Warum Investoren im Rekordtempo aus Kommunalanleihen fliehen
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Investoren von Kommunalanleihen - eigentlich eine konservative Truppe, die Achterbahnfahrten bei ihren Assets möglichst zu vermeiden suchen - wurde in diesem Jahr kräftig die Suppe versalzen. Der Markt für US-Kommunalanleihen ist spektakulär abgestürzt.
Bislang flossen 2013 knapp 53 Mrd. US-Dollar aus Kommunalanleihen ab, allein im dritten Quartal, als die Spekulationen um das Tapering der Fed hochkochten und Anleihen-Werte kräftig durchgeschüttelt wurden, lagen die Nettokapitalabflüsse laut Thomson Reuters bei 32 Milliarden Dollar.
Die „US-Municipal Bonds“ sind besonders ob ihrer Steuerbegünstigung beliebt, die Zinszahlungen sind von der US-Einkommenssteuer ausgenommen. Außerdem lassen sich damit auf bequeme Weise Risiken über mehrere Städte und Bundesstaaten streuen. Die Anleihen bieten darüber hinaus oft Zinsen über dem Marktniveau. Zu Zeiten schwachen Wirtschaftswachstums, lockerer US-Geldpolitik und niedriger Zinsen für relativ sichere Anlagen wie US-Staatsanleihen ist das für Anleihekäufer in der Tat von Reiz.
Doch dann brachen die Bankrotterklärungen der US-Städte ins Kontor. Die kalifornischen Städte Vallejo, Stockton und San Bernandino schlüpften unter den Gläubigerschutz Chapter 9 des US-Insolvenzrechts. Die Pleite von Detroit Mitte des Jahres sorgte für weitere Verunsicherung. Doch Puerto Rico stellt alle in den Schatten. Es mehrten sich die Sorgen, dass Puerto Rico nicht in der Lage sein wird, seine Schulden zurückzuzahlen. Rund 70 Milliarden US-Dollar an Schulden des US-Außengebiets, 19.000 Dollar pro Bürger, die sich in Dreiviertel aller Kommunalanleihen-Investmentfonds befinden, stehen aus.
Aber im Gegensatz zu Detroit ist Puerto Rico nicht gewillt, seine Probleme mit unpopulären Maßnahmen, wie etwa Steuererhöhungen, anzugehen. Nicht einmal bei den aufgeblähten staatlichen Personalkosten wird gespart. Angesichts der enormen Armutsquote und langfristigen Schrumpfung der Beschäftigung ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die Verschuldung weiter ausdehnt. Die Ratingagentur Moody`s hat vergangene Woche Puerto Ricos Anleihen auf Ramschstatus herabgestuft. Nach Ansicht der Kreditwächter wird das Land nicht in der Lage sein, seine Schulden zurückzuzahlen und ist von einem weiteren Wirtschaftsabschwung bedroht, falls nicht strukturelle Reformen angegangen werden.
Weitere schlechte Nachrichten verschärfen die Marktturbulenzen. Puerto Rico hat zusätzlich Swap- und Kreditvereinbarungen, die Verpflichtungen von nochmals bis zu einer Milliarde Dollar beinhalten. Dabei war die Nachfrage nach puerto-ricanischen Anleihen in den vergangen Jahren stets hoch und viele Angebote waren überzeichnet. Die Anleihen des Inselstaats sind dreifach steuerbefreit. Das heißt, die Zinsen, die den Investoren gezahlt werden, sind frei von kommunalen, staatlichen und Bundessteuern. Dies trug zusammen mit den höheren Zinsen, die Puerto Rico wegen seiner finanziellen Schwierigkeiten zahlen muss, in den Jahren 2011 und 2012 dazu bei, dass die Renditen für die Investoren in den ganzen USA kräftig nach oben schossen.
Nun aber geistern die wertlosen 52 Milliarden Dollar Anleihen im 3,7-Billionen-Dollar großen Kommunalanleihenmarkt umher und verbreiten Unsicherheit. Die Verstimmung am Anleihenmarkt wurde allerdings nicht nur von Fragen zu den Finanzen von Städten und Ländern befeuert. Im Mai und Juni sind mit der Ankündigung einer Drosselung des Anleihekaufprogramms der US-Notenbank die Langfrist-Zinsen in die Höhe geschossen und hatten damit für fallende Anleihekurse gesorgt. Der Bank of America Merrill Lynch „Master Kommunal Index“ ist seither um 2,8 % gesunken, und wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird er das Jahr im roten Terrain beenden. Das erste Mal seit 2008. Der Index für Anleihen mit Laufzeiten von mindestens 22 Jahren rutschte fast 6 % ab.
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