Kommentar
10:58 Uhr, 12.10.2011

Welt: OECD-Frühindikatoren weiterhin im Rezessionsmodus

  • Der OECD Composite Leading Indicator ist im August um 0,6 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Dervon uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft nahm im gleichen Zeitraum um 0,3 % mom ab.Der Frühindikator der Schwellenländer stieg ein weiteres Mal um 0,2 % gegenüber dem Vormonat an.
  • Gemessen an der tatsächlichen Aktivität liefern die Frühindikatoren in diesem Jahr beständig Fehlsignale.Von dem Beginn einer zeitnahen globalen Rezession künden die Produktionsdaten der Industrie nicht. Solangeallerdings die Frühindikatoren sich weiterhin verschlechtern, kann keine Rezessions-Entwarnung gegebenwerden.

1. Die Gefahr einer erneuten globalen Rezession scheint weiterhin nicht gebannt zu sein. Die heutevon der OECD veröffentlichten Frühindikatoren sorgen zumindest nicht für Entspannung. Im August ist derOECD Composite Leading Indicator um 0,6 % gegenüber dem Vormonat gesunken. Dies entsprachsowohl dem Rückgang im Monat zuvor als auch unseren Erwartungen. Die Jahresveränderungsrate des Frühindikatorsverringerte sich im August auf -1,4 %, den tiefsten Stand seit August 2009.

2. Wie üblich werden von der OECD nicht nur Frühindikatoren für die OECD-Länder berechnet, die vorwiegendden etablierten Industrieländern zuzurechnen sind, sondern auch für mehrere gewichtige Schwellenländer.Fasst man die Frühindikatoren der Schwellenländer zu einem Indikator zusammen, dann stieg dieserIndikator um 0,2 %. Dieser Zuwachs entspricht nahezu der Entwicklung des Indikators seit März dieses Jahres.Der Frühindikator der Industrieländer verringerte sich um 0,7 % gegenüber dem Vormonat. Fasst man die Frühindikatoren aller Länder zusammen, dann sank der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaftim August zum zweiten Mal in Folge um 0,3 %.2 Rückgänge in dieser Größenordnung gab es in denvergangenen knapp 40 Jahren in konjunkturellen Aufschwungphasen noch nicht.

3. Eine Länderwanderung in unserem Quadranten-Schema (siehe Anhang) blieb auch in diesem Monat nahezuaus. Insbesondere die schwergewichtigen Länder verharrten in ihrem jeweiligen Quadranten.Neu ist, dass sich die Länder Südkorea und Indonesien in einer Abwärtsbewegung befinden. In beiden Fällenist der jeweilige Rückgang des Frühindikators im Vormonatsvergleich aber sehr gering. Vor einem Monat hattenwir befürchtet, dass der Frühindikator für die US-Wirtschaft in den Quadranten „labil“ aufgrund der niedrigenJahresveränderungsrate rutschen würde. Dieser Rutsch blieb aufgrund von Aufwärtsrevisionen vorerstaus.

4. Nach wie vor deuten die globalen Frühindikatoren den zeitnahen Beginn einer globalen Rezessionan. Nur, die Volkswirtschaften scheinen sich bislang nicht daran halten zu wollen. Der globale Frühindikatorhat gegenüber der Weltindustrieproduktion einen zeitlichen Vorlauf von ca. drei Monaten. Gemessen anhistorischen Zusammenhängen hätte die Weltproduktion seit Mai dieses Jahres kaum noch wachsen dürfenund ab August schrumpfen müssen. Tatsächlich ist zwischen Mai und August eine durchaus kräftige Produktionsentwicklungfestzustellen. Anfangs ließen sich diese abweichenden Entwicklungen noch mit den Folgender japanischen Naturkatastrophe erklären. Der daraus entstandene positive Rückpralleffekt dürfte aber aufglobaler Ebene bereits im Juli kaum noch eine bestimmende Rolle gespielt haben. Das bisherige Auseinanderklaffenzwischen dem Frühindikator und der tatsächlichen Aktivität hat in diesem Jahr noch keineeinmalig historisch großen Ausmaße erreicht. Das Auseinanderklaffen fällt aufgrund der unterschiedlichenVorzeichen aber umso mehr auf. Solange sich die Frühindikatoren weiterhin tendenziell südwärtsentwickeln, kann trotz ihrer in diesem Jahr schlechten Prognoseeigenschaft keine Rezessions-Entwarnung gegeben werden.

Rudolf Besch

Anhang
OECD- (sowie Nicht-OECD-)Länder: Wirtschaftliche Einschätzung über OECD CLI (August)

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