlechtert. Das Indexniveau von 54,3 Punkten signalisiert einen gesamtwirtschaftlichen Beschäftigungsaufbau im Januar von ca. 150.000 Stellen. Aufgrund eines Sondereffekts im Bereich Transport im Dezember erwarten wir allerdings einen niedrigeren Beschäftigungsaufbau von 120.000 Personen. Der Arbeitsmarktbericht wird diesen Freitag veröffentlicht.

3. Der nationale Einkaufsmanagerindex ISM scheint in eine erneute Übertreibungsphase zu treten. Im vergangenen vierten Quartal 2011 passte der Indikator noch verhältnismäßig gut zum tatsächlichen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts. Allerdings nahm im Vergleich zum Vorquartal die Wachstumsdynamik des Bruttoinlandsprodukts zu, während der ISM-Index eine Verflachung angedeutet hat. Die vom ISM-Index signalisierte erneute spürbare Beschleunigung der gesamtwirtschaftlichen Dynamik im ersten Quartal 2012 ist nicht in unseren Prognosen enthalten und wir erachten diese bislang auch als unwahrscheinlich. Sicherlich ist der erneute Anstieg des ISM-Index erfreulich. Die Erfahrung mit diesem Indikator im aktuellen Aufschwung lehrt allerdings, dass sowohl die angedeutete Wachstumshöhe als auch die Entwicklung wenig mit der Realität übereingestimmt haben.

Rudolf Besch

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