Kommentar
09:06 Uhr, 07.11.2011

USA: Arbeitsmarkt entspannt sich langsam – Lohnentwicklung zum zweiten Mal in Folge kräftig


• Die Anzahl der Beschäftigten ist im Oktober um 80.000 Personen und damit schwächer als erwartet angestiegen. Allerdings wurden zum zweiten Mal in Folge die Zuwächse der beiden Vormonate sehr deutlich nach oben revidiert. Die Arbeitslosenquote sank überraschend auf 9,0 %. Der Zuwachs der durchschnittlichen Stundenlöhne war mit 0,2 % mom zwar nicht überschwänglich. Dafür nahm aber auch die durchschnittliche Wochenarbeitszeit gegenüber dem Vormonat zu. Hieraus ergibt sich ein überaus kräftiger gesamtwirtschaftlicher Lohnanstieg von 0,5 % mom.

• Die Situation am Arbeitsmarkt bessert sich, auch wenn die Beschäftigungsentwicklung in diesem Aufschwung schwächer ist als im vorherigen Aufschwung. Zwar ist mit einer weitergehenden Verbesserung zu rechnen. Für eine starke Dynamik sind die strukturellen Probleme jedoch auch im kommenden Jahr wohl noch zu groß.


1. Die Lage am Arbeitsmarkt entspannt sich langsam. Im Oktober stieg die Anzahl der Beschäftigten um 80.000 Personen. Dies war zwar etwas weniger als allgemein erwartet worden war (Bloomberg-Umfrage: 95.000 Personen, DekaBank: 110.000 Personen), gleichwohl wurde zum zweiten Mal in Folge der Beschäftigungsaufbau der beiden Vormonate verhältnismäßig deutlich um insgesamt gut 100.000 Personen nach oben revidiert. Weiterhin gebremst wurde die Gesamtentwicklung durch die Staatsunternehmen. So nahm in der Privatwirtschaft die Beschäftigung um gut 100.000 Personen zu (Bloomberg-Umfrage: 125.000 Personen). Eine positive Überraschung bot die Entwicklung der Arbeitslosenquote. Diese verringerte sich im Vergleich zum Vormonat auf 9,0 % (Bloomberg-Umfrage und DekaBank: 9,1 %).

Die durchschnittlichen Stundlöhne sind im Oktober nach beiden statistischen Abgrenzungen (also inklusive und exklusive Arbeitnehmer mit Weisungsbefugnis) um 0,2 % gegenüber dem Vormonat angestiegen. Dies entsprach den allgemeinen Erwartungen – wir hatten mit einem etwas höheren Zuwachs gerechnet. Erfreulich ist allerdings, dass die durchschnittliche Wochenarbeitszeit (exklusive Arbeitnehmer mit Weisungsbefugnis) zum zweiten Mal in Folge gegenüber dem Vormonat angestiegen ist (inklusive Arbeitnehmer mit Weisungsbefugnis blieb sie unverändert). Hierdurch nahmen die Gesamtlöhne, also die Summe aus Beschäftigungsentwicklung, Stundenlöhne und Wochenarbeitszeit, um 0,5 % gegenüber dem Vormonat verhältnismäßig deutlich zu. Der Vergleich mit den „offiziellen“ Lohndaten vom Bureau of Economic Analysis (BEA) aus den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen zeigt, dass sich die starken Vorgaben vom Arbeitsmarktbericht September nicht vollständig erfüllt hatten. So nahmen die Löhne und Gehälter in der Privatwirtschaftim September nur um 0,3 % mom zu. Der Arbeitsmarktbericht hatte einen doppelt so hohen Zuwachs angedeutet. Ein solch starkes Auseinanderklaffen beider Statistiken über zwei Monate wäre aber ungewöhnlich, sodass wir zuversichtlich sind, dass die „offiziellen“ Lohndaten im Oktober überdurchschnittlich stark ausfallen werden.

2. Die Arbeitsmarktdaten sind zwar überraschend gut ausgefallen – von einer wirklich starken Beschäftigungsentwicklung kann jedoch weiterhin keine Rede sein. Im Vergleich zum Vormonat war die Beschäftigungsentwicklung vor allem im Bereich der Informationsdienste deutlich schwächer. Hier war der Vormonat allerdings durch ein Streikende nach oben verzerrt. Im Vergleich zur bisherigen Entwicklung in diesem Aufschwung war der Abbau im Oktober nicht ungewöhnlich.

Der zweite wesentliche Unterschied zur Septemberentwicklung findet sich im Baugewerbe. Nach einem sehr starken Anstieg folgte nun ein verhältnismäßig hoher Rückgang. In der Zweimonatsbetrachtung überwiegtzwar der Aufbau. Gleichwohl ist die Entwicklung weiterhin anfällig für Belastungen und entsprechend volatil. In den Bereichen der Unternehmensdienstleister und im Gesundheits- und Bildungswesen werden üblicherweise die stärksten Beschäftigungszuwächse gemeldet. Im Vergleich zu den durchschnittlichen Entwicklungen im bisherigen Aufschwung und im vorangegangenen Aufschwung waren hier im Oktober die Entwicklungen schwächer. Stärker als sonst üblich nahm hingegen die Anzahl der Beschäftigten im Bereich Handel,Transport und Versorgung zu.

3. Die Situation am Arbeitsmarkt bessert sich, auch wenn die Beschäftigungsentwicklung in diesem Aufschwung schwächer ist als im vorherigen Aufschwung. Wir gehen davon aus, dass sich die Beschäftigungsentwicklung in 2012 dem Durchschnitt des vorangegangenen Aufschwungs annähern wird. Für ein Übertreffen dieser Dynamik sind aber die strukturellen Probleme im Banken- und Immobiliensektor auch im kommenden Jahr noch zu hoch.

Rudolf Besch

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