Kommentar
12:00 Uhr, 19.01.2012

USA: Industrie unbeeindruckt von globalen Belastungsfaktoren

  • Die Industrieproduktion ist im Dezember nahezu erwartungsgemäß um 0,4 % gegenüber dem Vormonatgestiegen. Die Kapazitätsauslastung stieg in der Industrie auf 78,1 %.
  • Unüblich milde Wintertemperaturen stellten eine Belastung für die Produktionsentwicklung der Versorgerda. Überaus kräftig nahm die Produktion im verarbeitenden Gewerbe zu. Durchaus erfreulich ist auch derProduktionsanstieg im Bereich „Business Equipment“.
  • Die Industrieproduktion nahm 2011 um 4,1 % zu. Damit war 2011 ein weiteres überdurchschnittlichesProduktionsjahr. Das Vorrezessionsniveau der Produktion wurde im Jahresdurchschnitt noch um 6,2 % unterschritten.

1. Die US-Industrie zeigt sich nach wie vor weitgehend unbeeinflusst von schwächeren Produktionsentwicklungenin Europa (europäische Schuldenkrise) und Asien (Naturkatastrophe in Thailand).Die Industrieproduktion stieg im Dezember nach einem Rückgang im Vormonat nahezu erwartungsgemäß um0,4 % an (Bloomberg-Umfrage: 0,5 %, DekaBank: 0,3 %). Ein stärkerer Produktionsanstieg blieb aufgrundeines Sondereffekts aus: Unüblich milde Wintertemperaturen besonders an der Ostküste verringerten die Heizaktivitätund damit das Produktionsniveau der Versorger. Die Kapazitätsauslastung der Industrie stieg auf78,1 % (Bloomberg-Umfrage: 78,1 %, DekaBank: 78,0 %).

2. Der negative Wachstumsbeitrag der Versorger betrug rund 0,3 Prozentpunkte. Verhältnismäßigkräftig war dagegen die Produktionsentwicklung im verarbeitenden Gewerbe. Hier nahm die Produktionum 0,9 % zu – der stärkste Anstieg seit Dezember 2010. Insbesondere die Chemieindustrie aber auch derMaschinenbau trugen hierzu wesentlich bei. Von den größeren Industriezweigen sank die Produktion nur imBereich Transport. Hierbei dürfte ein negativer Rückpralleffekt zu starken Vormonatsanstiegen vorgelegenhaben.

3. Durchaus erfreulich ist der Produktionszuwachs in der Produktgruppe „Business Equipment“. Insgesamtstieg hier im vierten Quartal die Produktion um 2,4 % gegenüber dem Vorquartal. Dies ist verhältnismäßigkräftig und signalisiert für sich genommen eine überdurchschnittliche Investitionstätigkeit der Unternehmen.Aufgrund von Sondereffekten, die in dieser Statistik nicht berücksichtigt werden, gehen wir gleichwohlweiterhin davon aus, dass nach dem extrem starken Anstieg der Ausrüstungsinvestitionen im dritten Quartalim folgenden Quartal nur eine sehr schwache Zunahme der Investitionen vorgelegen haben dürfte.

4. Zum zweiten Mal in Folge fällt derJahresrückblick für die Industrieproduktionerfreulich aus. Nach einem Zuwachs um 5,3 % imVorjahr stieg die Produktion 2011 um 4,1 %.Gleichwohl wurden die Produktionsrückgänge der Jahre2008 und 2009 noch nicht wettgemacht. DasProduktionsniveau lag im Jahresdurchschnitt um 6,2 %niedriger als im Durchschnitt 2007. Vermutlich wirddieses Produktionsniveau erst 2013 wieder erreicht werdenkönnen.

5. Nach zuletzt eher enttäuschenden realwirtschaftlichen Indikatoren (Einzelhandelsumsätze, Handelsbilanz)kann im Falle der Industrieproduktion durchaus von einer überraschend positiven Entwicklunggesprochen werden. Das Ausmaß der makroökonomischen Überraschungen (sowohl nach obenwie auch nach unten) ist aber vernachlässigbar und liegt im üblichen Unschärfebereich von Prognosen. Einunmittelbarer Anpassungsbedarf, unsere Wachstumsprognosen zu verändern, liegt folglich zurzeit nicht vor.Wir erwarten weiterhin einen moderaten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 2,3 % in diesemund von 2,5 % im kommenden Jahr.

Rudolf Besch

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